Schulessen-Report

Mahlzeit! Das wird Schülern wirklich aufgetischt

Vielen Eltern und Kindern stößt das Mittagessen in der Schule sauer auf. Der Wiener Mutter und Lehrerin Antonia K. ist der Appetit nun vergangen.

Sandra Kartik
Mahlzeit! Das wird Schülern wirklich aufgetischt
An einer Wiener Brennpunktschule wird mittags Trostloses aufgetischt. "Das Essen ist schrecklich", so Lehrerin Antonia K.
iStock, privat

Fleisch in gräulich-brauner Sauce, weich gekochtes Tiefkühl-Gemüse und labbrige Nudeln. Dieses traurige Mittagsmenü liegt nicht nur Feinschmeckern schwer im Magen. Selbst, wenn man nicht dafür bezahlt, vergeht Schülern, Eltern und Pädagogen beim Anblick solcher Speisen der Appetit. Antonia K. (Name geändert) arbeitet als Lehrerin in einer Wiener Brennpunktschule. "Das Essen ist schrecklich", so ihr wenig magenschonendes Fazit.

Sind auch deine Kinder und Schüler unzufrieden mit dem Mittagessen in der Schule? Schicke uns gerne Bilder der Speisen, die ihnen auf den Magen schlagen an [email protected].

"Es ist aufgewärmtes Fertigessen und schaut oft unappetitlich aus. Ungesund ist es zusätzlich auch häufig", vermisst sie Ausgewogenheit. "Einige verweigern und essen somit nichts Warmes." Auch das Schulbuffet der Neuen Mittelschule bietet wenig Gesundes, sagt Antonia K.: "Nur Muffins, Schnitzelsemmel und Co." Auch ihren eigenen Kinder wird in einer Wiener Volksschule Mittagessen vom selben Caterer serviert, ihnen schmeckt es ebenfalls sehr oft nicht.

"Verpflegung schreit nach Verbesserung"

Das Mittagessen in beiden Schulen ist zwar kostenlos, aber muss es deshalb auch unappetitlich und ungesund sein? "Die durchschnittliche Verpflegungssituation an österreichischen Schulen und Kindergärten schreit nach Verbesserungen", beschreibt die Initiative für gute Verpflegung in Österreichs Schulen und Kindergärten die Ist-Situation. Hinter der Aktionsgemeinschaft stehen die Volkshilfe, Zukunft Essen, die Initiative von Wissenschaftlern SIPCAN und das Netzwerk Kinderrechte Österreich. Sie alle fordern die Umsetzung des Nationalen Aktionsplans, der vor einem Jahr mit ehrgeizigen Zielen veröffentlicht wurde. Bis 2030 soll jedem Schüler pro Schultag "mindestens eine kostenlose, nachhaltige und gesundheitsfördernde Mahlzeit" zur Verfügung gestellt werden.

Doch die Realität sieht anders aus, wie eine aktuelle Umfrage von SIPCAN zeigt: "An 32 Prozent aller Schulen steht den Schülern aktuell noch kein warmer Mittagstisch zur Verfügung. Bundesweit haben damit über 150.000 Kinder und Jugendliche an Mittelschulen, Gymnasien und berufsbildenden Schulen keine Möglichkeit, in der Schule eine warme Mahlzeit zu essen".

"Der Geschmack geht verloren"

Die Verantwortung für das Schulessen liegt bei den Ländern, nicht beim Bund. Deshalb ist auch die Qualität unterschiedlich und die Umsetzung des Nationalen Aktionsplans schreitet nicht überall gleich schnell voran. "Im Westen Österreichs wird oft frisch gekocht, in Wien eher aufgewärmt. Niederösterreich ist Schlusslicht – nur 55 Prozent der Schulen im Sekundarschul-Bereich haben Mittagstisch", kennt Anna Strobach die Unterschiede. Die zweifache Mutter hat sechs Jahre lang eine Schulküche in Klagenfurt betrieben. Heute berät und begleitet sie mit ihrem Verein "Zukunft Essen" Küchen und Gemeinden auf ihrem Weg zu besserem Essen.

Mama, Köchin und Beraterin Anna Strobach weiß, wie man Schulessen verbessern kann.
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In Wien gibt es für öffentliche Schulen und Kindergärten vor allem zwei Catering-Anbieter: Gourmet und Max Catering. "Die Qualität der Zutaten ist sehr hoch, es wird sogar Bio-Fisch angeboten. Die Vielfalt ist auch gegeben. Über die Zubereitung urteile ich nicht. Es ist jedenfalls von der Logistik sehr aufwendig, weil das Essen in den Schulen aufgewärmt wird. Da geht da und dort der Geschmack verloren", erklärt Pflichtschullehrer-Vertreter Thomas Krebs (FCG) im "Heute"-Gespräch.

"Zu wenig Zeit, kalt und schlecht eingeteilt"

Renate E. (Name geändert) schildert die goßen Unterschiede bei verschiedenen Kindergärten und Schulen in Wien. Im städtischen Kindergarten und in der ersten Volksschule war das "Essen super", freute sich ihr Kind. Doch der Wechsel auf eine Ganztagsschule schlug ihm auf den Magen: "Das war furchtbar, es war meistens zu wenig Zeit, oft kalt und schlecht eingeteilt – für manche gab es zu wenig, andere mussten was wegwerfen." Im Gymnasium überzeugt sie und ihr Kind nun das Buffet mit gesundem, schmackhaftem Essen wieder total. Auch Wiener Mama Romana L. (Name geändert) erlebte das bei ihrem Nachwuchs so. Im Kindergarten war es schmackhaft, gesund und abwechslungsreich. In der Volksschule kam eine andere Firma zum Zug und es wurde "richtig grauslich."

"Die beiden großen Anbieter in Wien sind Vorreiter in Sachen Bio und Unverträglichkeiten. Gleichzeitig sehen wir, dass Kinder und Pädagogen oft nicht viel Bezug zum Essen haben, wenn es zu weit weg ist, also nicht im Haus gekocht wird", erklärt Strobach. Es sei ein großer Unterschied, wenn Köche vor Ort sind und den Kindern die Speisen schmackhaft machen oder wenn das Personal geschult ist. "Essen ist emotional. Es macht schon sehr große Unterschiede, wie die Ausgabe gestaltet wird."

Entscheidend sei laut Strobach auch, wer in der Schule das Essen bestellt: "Manche bestellen, was Kindern immer schmeckt, wie Chicken Nuggets, da fällt der Speiseplan manchmal ungesünder aus." Natürlich kann man es nie allen recht machen. Vielen Müttern wie Christina K. (Name geändert) sind die Angebote "zu fleischlastig", die vegetarische Alternative ist entweder fettig oder eine Süßspeise. "Mit dem, was geliefert wird, kann man ein gutes Mittagessen anbieten", weiß Strobach von den Wiener Caterern. "Es kommt nur darauf an, wie es gestaltet wird."

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    Denise Auer

    Auf den Punkt gebracht

    • Viele Eltern und Kinder sind unzufrieden mit dem Schulessen, das oft unappetitlich und ungesund ist
    • Trotz kostenloser Mahlzeiten in Schulen und Kindergärten in Wien, gibt es große Unterschiede in der Qualität und Zubereitung, was zu einer dringenden Forderung nach Verbesserungen führt
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