Wien
Mann bei Polizei verletzt, doch ER musste vor Gericht
"Folter" oder falsche Anschuldigung: Wie wurden die Verletzungen verursacht, die ein 41-Jähriger während eines Polizeiverhörs davontrug?
Im April 2022 wurde ein Syrer wegen angeblicher Hasspostings auf einen Polizeiposten in der Nähe des Wiener Westbahnhofs bestellt. Später verließ er die Inspektion mit einem blauen Auge und Prellungen im Gesicht. Ursprung der Verletzungen? Anwalt Helmut Graupner spricht von "Folter", nach Darstellung der Polizei handelte es sich um ein Routine-Verhör.
"Er schlug mir viermal mit der Faust ins Gesicht, einmal mit der flachen Hand ins Genick", so der 41-Jährige am Wiener Landl über den 25-jährigen Polizisten mit ägyptischen Wurzeln, der die Befragung aufgrund seiner Sprachkenntnisse geführt hatte. Das Verfahren gegen diesen wurde mittlerweile aus Mangel an Beweisen eingestellt, stattdessen wird nun dem angeblichen Opfer Verleumdung vorgeworfen.
"Auf Tischkante geprallt"
Der Syrer sei aufgebracht gewesen und habe gefragt, "warum die Polizei immer so scheisse zu ihm ist", so die Version des Beamten. Als der Beschuldigte aufspringen wollte, habe er ihn an den Schultern auf den Sessel gedrückt, um einen etwaigen Angriff abzuwehren. Dabei sei er "mit der linken Gesichtshälfte auf die Tischkante" aufgeprallt.
Man könne nicht bestimmen, ob die Verletzungen durch Faustschläge oder eine Tischplatte entstanden sind, so ein Gutachter. Der Prozess wurde zur Ladung weiterer Zeugen vertagt, für Anwalt Graupner unverständlich: "Es ist mir ein Rätsel, warum der Richter nicht sofort einen Freispruch gefällt hat."