Wien

Zwei Jahre nicht daheim – 900 € Fernwärme-Nachzahlung

Andreas Q. (31) war zwei Jahre nicht daheim. Trotzdem soll er 900 Euro für Fernwärme nachzahlen – und künftig 300 Euro pro Monat berappen. 

Heute Redaktion
Die Fernwärme hat im Spätsommer ihre Preise angepasst und Kunden müssen nun noch tiefer ins Börserl greifen. Andreas Q. allerdings war nie zu Hause, sagt er – und soll trotzdem knapp 1.000 Euro nachzahlen.
Die Fernwärme hat im Spätsommer ihre Preise angepasst und Kunden müssen nun noch tiefer ins Börserl greifen. Andreas Q. allerdings war nie zu Hause, sagt er – und soll trotzdem knapp 1.000 Euro nachzahlen.
Karl Schöndorfer / picturedesk.com

Andreas Q. (31) wohnt seit knapp zehn Jahren in der Rabengasse (Wien-Landstraße) in einem Gemeindebau auf 39 Quadratmetern. Von Mai 2020 bis Mai 2022 lebte er fast ausschließlich bei seiner Freundin. Er wollte für diese Zeit zunächst die Fernwärme für seine Wiener Wohnung abmelden. Aber man informierte ihn, das gehe nur, wenn er die Wohnung abmelde – das kam für ihn nicht in Frage. Er bezahlte weiterhin Miete und Fernwärme, alles lief gut.

Dann kam nun im Herbst eine Mitarbeiterin von Techem zu ihm, um die Zählerstände abzulesen. Lapidare Auskunft des Ablesers: "Da werden Sie wohl eine Nachzahlung leisten müssen". Andreas Q. wusste um die Energiekrise und von den steigenden Preisen. Er rechnete mit maximal 100 Euro. Dann kam die Rechnung von Wien Energie: 900 Euro sollte er nachzahlen! Zugleich wurde sein Vorschreibung erhöht. Statt der bisherigen 90 Euro alle zwei Monate, sollte er nun 600 Euro alle zwei Monate zahlen.

"Keiner übernimmt Verantwortung"

"Das kann ja nicht stimmen, dass das so teuer ist", war sich Andreas Q. sicher und rief bei der Wien Energie an, die die Rechnung erstellt hatte. Wien Energie verwies ihn an Techem, Techem verwies ihn an die Wien Energie, die verwies ihn an Techem. "Kurzum, es war eine ewige Schuldzuweisung, die Verantwortung wurde hin und her geschoben". Er wollte es wenigstens verstehen. Aber er bekam weder von Techem noch von Wien Energie eine nachvollziehbare Auskunft, so Andreas Q. Die Firma Techem erklärte gegenüber "Heute": "Techem ist für die Preisgestaltung und Abrechnung nicht verantwortlich und in diesem Fall nicht der richtige Ansprechpartner".

Andreas Q. hatte zuletzt drei schwere Schicksalsschläge zu verkraften, sein Erspartes war in dieser Zeit stark geschmolzen. "Ich kann mir das nicht leisten", sagte er gegenüber der Service Hotline der Wien Energie – er solle einfach bezahlen, so die Mitarbeiterin in der Hotline. Es sei eben so. 

Der Verbrauch ist massiv gestiegen

Die Sprecherien Lisa Grohs von Wien Energie sagte dazu im Gespräch mit "Heute": "Wir entschuldigen uns bei Herrn Q., dass er bisher keine zufriedenstellende Auskunft bekommen hat. Der Verbrauch von Herrn Q. ist so massiv gestiegen, da es sich hier um eine Nachverrechnung des Verbrauchs der letzten drei Jahre handelt. Seit 2019 konnte in dieser Wohnung keine Ablesung durchgeführt werden. 2020 wurde Corona-bedingt keine Hauptablesung durchgeführt, im Jahr 2021 hatten wir leider keinen Zutritt zur Wohnung (zwei Termine wurden angeboten). Im Mai 2022 konnte nun eine Hauptablesung durchgeführt werden."

Das System erkennt die Hintergründe für Verbrauchsänderungen nicht

Die Teilbetragsvorschreibung erfolge automatisiert. Das System könne leider nicht erkennen, was der Hintergrund von Verbrauchsveränderungen ist, so Lisa Grohs. Es nehme also den letztverrechneten Verbrauch als Jahresverbrauch an und berechne damit die neuen Teilbeträge.

Die Wien Energie bietet Andreas Q. an, die Teilbeträge auf Basis des durchschnittlichen Verbrauchs der letzten drei Jahre inklusive Warmwasser auf 222 Euro zu reduzieren. Mit der Ablesung im Frühjahr 2023 würde dann wieder die Abrechnung auf Basis des tatsächlichen Verbrauchs erstellt. Wichtig sei, dass er alle Ablesungen in Zukunft wahrnimmt und ermöglicht, um solche Situationen künftig zu vermeiden – gerade und auch, wenn die Wohnung nicht bewohnt wird, so der Tipp der Wien Energie.

Andreas Q. hat sich entschieden, das Angebot anzunehmen: "Mir bleibt nichts anderes übrig". Nun im Februar aber hat Herr Q. wieder eine Rechnung von 601 Euro erhalten, für die Monate Jänner und Februar. "Wie soll ich sowas zahlen?", fragt er sich.

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