Spieletests

"Mario Kart Live" im Test: Wohnzimmer als Rennstrecke

"It's-a Me, Mario!" Der Kult-Klempner mit seinem Kart darf auch in der Realität durchstarten. "Heute" hat "Mario Kart Live: Home Circuit" getestet.

Rene Findenig
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    "It's-a Me, Mario!" Der legendäre Klempner mit seinem Kart darf mit '"Mario Kart Live: Home Circuit" auch im realen Leben durch die Gegend düsen.
    "It's-a Me, Mario!" Der legendäre Klempner mit seinem Kart darf mit '"Mario Kart Live: Home Circuit" auch im realen Leben durch die Gegend düsen.
    Heute

    Nintendo setzt sein "Super Mario"-Spielerlebnis in der Realität fort. Nach "Lego Super Mario" mit eigens zu bauenden Levels verschlägt es Mario und Luigi in "Mario Kart Live: Home Circuit" wie in den "Mario Kart"-Spielen auf die Rennstrecke. Das allerdings sowohl auf Nintendos Hybrid-Konsole Switch, als auch im eigenen Wohnzimmer. Gesteuert werden die kultigen Rennfahrer dabei zwar auf der Switch, die physischen Karts flitzen dabei aber in den eigenen vier Wänden herum.

    Wie funktioniert das? Nötig sind für die spaßigen Rennen sowohl eine Switch-Konsole, als auch ein Paket des Spiels "Mario Kart Live: Home Circuit" um rund 110 Euro. Das Paket selbst enthält dabei neben der Mario- oder Luigi-Figur im Kart nicht viel: Zu finden sind nur vier Karton-Tore, mit denen die Strecken gebaut werden, sowie zwei Karton-Leitplanken und ein USB-A auf USB-C Ladekabel, mit dem das Kart entweder über die Switch oder einen anderen USB-Anschluss geladen werden kann.

    Alles läuft ganz simpel ab

    Die zugehörige Spielesoftware findet sich kostenlos im Nintendo eShop. Die Inbetriebnahme ist in Sekunden erledigt: Spiel auf der Switch starten, den Zündknopf am Spielzeug drücken und mit der Kamera am Spiel-Kart den angezeigten QR-Code am Switch-Bildschirm scannen. So wird das Kart mit dem Spiel gekoppelt – bei künftigen Starts muss nur noch der Zündknopf am Kart gedrückt werden. Schon kann es losgehen mit den Fahrversuchen und dem Anlegen der Strecken.

    Die Steuerung selbst zeigt sich ebenso simpel: Per A-Taste an der Switch wird beschleunigt, per B-Taste gebremst und der Rückwärtsgang eingelegt, mit X gehupt und mit der L1-Schultertaste werden Extras aktiviert. Dazu zählen "Mario Kart"-typisch das Aulegen von Bananenschalen, das Werfen von Schildkrötenpanzern oder das Boosten mit Power-Pilzen, um den Gegnern das Renn-Leben schwerzumachen. Cool: Spieler bekommen nach dem Tutorial eine virtuelle Rennlizenz mit einem Selfie von sich ausgestellt.

    Die eigene Kreativität ist gefragt

    Beim Streckenbau selbst gibt es nur eine Vorgabe: Die vier enthaltenen Tore mit den Ziffern 1 bis 4 müssen in genau dieser Reihenfolge durchfahren werden, wobei der Streckenverlauf der eigenen Fantasie überlassen ist. Einsteiger können ohne Probleme Kreis-, Achter- oder Viereck-Kurse legen, Kreativere aber auch den virtuellen Red Bull Ring nachbauen oder die Strecke mit Tunneln aus Möbelstücken und Gegenständen ergänzen. Wichtig ist nur, dass der Startpunkt auch wieder dem Endpunkt entspricht, es muss sich also um Rundkurse handeln. Die Karton-Tore können an den Rändern auch mit Büchern und Co. beschwert werden, damit sie bei Crashes nicht verschoben werden.

    Sind die Tore aufgestellt, startet auf der Switch das Kursanlegen auch virtuell: Ein Helfer schmiert die Kartreifen im Spiel mit Farbe ein, dann muss der Spieler die in der Realität angelegte Strecke möglichst präzise im digitalen Spiel nachfahren. Nach einer Runde ist das erledigt und die Rennen können starten. Bei den Rennen selbst bietet "Mario Kart Live: Home Circuit" gleich mehrere Modi, die sich in Einzel- und Mehrspieler-Rennen einteilen lassen. Auch der Mehrspieler-Modus läuft übrigens lokal ab, einen Online-Multiplayer gibt es nicht.

    Jeder Spieler braucht eine Switch

    Wer lokal gegen bis zu drei weitere Spieler antreten möchte, braucht insgesamt vier Switch-Konsolen, denn ein Kart kann nur mit je einer Konsole gesteuert werden. Schade, denn ein lokales Rennen über Split-Screen mit nur einer Konsole, bei der jeder Spieler sein Kart über je einen Joy-Con steuert, wäre grandios gewesen. Spielbar sind letztlich neben einem Freifahr-Modus auch Einzelrennen auf selbstgebauten Strecken, Rennen gegen die Zeit und einen Rekord-"Geisterfahrer" sowie "Grand Prix"-Rennen, bei denen drei Rennen hintereinander absolviert werden, bis der Champion nach Punkten feststeht.

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    Geschickt umgesetzt wurden auch die verschiedenen Motorenklassen, die auch in den rein virtuellen "Mario Kart"-Spielen zu finden sind. Mit 50cc zuckelt das Kart eher gemächlich über den Wohnzimmerboden, mit 100 oder 150cc gehts schon ganz flott zu und mit 200cc schießt das Kart blitzschnell durch die Gegend. Aber Vorsicht: Je schneller es wird, umso mehr Platz ist notwendig – und schon im langsamsten Modus kann ein Zimmer schnell zu klein für die Rennstrecke werden. Rund zwei mal zwei Meter sollte man da als absolutes Minimum einplanen, mehr als das Doppelte bei der höchsten Motorenklasse und kreativeren Streckenverläufen.

    Mix aus Realität und Spielwelt am Display

    Die beiden höchsten Motorenklassen werden übrigens erst nach und nach mit eingefahrenen Erfolgen durch gewonnene Rennen und gute Platzierungen freigeschaltet. Ebenso bekommt man immer neue Looks für das Kart und den Fahrer sowie neue Hupgeräusche spendiert. Nach dem anfänglichen typischen "Mario Kart"-Outfit braust man dann gerne mal als Bauarbeiter mit Helm auf einer Betonwalze herum und lässt die Hupe röhren. Ein Highlight des Spiel-Erlebnisses ist, was am Switch-Bildschirm während der Rennen zu sehen ist (siehe auch im Video oben!).

    Im Grand Prix beispielsweise sieht man über die Kart-Kamera zwar das eigene Wohnzimmer mit der Strecke am Switch-Bildschirm, darüber werden aber Augmented-Reality-Elemente wie Bowser Jr. und die Koopalinge als Renn-Gegner, Piranha-Pflanzen und Steinblöcke als Hindernisse und die ?-Blöcke mit Spezial-Items wie den Panzern und Bananenschalen gelegt. Damit die Strecke noch mehr Abwechslung bekommt, gibt es außerdem Level-Designs, die aus der Wohnung einen wilden Dschungel, eine verschneite Eislandschaft oder sogar ein Spukhaus macht. Auch Münzen für Zusatzpunkte sind auf der virtuellen Ausgabe der Strecke zu finden.

    Karts reagieren real auf Spiel-Geschehen

    Beim Gameplay zeigt sich "Mario Kart Live: Home Circuit" hervorragend. Wie in den Spiele-Klassikern kommen auch hier viele Mechaniken wie der Blitzstart mit durchdrehenden Reifen, das Bewerfen und Stoppen von Gegnern mit Spezialwaffen wie dem gefürchteten roten Schildkrötenpanzer und das Auftauchen von gefährlichen Hindernissen wie Piranha-Pflanzen und Blitzkugeln zum Einsatz. Nicht alles, aber vieles wird dabei auch vom physischen Kart widergespiegelt: Bei einem Treffer von einem Panzer stoppt das Kart auf der Strecke kurz, bei einem neu einsetzbaren Sturm wird es in eine Richtung gesogen.

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    Natürlich macht es auch Spaß, gegen andere menschliche Gegner mit einem zweiten Kart anzutreten, da dann die Auswirkungen von Bomben und Bananen viel deutlicher an den Karts sichtbar werden – wer allerdings glaubt, allzu viel Blicke auf die physische Strecke werfen zu können, der irrt. Durch das rasante Tempo und die im Rennfieber doch schmalen Tore haftet der Blick um auf der Strecke zu bleiben eher auf dem Switch-Bildschirm. Die realen Geschehnisse sind dann eher für Zuschauer ein Spaß, denn dem Spieler bleiben nicht mehr als verstohlene Blicke auf die rasenden Karts.

    Geniales Konzept wird zur Platzfrage

    Der Kreativität sind mit "Mario Kart Live: Home Circuit" keine Grenzen gesetzt, dem Einsatz allerdings schon. Wer sich für das Spiel interessiert, sollte über ausreichend Platz im eigenen Zuhause verfügen, der gerade in vielen kleineren Wohnung einfach nicht vorhanden ist. Das Konzept selbst ist allerdings genial: In wenigen Minuten sind die Karts aktiviert und die Strecke aufgebaut, ein Strecken-Umbau dauert dann nur noch Sekunden. Etwas länger brauchen übrigens die Karts, ist die Batterie einmal leerm zum Laden: Nach etwas mehr als zwei Stunden ist der Akku wieder voll, gespielt werden kann dann bis zu zwölf Stunden.

    Beim Spielen – egal ob im Handheld-Modus oder den TV-Modus – muss sich "Mario Kart Live: Home Circuit" keineswegs vor den bisherigen Rennspielen der Serie verstecken. Nicht nur dass so gut wie alle "Mario Kart"-Mechaniken auch hier ins Spiel integriert wurden, die meisten wie die Motorenklassen und der Item-Einsatz haben auch direkt sichtbare Auswirkungen auf die physischen Karts. Auch die Rennstrecke mit Karton-Toren wird am Switch-Display durch die AR-Elemente schnell zum Hingucker und die Steuerung ist simpel und präzise ausgefallen. "Mario Kart" in Augmented Reality: Das funktioniert so grandios, dass man versucht ist, die riesige Couch dauerhaft aus dem Wohnzimmer zu verbannen, um Platz für die Rennstrecke im Wohnzimmer zu haben!