Szene
Saoirse Ronans Queen ist Hollywood-Spitze
In "Maria Stuart, Königin von Schottland" pokern Saoirse Ronan und Margot Robbie um Britannien. Vor 10 Jahren wäre dieser Film noch unmöglich gewesen.
Maria Stuart (beeindruckend: Saoirse Ronan), gerade einmal 19, kehrt von Frankreich, wo sie aufwuchs, in die schottische Heimat zurück. Man schreibt das Jahr 1560 und Maria war ein Jahr lang Königin von Frankreich, bis ihr Mann starb. Nach der Heimkehr will sie den ihr rechtmäßig zustehenden Thron von Schottland übernehmen, aber im Norden von Großbritannien freut man sich nicht über die Rückkehr der Königin.
Wenn die Königin weg ist, tanzen die Männer auf dem Tisch
Die 19-Jährige will sich weder vom Halbbruder, der ohne sie ganz gut regiert hat, noch von der Kirche auf den Kopf spucken lassen. Das Haupt des Landes ist immerhin sie, seit ihr Vater starb als sie sechs Tage alt war. Doch für König und Vaterland sind die Herren nur dann bereit zu kämpfen, wenn ihnen der König auch passt. Also wird stattdessen intrigiert und jede Seite versucht, die junge Maria an die Kandare zu nehmen.
Das größte Hindernis für Maria ist, dass sie eine Frau ist. Heiraten und Kinder bekommen sollte, geht es nach den hohen Herren, ihr höchster Zweck sein. Wie macht das nur Marias Großtante in England, Elizabeth I. (Margot Robbie), die schon seit Jahren sicher das Szepter in der Hand hält?
Kind und Schönheit gegen Macht und Einfluss
Elizabeth ist kinderlos, ihre rechtmäßige Erbin wäre Maria. Das sieht die Engländerin auch ein, aber in England wird ebenfalls intrigiert und auch dort hat die Schottin keine Freunde. Als Maria auch noch ein Kind bekommt und Elizabeth durch die Pocken verunstaltet wird, verschärft Eifersucht die Beziehungsprobleme der verwandten Monarchinnen, die sich im echten Leben nie begegnet sind und im Film ein kurzes, schicksalhaftes Treffen haben.
Tailer: Maria Stuart, Königin von Schottland
Maria Stuart, Königin von Schottland rollt das Leben der vielbeschriebenen Monarchin neu auf. Theaterregisseurin Josie Rourke liefert in ihrem ersten Film bombastische Bilder, die an Shekhar Kapurs "Elizabeth" erinnern. Rourke legt eine beeindruckende Arbeit ab, nur bei wenigen Unsicherheiten fällt ihre fehlende Routine auf. Hin und wieder ist sie ein bisschen zu bemüht, ihr fehlt Kapur Gravitas. Auch bei den Kampfszenen könnte auffallen, dass sie noch kein alter Kino-Hase ist. Highlights wie der vielleicht brutalste Leinwand-Mord des Jahres 2019 machen das dafür wieder wett.
Verletzlich, sexy und stark: Saoirse Ronan spielt sich an die Spitze
Saoirse Ronan darf eine Maria spielen, die ökumenisch, schwulen- und transgenderfreundlich sowie feministisch ist. Die 24-Jährige schafft es als schottische Königin verletzlich, sexy und stark gleichzeitig zu sein und spielt Filmpartnerin Margot Robbie an die Wand. Allerdings ist auch deren Leistung nicht von schlechten Eltern. Denn pockennarbig und alternd wagt sie sich in ein neues Revier. Nur ganz so gut wie Ronan ist sie eben trotz beeindruckend dicker Schminke doch nicht.
Wie #metoo die Geschichte neu schreibt
Die Geschichte von Maria Stuart ist bereits oft verfilmt worden. "Maria Stuart, Königin von Schottland" zeigt die tragische Monarchin nun von einer neuen Seite. Die Details sind (fast) alle historisch korrekt, trotzdem ist der Film viel mehr ein Spiegel unserer Zeit als der Tudor-Epoche, in der die starken Königinnen lebten und starben. Noch vor zehn Jahren hätte es diesen Film, so nicht gegeben. Im Mittelpunkt steht die Königin. Es ist ihr gottgegebenes Recht. Die Männer können neben ihr nur die zweite Geige spielen. "Maria Stuart, Königin von Schottland" braucht keinen männlichen Alibi-Hauptdarsteller.
Mann werden oder Frau bleiben
"Verbeuge dich vor niemandem", steht auf dem Filmplakat des englischen Originals. Die zwei unterschiedlichen Königinnen gehen vollkommen anders mit ihrer Macht um. Elizabeth erklärt im Film ihre Strategie. Sie gebärdet sich als "Mann in einer Männerwelt". Maria hingegen versucht, Frau zu bleiben. Das kostete ihr den Kopf.
"Maria Stuart, Königin von Schottland" läuft ab 17. Jänner in den österreichischen Kinos.
Unser Fazit:
via GIPHY (lam)