Der Wiener Christian Meidlinger ist zum neuen Präsidenten des österreichischen Schwimmverbandes (OSV) gewählt worden. Der 48-jährige Vorsitzende der Gewerkschaft der Wiener Gemeindebediensteten setzte sich mit seiner Liste beim OSV-Verbandstag in Linz gegen den Wiener Agenturinhaber David Ungar-Klein durch.
Stimmberechtigt waren 79 Schwimmvereine mit insgesamt 139 Stimmen. Bei drei Enthaltungen entfielen auf die Meidlinger-Liste 104, auf jene von Ungar-Klein 32 Stimmen.
Meidlinger ist damit der Nachfolger des , dessen Amtszeit über zwei Perioden bzw. acht Jahre gegangen ist. Der Familienvater aus Wien legt mit Übernahme der OSV-Präsidentschaft seine Präsidentschaft im Wiener Landesschwimmverband zurück.
Keine Revolution, dafür alte Sesselkleber
Die Revolution im Schwimmverband ist damit ausgeblieben. Ungar-Klein hätte mit seiner Liste einen radikalen Schnitt in einem der erfolgreichsten österreichischen Sommersportverbände bewirkt. Als Fachwarte wären etwa für Schwimmen Maxim Podoprigora und für Synchronschwimmen Lisbeth Mahn tätig geworden. Als Jugend-Referent war Thomas Narnhofer nominiert, als Referent für die Kommunikation Vorstand-Athleten Dominik Dür. Allesamt sind sie ehemalige bzw. auch eben erst zurückgetretene österreichische Leistungsschwimmer.
Darauf legte Ungar-Klein in seiner Wahlrede auch Wert. "Ich kann sie nur ersuchen, einen Paukenschlag zu erwirken", sagte er. "Es ist die Chance, einem jungen Team eine Chance zu geben. Sie alle wollen ihr Know-how weitergeben. Ich will mit vereinten Kräften innerhalb der österreichischen Schwimm-Familie etwas bewegen. Ich kann ihnen garantieren, sie werden im Jahr 2016 Medaillen sehen, sie werden Finalplatzierungen sehen. Ich werde ihnen diese Erfolge garantieren, und dafür stehe ich."
"Wahl ist Niederlage für den Sport"
Der 40-Jährige war in den vergangenen zwei Wochen bei Vereinen und Landesverbänden in Österreich auf einer "fact finding mission" gewesen, erst am Dienstag entschied er sich zum Antreten. "Ich habe versucht, mich für die Sportler einzusetzen, im Sinne des Sports zu handeln und mit kompetenten Mitarbeitern, Athleten und Trainern eine Zukunftsvision umzusetzen", meinte Ungar-Klein nach der von ihm verlorenen Abstimmung. "Die Wahl heute ist eine Niederlage für den Sport."
Österreich sei demnach noch nicht bereit, festgefahrene Verbandsstrukturen für den Sport aufzugeben. Die Olympischen Spiele in London hätten gezeigt, dass es dringend Änderungen geben müsse. Ungar-Klein: "Ich war der erste, der diese Herausforderung annehmen wollte und hoffe, dass viele weiter Verbände nachfolgen."
"Schwimmsport aus Negativ-Schlagzeilen bringen"
Im Schwimmverband hat nun jedenfalls für vier Jahre Meidlinger und sein Team die Möglichkeit, etwas zu bewegen. Und das kündigte der 48-Jährige auch an. "Mein Ziel ist es, den Schwimmsport aus den negativen Schlagzeilen zu bringen. Ich glaube, dass uns das gemeinsam in vier Jahren gelingen kann", sagte der Abgeordnete zum Wiener Landtag- und Gemeinderat in seiner nach jener von Ungar-Klein gehaltenen Wahlrede. Erst am Donnerstag nach dem Rücktritt Schauers war Meidlinger vom OSV-Vorstand kontaktiert worden, am Freitag entschied er sich für die Kandidatur.
Schon beim Wiener Verband, dessen Führung er nach gut zwei Jahren nun abgeben wird, habe er in Richtung Transparenz gearbeitet. Der Familienvater zweier Kinder gab auch an, die am Verbandstag kritisierten OSV-Statuten sowie die Finanzgebarung der 2005 gegründeten "Pool des OSV GmbH" einer Prüfung unterziehen zu wollen. Meidlinger hat in seiner Rede auch die Sportler erwähnt. "Wir werden mit den Spitzenschwimmern die Kommunikation aufnehmen", erklärte der neue OSV-Chef. "Wie können wir Kindern, Jugendlichen das geben, was sie brauchen, um aus der Breite die zukünftige Spitze zu bilden?"