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Mary Poppins reloaded: Über-Nanny wieder gefragt

Heute Redaktion
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1964 spazierte (oder eher schwebte) Julie Andrews ins Banks-Haus, in "Mary Poppins' Rückkehr" ist jetzt Emily Blunt dran. Der Check: Was kann die Neue?

"Supercalifragilisticexpialigetisch": Zungenbrecher, Kindheitserinnerung, Kultmovie. Mary Poppins, das strenge Kindermädchen hat Stil und (zur Freude aller) ein Händchen für fantastische Geschichten - jetzt ist sie wieder dringend gefragt.

Mary Poppins' Rückkehr - Trailer

Ab 20. Dezember schwimmen ihre ehemaligen, mittlerweile erwachsenen Schützlinge Michael und Jane Banks nach einem privaten Schicksalsschlag (der hier nicht verraten wird) im Schuldenmeer. Logisch, dass Mary da angeflogen kommt und sich selbst, die beiden sowie Michaels Nachwuchs für "Mary Poppins' Rückkehr" (insgesamt für vier „Golden Globes" nominiert, Oscarchancen sind da die logische Folge) in Szene setzt. Die Fortsetzung basiert auf den sieben "Mary Poppins"-Nachfolgewerken, welche die australische Autorin P. L. Travers (1899-1996) verfasst hat.

Das ist neu

Eine famos aufspielende Emily Blunt überzeugt mit hochgezogener Augenbraue, Ironie und Charme. Dafür gibt's vorerst einmal eine "Golden Globe"-Nominierung ("Best Performance by an Actress in a Motion Picture - Musical or Comedy"). Blunt hielt sich für ihre Darbietung eher an die Romanfigur von P. L. Travers, ist also durchaus vor allem anfangs ein wenig steifer als ihre Vorgängerin von 1964.

Ebenfalls goldig könnte Blunts Co-Spieler Jack glänzen: ein singaffines Gaslampen-Männlein, das als ehemaliger Lehrling von Ikone Bert (mehr dazu siehe weiter unten) Mary unter die Arme greift bzw. Licht ins Dunkel bringt. Gespielt wird Jack von Lin-Manuel Miranda, seineszeichens das Genie hinter dem Hip-Hop-Broadway-Hit "Hamilton".

Michael (Ben Whishaw) und Jane (Emily Mortimer) sind im London der 1930er Jahre mittlerweile erwachsen, nun dürfen Jacks Kids mit Mary ins Land der Fantasie eintauchen. Dabei entpuppt sich Colin Firth als wenig lustiger Zeitgenosse - weitere stargespickte Auftritte, die es in sich haben, sind jene von Meryl Streep, Angela Lansbury oder Julie Walters. Aber: Ohrwürmer à la "A Spoonful of Sugar", "Chi-Chim-Cheree" oder "Supercalifragilisticexpialidocious" fehlen klar, obwohl "Can You Imagine That" ganz süß daherkommt.

Das ist altbewährt

Er kann es nicht lassen: Original-Schornsteinhüpfer Bert kehrt als Mr. Dawes Jr. zurück - heißt: Dick Van Dyke (der 1954 gleichzeitig Mr. Dawes gespielt hat) hat ein Auge auf die (wie immer zeitlose) Geschichte.

Angeblich musste der nun 92-Jährige den Disney-Machern mehrere Tausend Euro hinblättern, um beim Sequel dabei sein zu dürfen. Hat sich ausgezahlt! Regisseur Rob Marshall (drehte unter anderem 2002 schon mit "Chicago" auf) verknüpft reale Filmszenen mit Disneys altbekannten Zeichentrick-Sequenzen - ein wahrliches Fest für das innere Kind. Und dass dank Mary Poppins zum Ende hin immer alles gut wird, ist sowieso irgendwie klar.

...und das bleibt

Eine (Weihnachts)Geschichte mit Herz sowie ein 130-minütiger Ausflug in ein Universum der Magie, das sich trotz düsteren und scheinbar hoffnungslosen Momenten heiter, ehrlich und kindlich präsentiert. Es bricht einem fast das Herz, wenn die Erwachsenen die Welt nicht mit Kinderaugen sehen können – und lässt einen dann aber freudestrahlend zurück, wenn die Kleinsten den Großen zeigen, wie's geht.

"Mary Poppins' Rückkehr" wird wahrscheinlich nicht so einschlagen wie das Original (Geht das überhaupt?), aber macht das Leben ein Stückerl bunter und l(i)ebenswerter.