Jobwechsel nach Belästigung

Managerin klagte – ORF-Chef Weißmann vor Gericht

Eine ORF-Managerin beschwerte sich über sexuelle Belästigung, wechselte den Posten, der aber schlechter als ihr alter war. Sie klagte den ORF.

Wien Heute
Managerin klagte – ORF-Chef Weißmann vor Gericht
ORF-General Roland Weißmann musste nun vor Gericht aussagen.
Thomas Ramstorfer / First Look / picturedesk.com

Eine langjährige ORF-Managerin soll vor fünf Jahren von ihrem damaligen Vorgesetzten fortlaufend sexuell belästigt worden sein. So soll dieser ihr etwa erzählt haben, welche (sexuellen) Träume er von ihr hätte. Auch einen Dreier und Sex zu einem neuen TV-Trailer soll der Mann vorgeschlagen haben.

Im Herbst 2019 meldete die Managerin die Belästigung schließlich. Nachdem mehrere Gespräche nicht fruchteten und eine Mediation nicht stattfand, wandte sie sich an die interne Gleichstellungskommission. Das Verfahren gegen ihren Chef wurde wegen fehlender Beweise eingestellt – laut ORF wurden alle empfohlenen Schritte der Kommission umgesetzt.

Managerin fühlte sich "abgeschoben"

Danach soll der Vorgesetzte Machtmissbrauch und Mobbing ausgeübt und sie bei anderen Mitarbeitern schlecht gemacht haben. Da die Frau immer mehr darunter litt, stimmte sie schließlich einer Versetzung innerhalb des ORF zu. Am neuen Posten – ebenfalls in Leitungsposition – fühlte sie sich aber "abgeschoben", sie sieht ihn nicht als gleichwertig zu ihrer alten Stelle an – sie klagte daher den ORF, weil sie ihrer Qualifikation entsprechend  eingesetzt werden möchte.

Das Verfahren am Wiener Arbeits- und Sozialgericht läuft bereits seit über einem Jahr. Nun sagte endlich auch der derzeitige ORF-Chef Roland Weißmann (er war damals noch nicht Generaldirektor) als Zeuge aus. Die Managerin habe ihm drei Jobvorschläge geschickt, die er allesamt so nicht vergeben könne. Stattdessen habe er ihr viel Glück bei der Bewerbung gewünscht.

Keine Gehaltseinbußen

"Es ist legitim, sich für eine Position zu bewerben, aber wenn man nicht zum Zug kommt, muss man das zur Kenntnis nehmen", so Weißmann laut APA vor Gericht. Dass er gegenüber der Klägerin auch mal davon gesprochen habe, dass sie nicht die "Frauenkeule" auspacken solle, könne er nicht ausschließen. Dass er sie angeschrien habe, verneint er: "Ich muss mit meiner Stimme haushalten."

Die Managerin sei auch nicht laufend benachteiligt worden, sie habe etwa keine Gehaltseinbußen zu verzeichnen und maßgebliche Felder ihres Jobs seien aufgrund des neuen ORF-Gesetzes mittlerweile weggefallen. Auf Anraten der Richterin wurde bereits im Vorjahr nach einem neuen, passenden Job gesucht. Weißmann selbst hatte die Idee, ihr einen Archivjob anzubieten.

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    Job-Angebot im Archiv

    Es gehe dabei darum, das "elektronische Gedächtnis Österreichs" – diesen "Schatz" – zu heben und für die Öffentlichkeit auf der neuen Plattform ORF ON zugänglich zu machen, erklärte er. Die Managerin hatte diesen Job erst abgelehnt, vor Gericht meinte sie nun, dass dieser denkbar sei, "wenn es sich um einen Führungsjob mit Verantwortung handelt".

    Die Verhandlung wurde daraufhin für die Öffentlichkeit geschlossen, um einen möglichen Vergleich auszuhandeln – wieder ohne Resultat. "Wir werden noch mal in uns gehen", meinte Weißmann nach der Verhandlung. Ob die Fortsetzung vor Gericht folgt oder nicht, wird sich also erst entscheiden.

    red
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