Welt
"Massaker von Srebrenica war auch Versagen der UNO"
Heute vor 25 Jahren fiel eine serbische Armee in der bosnischen Stadt Srebrenica ein. Mehr als 8.000 Menschen wurden getötet.
Bei einer Trauerfeier in der Opfergedenkstätte Potocari haben Bosnien-Herzegowina und politische Vertreter aus aller Welt des Massakers von Srebrenica vor 25 Jahren gedacht. Hinterbliebene der Opfer, bosnische Spitzenpolitiker und ausländische Diplomaten legten Blumen am Denkmal nieder.
Hohe ausländische Staatsgäste meldeten sich per Video-Botschaften, etwa von UN-Generalsekretär António Guterres, EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen, Bundespräsident Walter Steinmeier und US-Außenminister Mike Pompeo.
Erster Genozid in Europa nach 1945
Bei dem Massaker im ostbosnischen Srebrenica waren vom 11. Juli 1995 an etwa 8.000 muslimische Männer und Jungen von bosnisch-serbischen Verbänden ermordet worden. Die im Bosnienkrieg (1992-1995) verübte Gräueltat gilt als der erste Völkermord auf europäischem Boden seit dem Ende des Zweiten Weltkrieges 1945.
Die Vorsitzende des Opferverbandes Mütter von Srebenica, Munira Subacic, forderte auf der Gedenkfeier Gesetze in Bosnien, die die Leugnung des Völkermords unter Strafe stellen. "Ohne Wahrheit und Gerechtigkeit gibt es keinen Frieden", sagte sie.
Wegen Völkermord verurteilt
Das Internationale Jugoslawien-Tribunal in Den Haag (ICTY) verurteilte die zwei Hauptdrahtzieher des Massakers, den damaligen bosnisch-serbischen Präsidenten Radovan Karadzic und den damaligen bosnisch-serbischen Armeeführer Ratko Mladic wegen Völkermords zu langen Haftstrafen. Spitzenpolitiker im serbischen Landesteil von Bosnien, der Republika Srpska, leugnen den Genozid bis heute.
In einem Interview mit der deutschen "taz" spricht die Historikerin Marie-Janine Calic über den Völkermord und die Frage, wie es so weit kommen konnte. Sie sieht darin auch ein Versagen der UNO, die das Gebiet um Srebrenica zur Schutzzone erklärt hatte und eigentlich beschützen hätte sollen.
Bisher wurden die sterblichen Überreste von knapp 6.900 Opfern des Massakers gefunden und identifiziert. Zahlreiche weitere Familien wissen bis heute nicht, wo ihre ermordeten Angehörigen sind.