Oberösterreich
78-Jähriger verfolgt Einbrecher (49) und klärt Fall
Als die Nachbarin Sturm läutete und sagte, dass gerade bei ihr eingebrochen worden war, nahm Alfred Michlmayr (78) aus Ansfelden die Verfolgung auf.
"Für mich war das ganz selbstverständlich, dass ich da gleich hinterher bin", versteht Alfred Michlmayr (78) den Rummel um seine Person nicht so richtig. Die Medien reißen sich am Sonntag um den Ansfeldner (OÖ), rufen an, um mit ihm Interviews zu führen und Fototermine auszumachen.
Der Grund? Der Pensionist und langjährige Wirt hat Samstagnachmittag einen Einbrecher bis ins Haid-Center (Bez. Linz-Land) verfolgt, ihn dort dann an die Polizei ausgehändigt.
Dabei war der Täter ganze 30 Jahre jünger als der ehemalige Wirt des Volksheims Langholzfeld.
Nachbarin konnte Einbrecher genau beschreiben
Die Details zu dem Krimi-Fall: "Wir sind gerade draußen im Garten beim Kaffeetrinken gesessen, als unsere Nachbarin Sturm geläutet hat. Meine Frau und ich dachten zuerst, es sei irgendetwas mit ihrem Mann passiert. Unsere Nachbarin ist seit einem Sturz auf Krücken unterwegs, ihr Mann ist um die 80. Doch es ging nicht um ihren Mann. Sie hat ganz aufgeregt erzählt, dass bei ihr gerade eingebrochen worden war. Sie habe den Mann den Keller raufgehen und dann in Richtung Haid-Center davonrennen sehen", erzählt Michlmayr im Gespräch mit "Heute".
Die Nachbarin (73), die zu Fuß nur wenige Minuten entfernt vom Shopping-Center wohnt, konnte den Mann ganz genau beschreiben. "Sie sagte, er habe eine Vollglatze, würde ein kariertes Hemd und eine Dreiviertel-Hose tragen. Sie sei vorhin vor der Eingangstür gesessen, sei dann ins Haus rein, um kurz was zu erledigen. Dabei habe sie aber die Haustüre offen gelassen." Diesen Moment musste der Täter – ein 49-jähriger Tscheche – genutzt haben, um ungestört ins Haus zu gelangen.
Mit Rohrstange in der Hand folgte 78-Jähriger Einbrecher
Aufgrund der genauen Täterbeschreibung wusste Michlmayr ganz genau, nach wem er suchen musste, Er setzte sich kurzerhand ins Auto, während seine Frau am Handy die Polizei verständigte. Nachdem der Unbekannte zu Fuß unterwegs gewesen war und quasi auf frischer Tat ertappt wurde, kam er bei der Flucht nicht weit. Der 78-Jährige bemerkte ihn wenige Meter vom Haus entfernt, wie er gerade über eine Kreuzung gehen wollte.
Bei der nächstliegenden Parkmöglichkeit stellte er sein Auto ab und folgte dem Unbekannten schließlich zu Fuß. "Ich hab' mich noch dran erinnert, dass ich das Werkzeug zum Reifenwechseln im Auto hatte und schnappte mir eine Rohrstange. Der Bursch hat von der Statur her schon sehr kräftig ausgesehen und ich wusste ja nicht, wie er auf mich reagiert und ob er bewaffnet war", erzählt der Pensionist.
Opfer identifizierte Täter noch in Einkaufszentrum
Der Tscheche blieb zum Glück friedlich und griff den 78-Jährigen nicht an. Mit der Stange in der Hand und mit bloßem Oberkörper folgte Michlmayr dem 49-Jährigen bis ins Shopping-Center. Bei den warmen Temperaturen noch ein T-Shirt anzuziehen, daran war nicht mehr zu denken. "Ich hab' ihm dann gesagt, dass die Polizei schon auf ihn wartet. Er hat immer wieder auf Deutsch zurückgeschimpft, dass ich weggehen soll. Aber ich hab' ihn nicht aus den Augen gelassen und bin einfach weiter hinterher. Auch Fotos hab' ich mit dem Handy gemacht", so der Ansfeldner, der auch Landesmeister im Ringen war, wie er selbst im Gespräch erzählt.
Im Maximarkt war dann Endstation für den Einbrecher. Bevor ihn die Polizei festnahm und auf die Dienststelle brachte, identifizierte die Nachbarin den Mann noch an Ort und Stelle. "Meine Frau brachte sie zur Gegenüberstellung nach, wir wollten zu 100 Prozent sichergehen, dass er es auch wirklich ist. Spannend ist, dass er am Posten einen Dolmetscher brauchte, mit mir sprach er eigentlich ganz gutes Deutsch", so Michlmayr.
Nicht einziger Einbruchsversuch
Der Tscheche wurde nach Rücksprache mit der Staatsanwaltschaft angezeigt. Wertgegenstände oder Bargeld wurden bei dem Mann nicht gefunden. Stunden vor dem Einbruch soll er in Ansfelden ebenfalls versucht haben, eine 55-Jährige zu bestehlen oder auszukundschaften. Auch hier stand die Haustüre offen und der 49-Jährige wurde von der Hausbesitzerin bemerkt und flüchtete.