Drama hinter Gittern

Mann rettet Leben, muss lebenslang hinter Gitter

Ein 41-Jähriger stand wegen einer Messerattacke in einem Wiener Beisl vor Gericht. Dort schilderte er eine dramatische Lebensrettung im Häf’n.

Christian Tomsits
Mann rettet Leben, muss lebenslang hinter Gitter
Der schon oft inhaftierte Angeklagte bewahrte den frisch eingelieferten Axt-Killer vor dem Tod.
Sabine Hertel/privat

Am 18. Mai endete ein leutseliger Abend in einem Wiener Café mit einem beinahe tödlichen Blutbad. Völlig ohne Vorwarnung hatte ein achtfach vorbestrafter Lokalgast (41) nach "sieben Bier, Bacardi-Cola und mehreren Jägermeistern" nacheinander drei Männer mit einem Messer attackiert.

Die Klinge soll der betrunkene Stammkunde (rund 2 Promille) von hinter der Bar geholt haben, dann rammte er sie laut Anklage einem Sitznachbarn in den Nacken, verletzte anschließend die beiden Herren, die dem lebensgefährlich verletzten Opfer zu Hilfe eilten.

"Ich war erst kürzlich aus der Haft rausgekommen und das Trinken nicht mehr gewohnt. Bei Jägermeister werde ich immer unkontrolliert", gab der ehemalige Kellner und Häf’n-Veteran reumütig eine absichtliche Körperverletzung zu, will sich jedoch nicht mehr an alles erinnern können.

Verteidiger Michael Dohr und Detlev Baumgarten, der eines der Opfer vertrat.
Verteidiger Michael Dohr und Detlev Baumgarten, der eines der Opfer vertrat.
Sabine Hertel

Einen Vorfall von vor zwei Wochen konnte er hingegen nicht vergessen: In der Justizanstalt habe er vor zwei Wochen einem Mithäftling das Leben gerettet. "Das war bei uns auf der Krankenstation, wo ich als Hausarbeiter tätig bin. Ich fand den gerade erst frisch Eingelieferten am Klo und übernahm die Erstversorgung", schilderte der Angeklagte.

Der schwerverletzte Mann war "Heute"-Infos zufolge niemanden geringerer als der "Axt-Killer" aus Wien-Favoriten. Der 45-Jährigen hatte gestanden, in Wien-Favoriten seinen "Schatz", einen 17-jährigen Callboy, im Drogenrausch regelrecht zerhackt zu haben – wir berichteten. Er kam zwei Tage nach der Tat in die Justizanstalt Josefstadt.

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"Man sieht: Mein Mandant ist ein hilfsbereiter Mensch, der leider in betrunkenen Zustand die Kontrolle verloren hatte. Er wollte jedoch nie jemanden töten", so Top-Jurist Michael Dohr zu "Heute". Die Geschworenen konnte er nicht überzeugen. Das Urteil: Lebenslange Haft.

"Unfassbar“, tobte Michael Dohr, der mit einem flammenden Plädoyer für seinen Mandanten gekämpft hatte. Am Ende fiel das Urteil der Geschworenen mit der Höchststrafe unerwartet hart aus. "Urteile gleichen in Österreich mittlerweile einem Würfelspiel" meldete der Anwalt sofort Nichtigkeitbeschwerde und Berufung an. "Weder die Zurechnungsfähigkeit noch die Notwehr wurde in den Fragen an die Geschworenen berücksichtigt", ärgerte er sich. Das Urteil ist nicht rechtskräftig.

Axt-Killer flüchtete nach Bluttat zur Schwester

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    Mit einer Axt soll der mutmaßliche Mörder seinen Freund erschlagen haben.
    Mit einer Axt soll der mutmaßliche Mörder seinen Freund erschlagen haben.
    privat

    Auf den Punkt gebracht

    • Ein 41-jähriger Mann steht wegen einer Messerattacke in einem Wiener Café vor Gericht, bei der er nach starkem Alkoholkonsum drei Männer verletzte
    • Trotz seiner reumütigen Geständnisse und der Schilderung einer kürzlichen Lebensrettung in der Justizanstalt droht ihm lebenslange Haft, wobei die Unschuldsvermutung gilt
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