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Magersucht liegt auch in den Genen

Magersucht ist keine reine psychische Erkrankung, wie US-Forscher nun heraus fanden. Auch Gene sind an der Entstehung beteiligt.

Heute Redaktion
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Ein Team aus Wissenschaftlern der USA und Österreich erforschte den Zusammenhang zwischen genetischen Bedingungen für die Ausprägung einer Magersucht. Tatsächlich gibt es neben den psychischen Faktoren Stoffwechselgene, die die Erkrankung mitauslösen können, wie die Forschungsergebnisse deutlich machten. Die Studie wurde im Nature-Magazin veröffentlicht.



Unterschiede bei Stoffwechsel-Genen


Bei Erbgutvergleichen von 17.000 Magersucht-Patienten und 55.500 Personen, die nicht von einer Essstörung betroffen waren, zeigte sich, dass die Betroffenen über Gene verfügten, die die anderen nicht hatten. Bei jenen Genen, die für die Belohnung nach der Nahrungsaufnahme und Ess-Motivation verantwortlich sind, zeigten sich deutliche Unterschiede in der Ausprägung.

Zudem gab es auch Unterschiede bei den Genen, die für den Kohlenhydrat- und Fettstoffwechsel zuständig sind.

Studienleiterin Cynthia Bulik sieht hier einen nötigen Umdenkprozess: Man müsse die Anorexia nervosa (was mit „nervlich bedingte Appetitlosigkeit" zu übersetzen wäre) auch als Stoffwechsel-Erkrankung ansehen und dementsprechend behandeln.

Frauen häufiger betroffen

Das würde auch erklären, warum die bisherigen Behandlungserfolge wenig erfolgsversprechend ausfielen.

Diese Erkenntnis könnte somit auch zur Erhöhung der Heilungschancen beitragen. Im Vergleich zu anderen psychischen Erkrankungen ist die Sterberate bei Magersucht weit höher. Zum Teil ist die Krankheit erblich bedingt. Statistisch gesehen sind weit weniger Männer (0,3 Prozent) als Frauen (4 Prozent) davon betroffen. Einer der bekanntesten Suchtkranken ist der österreichische Schriftsteller Franz Kafka, dessen komplexe Künstlerseele auch beim Essen Auffälligkeiten aufwies, wie er in der Erzählung "Der Hungerkünstler" die Sicht des Betroffenen schilderte.

(GA)