Politik

"Dass Ibiza-Video gezeigt wird, macht mich sprachlos"

Johann Gudenus (43) spricht vor seinem Auftritt im U-Ausschuss am Donnerstag mit "Heute" nochmals über die Ibiza-Affäre. Dass nun das Video aus der Villa gezeigt werden soll, macht ihn "sprachlos". Im Interview verrät er, was aus seinem Wald in NÖ wurde, wovon er lebt – und ob er hofft, dass die Fake-Oligarchin geschnappt wird.

Clemens Oistric
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Johann Gudenus bei seinem letzten öffentlichen Auftritt – einer Demo gegen die Corona-Maßnahmen der Regierung am 20. Mai.
Johann Gudenus bei seinem letzten öffentlichen Auftritt – einer Demo gegen die Corona-Maßnahmen der Regierung am 20. Mai.
Picturedesk

"Heute": Herr Gudenus, die Sicherstellung des gesamten zwölfstündigen Filmmaterials und die Veröffentlichung von Fahndungsfotos der Oligarchennichte brachten die Ibiza-Affäre zurück ins mediale Rampenlicht. Wie unangenehm ist es für Sie, jetzt erneut mit dem Skandal konfrontiert zu werden?

Johann Gudenus: Das Ganze war vor drei Jahren, vor einem Jahr sind dann kurze Sequenzen von diesem Abend auf Ibiza aufgetaucht. Die Konsequenzen sind bekannt, auch diejenigen, die ich persönlich gezogen habe. Wenn das alles jetzt wieder aufgewärmt werden soll, so soll nur von aktuellen Skandalen wie dem ganzen Corona-Fehlverhalten der Regierung abgelenkt werden. Im U-Ausschuss selbst soll der Fokus auf Ibiza wohl den Blick auf das Casinos-Austria-Thema und die dortige Involvierung der ÖVP vernebeln.

"Ich war nie so ein Fan von Urlaubsvideos. Es gibt einen interessanteren Zeitvertreib, aber wenn es sein muss, werde ich mir die 12 Stunden ansehen."
Johann Gudenus (im BIld mit seiner Ehefrau Tajana und Heinz-Christian Strache) demonstrierte auf Ibiza das Wort "Glock". 
Johann Gudenus (im BIld mit seiner Ehefrau Tajana und Heinz-Christian Strache) demonstrierte auf Ibiza das Wort "Glock". 
Screenshot Spiegel/SZ

"Heute": Werden Sie, so Ihnen das Material vorliegt, die ganzen 12 Stunden jemals ansehen?

Ich war nie so ein Fan von Urlaubsvideos – schon gar nicht, wenn sie von einer kriminellen Bande erstellt wurden. Ich denke, es gibt einen interessanteren Zeitvertreib. Aber wenn es sein muss, dann schon.

Video-Vorführung im U-Ausschuss: "Es macht mich sprachlos ..."

"Heute": Nun soll aber das Video den Abgeordneten des parlamentarischen Untersuchungsausschusses vorgeführt werden. Was sagen Sie dazu?

Es macht mich sprachlos, was für fragwürdige Vorgänge in diesem Rechtsstaat Österreich eigentlich möglich sind. Ich wurde noch nicht einmal gefragt, mir dieses Video anzuschauen.

"Ich freue mich sehr, ehemalige Kollegen wiederzusehen – sofern ich sie hinter der Maske überhaupt erkenne."

"Heute": Belastet Sie der Gedanke, von einem U-Ausschuss befragt zu werden?

Im Gegenteil. Ich finde es interessant, einmal den Parlamentarismus von dieser Seite kennenlernen zu dürfen. Ich freue mich auch sehr darüber, ehemalige Kollegen wiederzusehen – sofern ich sie hinter der Maske überhaupt erkenne.

"Heute": Es steht im Raum, dass das ganze Video nun öffentlich wird. Befürchten Sie neue Enthüllungen beziehungsweise Peinlichkeiten?

Ich kann mir nicht vorstellen, dass es irgendjemanden gibt, der von sich stundenlange – im Prinzip private – Gespräche und Situationen gerne veröffentlicht haben möchte. Es muss hier auch der Schutz am eigenen Bild und der Privatsphäre gelten. Nur als Beispiel: Kurz wäre sicher nicht glücklich, wenn es längere Videos von seinen Besuchen bei den legendären Partys seines Freundes Martin Ho gäbe. Aber ich bin mir sicher, er wüsste auch zu verhindern, dass solche Videos jemals auftauchen.

"Gehe davon aus, dass Vorführung geheim, ohne Handys stattfindet."

"Heute": Über die Reaktion des Kanzlers auf Partyvideos können wir jetzt ohnedies nur mutmaßen. Glauben Sie, dass den Abgeordneten im U-Ausschuss das Video auf einem USB-Stick ausgehändigt wird? 

Nein. Ich gehe schon davon aus, dass die Vorführung in einem geheimen, abgeschotteten Raum der Hofburg stattfinden wird und alle die Handys vorher abgeben müssen. Zumindest wäre diese Vorgehensweise in einem Rechtsstaat üblich.

"Heute": Das Ibiza-Video soll laut "Kurier" in einer Steckdose eingemauert gewesen sein. Wissen Sie, wo das gewesen sein soll?

Keine Ahnung.

"Eines ist gewiss, nach der Foto-Veröffentlichung steigt der Druck auf die Ibiza-Oligarchin."
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    Diese Frau soll Heinz-Christian Strache und Johann Gudenus in einer Villa auf Ibiza in eine Falle gelockt haben.
    Diese Frau soll Heinz-Christian Strache und Johann Gudenus in einer Villa auf Ibiza in eine Falle gelockt haben.
    BMI

    "Heute": Denken Sie, wird die Ibiza-Oligarchin jemals gefasst?

    Eines ist gewiss: Der Druck steigt. Und die Chancen, diese Frau zu finden, sind durch die Fotoveröffentlichung sicherlich gestiegen.

    "Heute": Wünschen Sie sich, dass die Polizei "Alyona Makarova" aufgreift?

    Natürlich wünscht man sich Gerechtigkeit.

    "Heute": Wie geht es Ihnen persönlich ein Jahr nach dem Skandal, der Ihre Polit-Karriere beendete?

    Danke, gut. Ich schaue nach vorne und genieße die Zeit mit meiner Familie.

    "Ich bin Unternehmer, sehe meine Kinder heranwachsen – und auch an Ideen mangelt es nicht."
    Johann Gudenus mit Ehefrau Tajana
    Johann Gudenus mit Ehefrau Tajana
    privat

    "Heute": Sind Sie jetzt hauptberuflich Papa?

    Die Vaterrolle ist mehr als nur ein Beruf. Ich sehe meine drei Kinder heranwachsen und das erfüllt mich mit Stolz. Mein Beruf ist Unternehmer, das soll auch so bleiben und ich ich freue mich auf die Herausforderungen der nächsten Jahre. Ich baue gerade eine Firma auf. An Ideen mangelt es nicht.

    "Heute": Die Corona-Krise war für viele Gründer fordernd. Können Sie von Ihrer Tätigkeit leben?

    Ja, ich kann davon leben. Corona machte es aber sicher nicht leichter.

    "Ja, ich besitze das Waldstück in Niederösterreich noch. Ich war erst zu Pfingsten dort und will es eigentlich gar nicht veräußern."

    "Heute": Was ist das Geschäftsfeld Ihrer Firma?

    Internationale Beratungstätigkeit – mit Schwerpunkt Osteuropa. Ich kann hier meine Sprachkenntnisse und meine diplomatische Ausbildung gut nützen.

    "Heute": Besitzen Sie eigentlich noch das Waldstück in Niederösterreich, an dem die vermeintliche Oligarchen-Nichte interessiert war?

    Selbstverständlich, den Pfingstmontag etwa habe ich dort verbracht. Meine Familie und ich haben eigentlich gar nicht die Absicht, es zu veräußern. Außer, es würde jemand sehr viel Geld dafür bieten – das war ja bei der falschen Oligarchin der Fall – dann denkt man natürlich darüber nach ...

    Johann Gudenus machte mit seiner Familie zu Pfingsten einen Ausflug nach Niederösterreich.
    Johann Gudenus machte mit seiner Familie zu Pfingsten einen Ausflug nach Niederösterreich.
    privat

    "Heute": Abschließend: Haben Sie in den letzten Tagen mit Heinz-Christian Strache über die neuen Wendungen gesprochen?

    Nein, wir haben keinen Kontakt.

    "Heute": Die Antwort ist jetzt enttäuschend kühl. Liegt das vielleicht daran, dass Ihr früherer Freund Strache sauer ist, da Sie ihm vor Ibiza nichts von der vermeintlich investitionswilligen Oligarchin erzählt haben?

    Da gibt es offensichtlich verschiedene Wahrnehmungen. Ich habe Herrn Strache, sobald ich wusste, dass die falsche Oligarchin nach Österreich ziehen, investieren und ihn kennenlernen will, natürlich davon erzählt.

    "Strache war im Vorfeld von Ibiza über manche Investitionsideen informiert und auch durchaus interessiert."

    "Heute": Wie war seine Reaktion?

    Da er wenig Zeit hatte, meinte er ich soll den Kontakt halten, bis es zu einem ersten Treffen mit ihm kommt. Strache war immer sehr interessiert an solchen Kontakten. Er war ja beispielsweise auch über ein Abendessen in Wien in Kenntnis, hatte aber keine Zeit, daran teilzunehmen.

    "Heute": Sie sagen, er war "immer sehr interessiert" – klopften öfter Oligarchinnen an die Türe der FPÖ?

    Strache war im Vorfeld von Ibiza über manche Investitionsideen informiert und durchaus auch interessiert daran, darüber weiter zu reden. Ich habe oft solche Kontakte für ihn betreut.

    "Heute": Waren Sie letztlich vielleicht etwas zu gutgläubig?

    Ich war jedenfalls im Glauben, dass die Absichten echt sind.

    Johann Gudenus und Heinz-Christian Strache
    Johann Gudenus und Heinz-Christian Strache
    Picturedesk.com
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