"Mario & Luigi: Brothership" als Fest der Freundschaft

Das neue "Mario & Luigi: Brothership" für die Nintendo Switch setzt als sechste Ausgabe die "Mario & Luigi"-Reihe fort. Auf das neue Rollenspiel mussten Nintendo-Fans allerdings lange warten, denn der letzte Teil, "Mario & Luigi: Paper Jam", erschien im Jahr 2015, also beinahe vor zehn Jahren. Die Handlung von "Mario & Luigi: Brothership" ist nicht nur humorvoll, sondern auch überraschend tiefgründig. Die Reise durch Konektania führt die Spieler durch eine Vielzahl von Umgebungen, von bunten Wiesen bis hin zu dunklen, geheimnisvollen Orten.

Die Charakterentwicklung, insbesondere die Beziehung zwischen Mario und Luigi, wird im Laufe der Geschichte immer stärker beleuchtet. Dabei werden auch emotionale Themen angesprochen, die für ein Mario-Spiel ungewöhnlich sind – Eifersucht, Selbstzweifel, Stress. Aber: Natürlich überwiegt der typische Mario-Humor, es regnet Gags an allen Ecken und Enden und trotz untypischer Szenen macht das Rollenspiel einfach nur jede Menge Spaß. Was nicht heißt, dass wir die ernsteren Ansätze der Macher nicht zu schätzen wüssten.

Eine der besten Mario-Geschichten seit vielen Jahren

In Sachen Handlung zeigt sich das Rollenspiel fantastisch – Tiefgang, Emotionen, Witz, das haben Fans nach den alten Rollenspielen schmerzlich vermisst. Die Geschichte beginnt zwar typisch für ein Abenteuer in der Mario-Welt, wartet aber mit liebevoll herausgearbeiteten Charakteren und unvorhersehbaren Wendungen positiv auf. Mario und Luigi werden mit einigen weiteren Bewohnern des Pilz-Königreichs von einem seltsamen Licht in die Welt von Konektania versetzt, wo der alles verbindende Baum in der Mitte der Karte zerstört wurde und die Kontinente des Landes nun unkontrolliert auseinanderdriften.

Zwar haben die Bewohner der Welt Hoffnung, dass ein neuer Baum den zerstörten ersetzen und die Welt zusammenhalten kann, dazu müssen Mario und Luigi aber erst die Inseln des Landes wieder näher zueinander bringen und miteinander verbinden. Verbinden ist aber nicht nur erzählerisch das Motto, auch das gesamte Gameplay dreht sich um Freundschaft und das Zusammenbringen, was zusammen gehört. Kurz: Es handelt sich um eine der besten Mario-Geschichten seit vielen Jahren, die uns auch einige brandneue Figuren vorstellt, die uns meist sofort ans Herz wachsen.

Gelungene Gameplay-Mischung mit kleinen Schwächen

Das Gameplay zeigt eine gelungene Mischung, mit einigen Schwächen. Das rundenbasierte Kampfsystem ist zwar bekannt, bietet aber neue Elemente wie die "Brüder-Attacken", die eine noch bessere Koordination zwischen den beiden Brüdern erfordern. Die Bosskämpfe sind besonders herausfordernd und erfordern oft kreative Lösungsansätze. Die Welt von Konektania ist zudem voller Geheimnisse und versteckter Orte. Das Suchen nach Sternenmünzen und anderen Sammelobjekten sorgt für zusätzliche Motivation. Und die Rätsel sind gut in die Spielwelt integriert, fordern die Spieler sowohl logisch als auch physisch heraus.

Das Gameplay wird allerdings gelegentlich durch repetitive Aufgaben unterbrochen, die den Spielfluss bremsen können. Zudem ist die Steuerung nicht immer präzise, was insbesondere bei bestimmten Aktionen, bei denen es um Genauigkeit geht, zu Frustration führen kann. Gehen wir ins Detail: Die beiden Brüder schlüpfen im Spiel in die Rolle von Seefahrern, die mit ihrer Heimatinsel Kapitarbora Strömungen auf der Weltkarte entlangfahren können. Kommt man an Inseln vorbei, kann man sich per Schifsskanone an Land schießen lassen. Das Vorankommen ist damit nicht komplett linear, viel Freiheit bei der Erkundung hat man aber ebenfalls nicht.

Super Gameplay-Dynamik und witzige "Brüderaktionen"

Das Gameplay auf den Inseln selbst wiederum kennt man allzu gut, einige Neuerungen gibt es trotzdem. Die Inseln werden zum Teil über Plattformer-Passagen erkundet, neue Zugänge und Geheimnisse sind oft hinter kleineren Rätseln versteckt, deren Lösung die Zusammenarbeit der beiden Brüder erfordert. Deren Steuerung ist eine Besonderheit, denn die Spielerin oder der Spieler steuern Mario und Luigi zeitgleich – die Bewegung ist synchronisiert, je zwei der vier Aktions-Tasten lassen Mario und Luigi springen oder mit einem Hammer angreifen. Abgerundet wird das durch Brüder-Aktionen, bei denen die Brüder gemeinsam Spezialfähigkeiten zeigen.

Als Mario-Luigi-Ball passt das Duo durch Röhren, als Ufo kann es Abgründe überfliegen. Die Aktionen sind ungewohnt, aber spaßig. Die Macher haben es außerdem geschafft, Luigi mehr Eigeninitiative zu verpassen. Kommen Spieler als Mario bei einem Rätsel nicht weiter, liefert sein grüner Bruder gerne Hinweise oder entwickelt plötzlich eine ganz neue Fähigkeit. Zudem hält sich Luigi nicht stur an die Bewegungen von Mario, sondern weist auf Objekte hin, sammelt Items ein und unterstützt Mario, indem er ihn als eine Art Trampolin höher als alleine springen lassen kann. Speziell wird es, wenn sich die Brüder für eine Passage trennen müssen.

Grafik von "Mario & Luigi: Brothership" ist ein Augenschmaus

Das Game bietet zahlreiche Gelegenheiten, bei denen die Aktionen beider Brüder räumlich getrennt voneinander notwendig sind. An Mario liegt es da beispielsweise, über Plattformen zu springen, die Luigi währenddessen für ihn in die richtige Position rücken muss. In diesen Fällen wird Luigi, wenn er am Bildschirm nicht mehr sichtbar ist, in einem kleinen Insert-Fenster angezeigt, damit man die Situation immer im Blick hat. Kämpfe aktivieren sich gewohnt, indem man in einen Feind in der Spielwelt läuft – dann wechselt das Spiel zur Kampfansicht. Gewohnt sind die Kampf- und Unterstützungsmöglichkeiten stark limitierte, durch nett animierte Kampf-Attacken macht das aber dennoch Spaß.

Neben Angriffs-, Ausweich- und Kontermöglichkeiten gibt es als Highlight auch die "Paarattacken", bei denen Mario und Luigi gemeinsam angreifen, was in Form eines Minispiels aktiviert werden muss. Das hält die Angriffe auch bis zum Spielende frisch. Außerdem lassen sich per Effektsteckern besondere Buffs aktivieren. Die Grafik von "Mario & Luigi: Brothership" ist indes ein Augenschmaus. Die detailreichen Umgebungen und die liebevoll animierten Charaktere erwecken die Welt von Konektania zum Leben. Das Spiel bietet verschiedene Schwierigkeitsgrade, sodass sowohl Gelegenheitsspieler als auch erfahrene Rollenspieler auf ihre Kosten kommen. Der Soundtrack ist eingängig und passt perfekt zur jeweiligen Stimmung. Besonders hervorzuheben sind die stimmungsvollen Musikstücke während der Bosskämpfe.

"Mario & Luigi: Brothership" als Fest der Freundschaft

Die Charaktere sind wiederum die Seele des Spiels. Neben Mario und Luigi treffen die Spieler auf eine Vielzahl von Nebencharakteren, die alle ihre eigene Persönlichkeit haben. Die Dialoge sind witzig und charmant und tragen maßgeblich zur Atmosphäre bei. "Mario & Luigi: Brothership" ist ein Spiel, das sowohl auf bewährte Elemente der Serie zurückgreift als auch neue Ideen einführt. Die "Brüderattacken" sind ein Beispiel für eine gelungene Neuerung, während die grundlegende Struktur der Kämpfe vertraut bleibt. Im Vergleich zu früheren Teilen der Serie bietet der Titel eine gute Mischung aus Tradition und Innovation. Die Handlung ist ernster und die Charaktere komplexer als in den Vorgängern.

"Mario & Luigi: Brothership" ist ein gelungenes Rollenspiel, das sowohl Fans der Serie als auch neue Spieler begeistern wird. Die humorvolle Geschichte, das abwechslungsreiche Gameplay und die liebevolle Präsentation machen das Spiel zu einem echten Highlight. Trotz einiger kleiner Schwächen ist "Brothership" ein Muss für alle Freunde von "Mario und Luigi". "Mario & Luigi: Brothership" ist ein Spiel, das sowohl unterhält als auch zum Nachdenken anregt. Es ist eine gelungene Hommage an die klassische Serie und ein weiterer Beweis dafür, dass die "Mario"-Reihe auch nach so vielen Jahren noch immer innovative und spannende Spiele hervorbringen kann.