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"Mario Strikers: Battle League Football": Kickt rein
Vergesst alle Regeln, ab jetzt wird unfair gekickt. "Mario Strikers: Battle League Football" für Nintendo Switch stellt Fußball auf den Kopf.
Nachdem wir das neue "Mario Strikers: Battle League Football" für Nintendo Switch bereits anzocken durften, ist nun das fertige Spiel dar und wir dürfen unseren Vorschaubericht in den folgenden Zeilen um unsere Testeindrücke erweitern. Los geht's! Gewalt kennt man auf der Nintendo Switch ja eher weniger, vor allem, wenn es sich um einen Titel rund um Nintendos liebstes Vorzeige-Maskottchen Mario handelt. Im neuen "Mario Strikers: Battle League Football", dem mittlerweile dritten Teil der Videospiel-Reihe, wird dieser Vorsatz aber über Bord geworfen. Gespielt wird darin zwar Fußball, allerdings ohne Regeln.
Schiedsrichter gibt es keinen, dafür umso mehr Ramm-Attacken von hinten, Fußtritte ins Gesicht der Gegner, Stöße in die stromführenden Feld-Begrenzungen und allerlei mehr. Seit dem letzten Teil der Serie dauerte es dieses Mal rund 15 Jahre, bis sich Fans wieder in ihre Trikots werfen und nun auf der Nintendo Switch den Platz betreten dürfen. Klassisch bietet auch das neue Game kaum eine wirkliche, geschweige den große oder fesselnde, Geschichte. Das neue "Mario Strikers" versetzt die Spieler auf einen fremden Planeten, auf dem in einigen Arenen gegeneinander beinharte Fußball-Matches gespielt werden.
Grafisch ein absoluter Leckerbissen
Bei den Arenen stehen dabei jede Menge bekannte "Mario"-Welten bereit, vom Pilzkönigreich bis hin zum Spukschloss. Eine Besonderheit: Pro Match können bis zu zwei Welten gewählt werden, je eine Spielfeld-Seite wird dann mit je einer Welt dekoriert. Dabei handelt es sich um allein optische Abwechslung, die allerdings gelungen ist. Nicht nur die Stadionhälfte ist schön der gewählten Spielwelt nachempfunden, auch die jubelnden Fans unterscheiden sich je nach gewählter Welt. So feuern mal Toads, mal Shy Guys und mal ein paar Geister die Spieler auf dem Feld kräftig an. Wirklich schön: die Grafik.
Überraschend und beeindruckend detailliert sind die Videosequenzen gelungen. Sowohl beim Spiel im Handheld-, als auch im TV-Modus sehen Mario und seine Kumpels knackscharf aus, die Ränge der Tribünen sind prallvoll mit jubelnden Fans und die Kamerafahrten zeigen spektakuläre Aufnahmen des Platzes, der Spieler und der Fans, die selbst nach dem 20. Mal noch nicht langweilig werden. In Sachen Kamera, Effekte und Inszenierung erlebt man mit dem neuen "Mario Strikers" eine Offenbarung, die man bei diesem Titel eigentlich so gar nicht erwartet hätte. Umso fantastischer spielt sich das Game.
Verschiedene Figuren mit jeweils unterschiedlichen Stärken
Am Beginn eines Matches dürfen sich der oder die Spieler jeweils ihre Mannschaft selbst zusammenstellen, wobei vier gegen vier gekickt wird. Klasse: Bis zu acht Zocker dürfen lokal an nur einer Nintendo Switch mit- und gegeneinander zocken, auch online ist das Zusammenspiel möglich. Bei Vollbesetzung übernimmt jeder Spieler eine Spielfigur, sind es weniger Gamer, springt die KI ein. Ebenfalls von der KI gesteuert werden die Torhüter, wobei der Nutzer nur einige wenige Aktionen wie Abstöße und Ballwürfe mit ihnen ausführen darf. Parieren und Abdecken des Tores ist aber Sache des Computers.
Als Spielfiguren am Feld stehen einige klassische Charaktere wie Mario selbst, Luigi, Prinzessin Peach, Toad und Yoshi zur Auswahl. Jede der Figuren verfügt dabei über verschiedene Stärken. So ist Mario der Allrounder, Bowser besonders stark bei Tacklings und dafür etwas langsamer oder Rosalina sehr schnell, dafür aber weniger durchsetzungsstark in Zweikämpfen. Man findet schnell heraus: Der Mix macht die Mannschaft! Für schnelle Spiele zwischendurch ohne E-Sport-Anspruch wird man aber bei der Zusammenstellung kaum Fehler machen, denn es geht primär um den Spaß und weniger um die Balance.
Trotz einer Prise Taktik bleibt es anfängerfreundlich
Was anfangs recht taktisch klingt, verharmlost sich im Spiel nämlich schnell. Wer zum Beispiel einen "Tank" mit Bowser zum Foulen der Gegner in die Mannschaft holt und dazu noch Rosalina als schnelle Einnetzerin haben will, hat nicht zwingend einen Vorteil. Bei mit menschlichen Spielern besetzten Matches können sich die Spielfiguren zwar entsprechend aufteilen – also Bowser als Abwehr und Rosalina als Angriff, beim Spiel mit KI-Kumpanen allerdings laufen alle Figuren quer über den Rasen und halten kaum ihre angedachte Position ein. Taktisch wird es also nicht allzu komplex, es bleibt anfängerfreundlich.
Während das Ziel Fußball-gemäß natürlich gleich bleibt, nämlich den Ball möglichst am überragend reagierenden Torhüter vorbei ins Netz zu klatschen, unterscheidet sich der Weg dahin entscheidend von anderen Sportspielen. Das nämlich aus zwei Gründen: Einerseits sind ohne Schiedsrichter alle möglichen Fouls erlaubt, andererseits kommen Mario-typisch am Feld auch jede Menge Items zum Einsatz. In Sachen Fouls bleibt es trotz brutaler Manöver wie Tritte direkt ins Gesicht und Ramm-Attacken, die die Spieler wortwörtlich ummähen, Blut- und Verletzungs-frei und damit doch noch kinderfreundlich.
Items stiften witziges und typisches Chaos am Rasen
Eingestreut werden in den Matches ganz klassische, sammelbare Items, die geschickt eingesetzt werden können, um den Gegner zur Weißglut zu treiben. Bananen lassen die Spieler am Feld ausrutschen, Bomben sprengen den Stürmer vor seinem Torschuss ein paar Meter weg, der Stern macht uns kurze Zeit unbesiegbar und lässt uns die Konkurrenten reihenweise überlaufen, Panzer ziehen den Spielern die Beine unter dem Körper weg und Pilze verleihen und einen kurzfristigen Tempo-Schub. Ein witziges Element ist, dass etwa Bananen auch Teammitglieder und nicht nur Feinde ausrutschen lassen können.
Eine Besonderheit stellen auftauchende rot-goldene Sphären am Rasen dar. Wer diese einsammelt, darf zeitlich begrenzt einen besonders starken "Hyperschuss" auslösen. Dazu braucht es wieder etwas Taktik: Der ballführende Spieler muss einige Sekunden unbedrängt sein, da der Schuss sonst von Gegnern per Foul unterbrochen werden kann. Gelingt das, muss der Spieler zudem auf einer eingeblendeten Leiste einen bewegenden Pfeil genau in die beiden markierten Bereiche bringen, um einen unhaltbaren Schuss abzufeuern, ansonsten kann der Ball per schnellem Button-Druck vom Gegner gehalten werden.
Fantastisch inszenierte Szenen machen jede Menge Laune
Bei jedem Hyperschuss werden zudem Comic-haft inszenierte und besonders spektakuläre Videosequenzen eingeblendet, die jede Menge Action zeigen. Auch nach der Abgabe des Schusses sieht die Grafik spektakulär aus, wenn sich Bälle etwa Entflammen und wild kreisend dem Tor nähern oder so heftig auf den Goalie zusteuern, dass das Gras unter dem Ball einfach abrasiert wird. In Sachen Inszenierung muss sich das neue "Mario Strikers" keinesfalls verstecken, die Effekte machen viel Laune und bleiben außerdem mit nur wenigen Sekunden kurz genug, dass sie auch auf Dauer nicht störend wirken.
Achja, fast vergessen: Wird ein Tor per Hyperschuss erzielt, was aufgrund des nötigen Timings anfangs gar nicht so leicht ist, zählt dieses doppelt. Die Motivation dazu ist enorm, denn jede Spielfigur verfügt über andere Animationen und lädt entsprechend dazu ein, das Manöver ausprobieren zu wollen. Generell spielt Timing eine wichtige Rolle im Game, denn es kann nicht nur wild gefoult, sondern auch ausgewichen, pariert und gekontert werden. Rast der Konkurrent per Blutgrätsche heran, kann man das mit perfektem Timing umgehen, den Ball schnappen und ein Tor erzielen. Dazu braucht es aber Übung.
Toll umgesetztes Tutorial lernt Spielern jede Kleinigkeit
Wer Meister von "Mario Strikers: Battle League Football" werden will, muss sich allerdings überraschend tief in die Steuerung und die Mechaniken reingraben. Keine Sorge: Anfänger erzielen mit nur ein paar Button-Befehlen schnelle Erfolge, für komplexe Spielzüge und vor allem die Umgehung von Fouls wird es aber komplex. Toll umgesetzt ist dabei ein eigener Tutorial-Modus, der von Anfänger bis Experte jede Menge Übungen bereithält. In den meisten Fällen geht es dabei um recht knackige Timing-Aufgaben, da diese aber nett in Matches integriert werden, macht der Anleitungs-Modus Spaß.
Auch eine Art simples Skill-System hat "Mario Strikers" zu bieten. Durch gespielte Matches lassen verschiedene Ausrüstungsgegenstände wie Helme oder Handschuhe für die Spielfiguren sammeln, die in den Menüs den Spielfiguren angelegt werden können. Sie verändern unsere Fußball-Heldinnen und -Helden nicht nur optisch, sondern stärken auch verschiedene Attribute wie Tempo, Stärke und Technik. Bei insgesamt elf verschiedenen Figuren und jeder Menge Items wird man dabei einige Zeit beschäftigt sein, bis man wirklich alles in "Mario Strikers: Battle League Football" freigespielt hat.
Weniger Spielfiguren, dafür aber mehr Action
Etwas kurios ist, dass die Auswahl an Spielfiguren im Vergleich zum Vorgänger auf rund die Hälfte geschrumpft ist – die Hoffnung lebt aber, dass Nintendo da noch Updates mit neuen Spielern und Spielerinnen nachliefert. Apropos geschrumpft, auch das Spielfeld hat sich etwas verkleinert, was für dynamischere Matches und noch mehr Action in den Zweikämpfen innerhalb der knappen Zeitlimits sorgt. Spielerischen Leerlauf gibt es in den Partien keine mehr, mit dem richtigen Riecher und schnellen Reaktionen können nun gegnerische Mannschaften leichter überlaufen oder ausgekontert werden.
Überschaubar ist derzeit noch die Anzahl verschiedener Modi. Möglich sind bisher Einzelspiele (mit bis zu acht Spielern auf einer Nintendo Switch oder aber online!), Pokalturniere mit drei aufeinander folgenden Matches und der Strikers Club, in dem man sich online in 20er-Gruppen zusammenschließen kann, um jeweils eine Woche lang gegen andere Teams anzutreten und den eigenen Club sowie das Stadion zu verschönern. Wir warten jedenfalls gespannt auf weitere Inhalte, denn im Kern ist "Mario Strikers: Battle League Football einfach saukomischer Fußball mit jeder Menge Action und einem hohen Partyfaktor.