ESC-Star Nemo polarisiert

Mann, Frau, oder Non-binär – jetzt klärt Experte auf

Songcontest-Sieger Nemo setzt mit seinem Song ein Statement. Alle reden über "Non-binäre Geschlechtsidentität" - doch was genau ist das?

Annika Fried

Von der Schulklasse bis zum Pensionisten-Stammtisch - viele verbindet ein neues Thema: Wie viele Geschlechter gibt es eigentlich, wie divers ist unsere Welt? Der Schweizer Eurovision Songcontest-Gewinner Nemo sorgt für diesen Gesprächsstoff: Er identifiziert sich selbst als "non-binäre" (auch "nicht-binäre") Person. Mit seinem Siegerlied "The Code" erzählt er seine Geschichte und setzt ein starkes Zeichen für mehr Toleranz und Akzeptanz.

Doch was bedeutet "non-binär" eigentlich und mit welchen Herausforderungen sind Personen, die sich mit diesem Begriff identifizieren, konfrontiert?

Zwischen Geschlechtern oder auch außerhalb

Kurz zusammengefasst : Non-binäre Menschen identifizieren sich weder als Mann noch als Frau. Ihre Geschlechtsidentität kann männliche oder weibliche Anteile haben, zwischen beiden Geschlechtern liegen oder auch ganz außerhalb dieser Kategorien sein. Für Personen, die sich als "non-binär" identifizieren, gibt es immer noch viele Herausforderungen im Alltag und einige Bereiche, in denen keine Gleichberechtigung vorherrscht. Psychologe und Psychotherapeut Mag. Bernhard Gracner spricht mit "Heute" über die Thematik:

Heute können wir darüber reden, dass es mehr als 2 Geschlechter gibt und nicht nur das binäre System – Frau und Mann. Da geht ein erheblicher Leidensdruck einher für Menschen, die sich als "non-binär" fühlen, weil sie sich immer wieder in der Gesellschaft erklären müssen.
Mag. Bernhard Gracner, MSc.
Praxis für Personenzentrierte Psychotherapie Wien

Psychologe spricht von "großem Leidensdruck"

Der Alltag non-binärer Personen ist oft ein Kampf, erklärt der Psychologe. Eine große Angst, sagt Mag. Bernhard Gracner, sei die vor schlimmen Konsequenzen durch ein Outing. Viele Betroffene suchen professionelle Hilfe beim "Coming Out". Der Psychologe versucht individuelle Lösungen mit den Menschen zu erarbeiten, um den Leidensdruck zu lindern:

Die größte Angst ist die vor den Konsequenzen, wenn man sich outet - die Angst, Freundschaften oder den Kontakt zu Familienangehörigen zu verlieren. Niemand sucht sich aus, wen er liebt oder wie er fühlt oder sich identifiziert. Das ist keine Erkrankung, das ist ganz wichtig zu betonen!
Mag. Bernhard Gracner, MSc.
Praxis für Personenzentrierte Psychotherapie Wien

Toleranz, Respekt und Wertschätzung

Empathie zeigen und ausarbeiten, welche Ängste konkret vorhanden sind, das ist der Anfang der Arbeit von Bernhard Gracner. Dann müssen Strategien erarbeitet werden, wie man am besten darauf reagiert. Durch das Offenlegen der innersten Gefühle soll das Selbstwertgefühl der Personen gestärkt werden. Im besten Fall ergibt sich daraus auch eine offenere Gesellschaft.

Es ist so wichtig, dass wir da hinschauen, wie wir fühlen und wie wir uns zuordnen wollen – das war Jahrhunderte lang nicht möglich und ich bin froh, dass wir in einer Zeit angekommen sind, wo es möglich ist, dass wir die Person sein dürfen, die wir in Wahrheit sind.
Mag. Bernhard Gracner, MSc.
Praxis für Personenzentrierte Psychotherapie Wien

Mag. Bernhard Gracner trifft damit den Puls der Zeit und wünscht sich eine offene und tolerante Gesellschaft, in der wir einander mit Respekt und Wertschätzung begegnen. Dem ESC-Gewinner Nemo gratuliert er zu seinem Sieg und lobt seinen Mut, mit diesem Thema offen umzugehen und dafür aufzustehen.

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    privat, iStock

    Auf den Punkt gebracht

    • ESC-Gewinner Nemo aus der Schweiz identifiziert sich als "non-binäre" Person und setzt mit seiner Teilnahme beim Songcontest ein starkes Zeichen für mehr Toleranz
    • "Heute" spricht mit einem Psychologen und Psychotherapeuten über die Herausforderungen, mit denen "non-binäre" Personen konfrontiert sind
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