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"Marvel's Iron Man VR" im Test: Einmal Superheld sein

Ist es das letzte große VR-Abenteuer der aktuellen Konsolen-Generation? Mit "Marvel's Iron Man VR" gibt es Superhelden-Stoff für PlayStation VR.

Rene Findenig
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    Eines der spannendsten Elemente des VR-Titels ist, dass man mit Iron Mans Anzug nicht nur Fliegen und Kämpfen, sondern ihn auch umgestalten und aufrüsten kann.
    Eines der spannendsten Elemente des VR-Titels ist, dass man mit Iron Mans Anzug nicht nur Fliegen und Kämpfen, sondern ihn auch umgestalten und aufrüsten kann.
    Sony PlayStation

    Die Zeit der Superhelden ist lange nicht vorbei. Mit den "Avengers" am Horizont hat man nun für Sonys PlayStation-VR-Brille schon ein neues Abenteuer, um die Wartezeit zu überbrücken. Und tatsächlich spielt sich das Abenteuer durchaus wie ein echter Superheld: Man hat wahrlich das Gefühl, in die Hightech-Rüstung von Tony Stark zu schlüpfen und die Kontrolle über einen schwer bewaffneten Anzug zu übernehmen. Allerdings kommen bei der Technik der Virtuellen Realität hier auch einige Probleme zum Vorschein, mit denen der echte Superheld wahrscheinlich nicht so sehr zu kämpfen hat.

    Doch von Anfang an. "Marvel's Iron Man VR" liefert als großen Pluspunkt eine Handlung, die weder in den Comics noch den Filmen bisher in dieser Form vorkam. Als Tony Stark beziehungsweise Iron Man agiert man zwar mit vielen bekannten Charakteren wie Nick Fury und Virginia "Pepper" Potts oder wandelt in bekannten Schauplätzen wie der Luxus-Villa oder dem Stark-Tower des Milliardärs und Playboys, erlebt dabei aber eine neue Story. In dieser kommentiert die geistige Stimme von Tony Stark oft das Geschehene, agiert quasi als Erzähler.

    Tolle Erzählung mit bekannten Elementen

    Zum Auftakt des Spiels hat Stark seine Karriere als Waffenproduzent aufgegeben und - nach einem Zeitsprung - seiner "besseren Hälfte" Pepper Potts die Leitung seines Unternehmens übertragen. Während diese sich noch die Haare über Starks Entscheidung raufen könnte, wird ihr Flugzeug von einer mysteriösen Hackerin namens "Ghost" angegriffen - und das ausgerechnet mit Waffen aus dem Ex-Arsenal von Stark Industries. Das bildet den Auftakt zur ersten Mission in "Marvel's Iron Man VR": Wir legen die Rüstung an und müssen Pepper Potts aus dem stark beschädigten Flugzeug retten.

    Stellen den Großteil der Gegner dar: Verschiedene Drohnen in "Marvel's Iron Man VR".
    Stellen den Großteil der Gegner dar: Verschiedene Drohnen in "Marvel's Iron Man VR".
    Sony PlayStation

    Nicht nur der Auftakt ist großes Kino. Im Verlauf des Abenteuers zeigt sich schnell, dass der Angriff kein Zufall war und jemand die Absicht hat, Tony Stark mit seinen aufgegebenen Waffen zu schlagen. Daraus entspinnt sich eine nette Story, in der der Superheld von einem dunklen Teil seiner Verganngenheit eingeholt wird. Kenner der Filme und Comics werden dabei zahlreiche Andeutungen an die jahrelange Karriere von Iron Man vorfinden, aber auch die Selbstzweifel, Gewissenskonflikte und vor allem die Gefühlswelt von Tony Stark noch besser kennenlernen.

    Gutes Gameplay mit Schwierigkeiten

    Eines zeigt schon die erste und auch jede andere Mission: Es fühlt sich einfach (soweit das möglich ist) sehr authentisch an, die VR-Rüstung des Superhelden anzulegen und wie Iron Man zur Rettung der Erde oder der Liebsten auszurücken. Das flüssige Gameplay und die leicht zu steuernde Spielfigur werden aber immer wieder durch kleinere Macken unterbrochen, deren Grundproblem gar nicht im Game selbst, sondern der PlayStation-VR-Technik liegt. Auffallendster Part: Als Iron Man schießt man etwa mit vor den Körper gestreckten Handflächen-Repulsoren auf Feinde. Diese Repulsoren werden über die Move-Controller gesteuert, was die Sache knifflig macht.

    Hält man als Spieler die Move-Controller vor den Körper und dabei vor das VR-Headset, stockt das Kamera-Tracking durch die Blockierung des direkten Wegs zur PlayStation-Kamera immer mal wieder für einige Sekundenbruchteile. Das führt zwar kaum zu Spiel-Unterbrechungen oder gescheiterten Missionen, reißt aber doch merklich aus der Immersion. Weiteres Thema ist die Drehung im Spiel. Wer auf das Blickwinkel-Wechseln per Move-Buttons setzt, ärgert sich mehr als nur einmal darüber, dass keine flüssigere, durchgängigere Drehung möglich ist. Altbekannt ist das Kabel-Problem: Bei Kopfbewegungen merkt man einfach, dass man per Headset an ziemlich viele Kabel gebunden ist.

    Abseits der VR-Technik grandios

    Beim Gameplay selbst setzt Sony auf einen tollen Trio-Mix aus Kampf, Erkundung/Aufrüstung und Erzählung. Anfangs braucht das Fliegen mit dem Tech-Anzug noch etwas Übung, die Steuerung ist aber leicht zu lernen und mit etwas Training saust man auch mit akrobatischen Manövern durch die Wolken. Dazu gibt es eine für VR-Verhältnisse spektakuläre Grafik, die auch einige Nicht-VR-Abenteuer alt aussehen lässt. Keine Mängel gibt es auch bei der tollen Musik- und Soundeffekt-Untermalung, der gut gelungenen Sprachausgabe und der stabilen Bildwiederholrate. Einzig: Greift man nach Objekten und Co. in der Umgebung, reagieren fast ausschließlich nur Missions-relevante Gegenstände darauf. Andere bleiben verwurzelt oder man greift wie ein Geist hindurch.

    Eines der spannendsten Elemente des VR-Titels ist, dass man mit Iron Mans Anzug nicht nur Fliegen und Kämpfen, sondern ihn auch umgestalten und aufrüsten kann. Das geht soweit, dass sich ganze Waffen- und Technik-Systeme, etwa Laser gegen Raketen, die Repulsor-Typen oder der Arc-Reaktor komplett ausbauen und tauschen lassen. Die Punkte dazu sammelt man beim Abschluss von Missionen, die sich dann aufgrund der getauschten oder aufgerüsteten Technik auch wiederum fast vollständig neu anfühlen. Im Lauf des Spiels, aber auch durch die Bestellung der verschiedenen Editionen des Spiels, schalten sich außerdem nicht nur neue Waffen und Teile, sondern auch ganze Anzug-Looks aus Comics und Filmen frei.

    Super spannend, bis auf die Ladezeiten

    Die Kampf- und Flugsteuerung wiederum ist eingängig: Hände ausstrecken bedeutet meist, in eine Richtung zu fliegen, per Handfläche-nach-vorne lassen sich die Repulsoren abfeuern und per Handrehung nach unten die anderen Waffensysteme. Solche Steuerungsprinzipien gibt es einige, das Spiel stellt sie aber nach und nach vor und sie lassen sich leicht merken. Überraschend sind zwei Dinge: Die äußerst lange Spielzeit von zehn Stunden für einen Durchgang und das Dreifache, bis man alle Waffensysteme und Rüstungselemente beisammen hat, trifft auf eine extrem lange Ladezeit. Wäre diese zwischen den Missionen - kein Problem!

    Allerdings lädt das Spiel teilweise über eine Minute lang, wenn man von einem Raum eines Gebäudes in eine andere Umgebung tritt. Weil diese Bildschirme anders als die Ladebildschirme vor Missionen nur schwarz sind, denkt man da anfangs an Abstürze des Spiels. Als Gegner des Spiels treten zumeist verschiedene Drohnen und einige Panzer auf, die zwar nicht allzu abwechlungsreich ausfallen, aber tolle Ziele für unsere Kampffähigkeiten abgeben. Geflogen wird übrigens nicht frei, sondern von Punkt zu Punkt, doch auch das macht jede Menge Spaß. Alles in allem ist "Marvel's Iron Man VR" ein gelungenes Superhelden-VR-Abenteuer - in dem man sich meist tatsächlich im Kampfanzug von Iron Man fühlt.