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"Maid of Sker" im Test: Todes-Angst im Terror-Hotel
Mit "Maid of Sker" ist dem Publisher und Entwickler Wales Interactive ein Überraschungshit gelungen. Lange hat ein Spiel nicht mehr so gegruselt.
Von walisischer Folklore inspiriert präsentiert sich "Maid of Sker" auf PC (Steam), PlayStation 4 und Xbox One. Und zockt sich wie der Game gewordene Mix aus dem Horror-Spiel "Resident Evil 7" und dem Kult-Werk "Shining". Dabei geht das Spiel aus dem Hause Wales Interactive aber durchaus eigene, furchteinflößende Wege. Ohne zu viel zu verraten: Im Jahr 1898 macht man sich auf in das titelgebende Anwesen, um eine Frau aus den Fängen eines schaurigen Kults zu befreien.
Was platt klingt, zeigt trotz relativ kurzer Spielzeit von rund sieben bis zehn Stunden je nach Spielweise überraschend viel Atmosphäre und Tiefgang. Wirkt das Hotel Sker nur in den ersten Spielminuten recht harmonisch, macht sich beim Betreten sofort ein Gefühl des Unwohlseins breit. Auch die Anrufe der gefangenen Elizabeth über den Telefonapparat in der Hotellobby sind wenig beruhigend, geben uns aber Hinweise auf ihren Aufenthaltsort und Hintergründe der Entführung.
Genialer Einsatz von 3D-Audio
Als Protagonist Thomas gilt es folglich, in der Ego-Perspektive ganz nach "Resident Evil 7"-Vorbild die verwinkelten Gänge und extrem weitläufigen Areale des Hotels zu erkunden. Sich wehren oder kämpfen kann man kaum, das Spiel dreht sich vielmehr um Entdeckung und Schleichen sowie das Einsammeln von Gegenständen wie Schlüssel und Co. Schnell trifft man allerdings im vermeintlich verlassenen Hotel auf offenbar blinde, aber umso aggressivere Kreaturen.
Ab diesem Zeitpunkt ist die Spannung unfassbar hoch gehalten und das Spiel spielt seine Grusel-Stärken aus. Die Gestalten ohne Augen scheinen über ein extrem gutes Gehör zu verfügen, und entsprechend leise muss man an ihnen vorbeischleichen. Dies ist zwar keine neue Mechanik, bekommt aber in "Maid of Sker" eine ganz neue Qualität. Durch den genialen Einsatz von 3D-Audio wirken Schritte, Bewegungen und sogar das Atmen als Schreckmomente, bei denen man regelmäßig zusammenzuckt.
Luft anhalten als einziger Ausweg
Apropos atmen: Nicht nur Schritte und Bewegungen locken die Albtraum-Wesen zum eigenen Standort, sie können den Protagonisten sogar Luft holen hören. Entsprechend muss der Spieler per Knopfdruck die Luft anhalten, sollte sich eines der Wesen gerade in der Nähe befinden. Geduldig muss dann gewartet werden, bis die Kreatur einen Fluchtweg freigibt oder von einem Geräusch in eine andere Richtung gelenkt wird. Gut gemacht: Das Auftauchen der Wesen scheint nicht gescriptet zu sein, sondern von Geräuschen, aber auch vom Zufall ausgelöst zu werden. So kann man sich nie sicher fühlen.
Beim Speichern wiederum hat man sich an "Resi"-Bekanntes gehalten: Als Save-Punkte dienen Grammophone in den Hotel-Räumen. Auch die Rätsel laufen ähnlich wie im scheinbaren Vorbild ab: Mit aufzuspürenden Schlüsseln können weitere Räume und Etagen geöffnet werden, an anderer Stelle müssen fehlende Stücke eines Mechanismus gefunden und wieder eingesetzt werden. Die Rätsel selbst sind eher simpel, die Suche nach den "Zutaten" verspricht durch die Grusel-Atmosphäre aber jederzeit Hochspannung.
Viele "Resi"-Anleihen im Spielverlauf
Je weiter man in das Game eintaucht, umso mehr Parallelen zeigen sich auch zu anderen "Resident Evil"-Teilen. So wird man schon mal von einer "Mr. X"-Kopie aus "Resident Evil 2" durch die Gänge gejagt oder fühlt sich in manchem Umgebungen grafisch sehr an die Spencer-Villa aus dem ersten "Resi"-Teil erinnert. Verlorene "Energie" wird über Trinkflaschen aufgefüllt, auch das kennt man ähnlich über Kräuter in der Serie. Dreist kopiert? Nicht wirklich, eher zum Vorbild genommen, denn immer wieder streuen die Entwickler jede Menge eigene Ideen ein und setzen die bekannten Mechaniken auch so gut um, dass es ein abgerundetes Horror-Abenteuer ergibt.
Erst spät im Abenteuer bekommt der Spieler eine Art Schallwaffe zur Verfügung gestellt, zur Ballerei artet es aber nicht aus. Der Grund? Erraten! Wie so oft in Survival-Horror-Spielen ist Munition extrem knapp und die Waffe kann Angreifer zwar kurzzeitig außer Gefecht setzen, aber nicht auslöschen. Ebenfalls darf man sich auf wenige, aber umso schockierendere Spielmomente gefasst machen. "Maid of Sker" wirft nicht mit Scare Jumps um sich, kommen sie aber vor, springt man tatsächlich vor Schreck vom gemütlichen Sofa.
Auch Grafik trägt zum Horror bei
Bei der Grafik hat das Game einiges zu bieten. Die Umgebungen, das Gebäude und die Räume haben zwar allesamt keine absolute Hochglanz-Grafik, wirken aber bis auf einige verwaschene Hintergründe sehr detailliert und scharf. Die in der Entfernung etwas verschwommene Grafik hat hier einen Vor- statt einen Nachteil. Zwar ahnt man die gefährlichen Wesen oftmals schon irgendwo, bekommt sie aber erst etwas später zu Gesicht und reagiert dabei umso nervöser. Was allerdings schade ist: In einigen Umgebungen wird das Spiel so dunkel, dass man kaum mehr etwas erkennen kann. Da hilft nur der Griff zu den Helligkeitseinstellungen.
Die Handlung von "Maid of Sker" bietet zwar kaum Plot-Twists, glänzt aber mit Spannung bis zum Schluss und lebt von der dichten Atmosphäre des Spiels. Für einen gewissen Wiederspielwert sorgen ein "gutes" und ein "schlechtes" Ende, die aber jeweils nur von der Sammel-Sorgfalt des Spielers und einer Entscheidung gegen Ende des Spiels abhängen. Dennoch: Wer sich wieder einmal so richtig gruseln will und ein Spiel sucht, das mit einer aufregenden Horror-Atmosphäre, einem soliden Gameplay und gruseligen Gegnern aufwartet, dem wird "Maid of Sker" gehörig den Puls in die Höhe treiben.