Wien
Mama (45): "Schulstart kostet ein paar hundert Euro!"
Inflation und Teuerungen lassen den Schulbeginn für Eltern zur finanziellen Herausforderung werden. Die Caritas unterstützt mit einer Aktion.
Der Superman-Koffer hat dem dem siebenjährigen Imran angetan, er lässt ihn nicht mehr los. "Eine Schultasche habe ich schon", strahlt der Zweitklässler. Statt eines Superhelden zieren Fußballer den Rucksack: "Ich spiele nämlich selbst, beim SK Liesing", erzählt er stolz. Wenn sich zum Superman-Koffer und dem Fußball-Rucksack noch eine Liste an Schreibutensilien, Heften, Blöcken und Mappen gesellt, kann der Schulstart für viele Familien schnell zur finanziellen Hürde werden.
"Es gibt den Kindern Selbstbewusstsein"
"Ich zahle ein paar hundert Euro nur für die Materialien", erzählt Mama Amela (45). "Dazu kommen aber noch Kosten für Schulausflüge, Fahrscheine oder die Klassenkasse. Der Schulstart ist nicht nur stressig, sondern auch teuer. Und die 100 Euro Schulstarthilfe ist lächerlich." Erstmals in diesem Jahr kauft die Vierfach-Mutter bei Carla ein. In den Caritas-Läden in Floridsdorf und am Mittersteig sind Produkte zu günstigen Preisen zu finden. Im Rahmen der youngCaritas-Schulsachensammlung sammelten 9.195 Schüler in Wien und Niederösterreich Materialien für Kinder und Jugendliche. Ein Teil davon kann in den Carlas erstanden werden.
"Uns ist besonders wichtig, dass Carla kein Sozialkaufhaus ist, sondern für alle offen. Jeder kann hier einkaufen", erklärt Leiterin Elisabeth Mimra. "Aber natürlich kommen zu uns Menschen, die sparen müssen, sich Sorgen um die. Zukunft machen, aufgrund von Corona Einnahme-Einbußen haben." Das ganze Jahr über werden Schulsachen gesammelt, die dann kurz vor dem neuen Schuljahr verkauft werden. "Die Freude ist dann groß, es gibt den Kindern Stolz und Selbstbewusstsein. Denn haben sie keine neue Sachen, gilt das meist als uncool", sagt Barbara Coudenhove-Kalergi, die seit Jahren als Freiwillige bei der Caritas hilft.
Gratis Nachhilfe: 270 Kinder auf der Warteliste
Zu Materialkosten gesellen sich jedoch noch Ausgaben für externe Nachhilfe. Laut Arbeiterkammer ist die Zahl der Schüler, die auf Nachhilfe angewiesen sind, stark gestiegen. Im Schnitt fallen dafür 630 Euro pro Schuljahr an – ein Fünftel mehr als vor Beginn der Pandemie. Abhilfe schaffen hier die Caritas Lerncafés, wo derzeit rund 2.000 Schüler kostenlos betreut werden. Doch allein in Wien stehen noch 270 Kinder und Jugendliche auf der Warteliste.
Caritas-Chef: "Müssen Österreich armutsfest machen!"
Beinahe jedes vierte Kind ist in Wien von Armut betroffen. Die Folgen der Teuerungen sind in den Caritas-Sozialberatungsstellen spürbar, wie Caritas Wien Chef Klaus Schwertner berichtet: "Der Druck auf die Familien steigt. In unserer täglichen Arbeit nehmen wir den deutlichen Anstieg der Hilfeansuchen wahr. Das zeigt sich auch im großen Andrang bei der Schulstartaktion."
Bereits vor der Corona-Krise und den Teuerungen sei der Schulstart für viele eine Herausforderung gewesen. "Wenn nun von Preisdeckeln bei Strom und Gas die Rede ist, braucht es einen solchen Deckel auch im Bereich der Bildung", so Schwertner. "Denn die muss auch in Zeiten von Redkordinflation leistbar bleiben." Die Maßnahmen der Bundesregierung seien wichtig und richtig, doch es brauche mehr: "Familien muss langfristig geholfen werden, dafür sind Einmalzahlungen zu wenig. Die Inflation schlägt nicht nur einmal, sondern täglich zu." Es brauche eine grundlegende Reform der Sozialhilfe sowie eine langfristige Ausweitung von kostenlosen Förderungsmaßnahmen und außerschulischen Lernangeboten. "Wir müssen Österreich armutsfest machen", so Schwertner.
Wer helfen möchte, kann sich auf www.wirhelfen.shop oder bei den Caritas-Läden unter www.carla-wien.at informieren.