OP gleich nach Geburt nötig
Luftröhrenschnitt rettete Herz von kleiner Magdalena
Magdalena kam mit einem Herzfehler zur Welt, musste für eine OP intubiert werden. In der ersten Tracheostoma-Ambulanz wird sie nun bestens betreut.
Magdalena hatte keinen leichten Start ins Leben: Das kleine Mädchen kam im heurigen Juni im AKH mit einem Herzfehler auf die Welt: "Wir erfuhren bereits in der Schwangerschaft aufgrund eines fetalen MR davon, dass Maggie Herzprobleme hat. Wir haben uns daher ein bissl darauf einstellen können, was uns erwartet", erzählt ihre Mutter, Lisa H. (35), im Gespräch mit "Heute".
Da Magdalena mit einem zu schmalen Aortenbogen (Abschnitt der Hauptschlagader in unmittelbarer Nähe zum Herz, Anm.) geboren wurde, konnten ihre Extremitäten nicht ausreichend mit Blut versorgt werden: "Sie musste daher schnell operiert werden. Eine Intubation durch Nase oder Mund war bei ihr aber nicht möglich, daher wurde der Luftröhrenschnitt (Tracheostoma) gemacht", berichtet Lisa H.
Lungenentzündung nach Herz-OP
Doch damit war der Krankenhaus-Aufenthalt für Magdalena noch nicht vorüber: "Nach der OP hat sie noch einen Krankenhauskeim erwischt, und sie bekam eine Lungenentzündung. Daher musste die Trachealkanüle länger drinnen bleiben, als ursprünglich geplant. Zusätzlich entwickelte sie dann noch eine Kollapsneigung der Luftröhre", meint die Burgenländerin.
Nach insgesamt zehn Wochen im AKH (davon auch einige Wochen auf der Intensivstation) kam Magdalena endlich heim zu ihren Eltern und ihrer älteren Schwester (fast 2): "Wir haben uns natürlich schon im Spital gefragt, wo wir eine gute Betreuung für Maggie finden und haben dann schließlich Dr. Jasmin Voitl empfohlen bekommen."
„Wir haben klein begonnen, alles selbst finanziert. Dank des massiven persönlichen Engagements von meinem Team und mir ist die Ambulanz gewachsen“
Voitl gründete vor rund fünf Jahren in der Gruppen-Praxis "Donauinsel" ihres Vater Peter Voitl – sie ist seit heurigem Juli Österreichs erstes Kinder-Primärversorgungszentrum (PVE) in Wien-Donaustadt – eine eigene Tracheostoma-Ambulanz: "Wir haben klein begonnen, alles selbst finanziert. Dank des massiven persönlichen Engagements von meinem Team und mir ist die Ambulanz gewachsen. Heute sind wir sehr gut aufgestellt. Wir haben etwa eine HNO-Ärztin, einen Kinder-Chirurgen, eine Kinderpulmologin, einen Kindernephrologen und eine Pflegerin vor Ort", so Jasmin Voitl zu "Heute".
In der Kassen-Ambulanz werden derzeit rund 50 Familien u.a. aus Wien, NÖ, OÖ und dem Burgenland betreut. Gründe, warum Kinder einen Luftröhrenschnitt benötigen, gibt es viele: "Das ist ganz breit gefächert. Das können Frühgeborene sein, Ursachen können aber auch Tumore, Schluckstörungen, verschiedenste Syndrome oder Fehlbildungen sein."
Stadt Wien finanziert Ambulanz mit
In der Ambulanz wird darauf geachtet, dass die Kinder gut versorgt sind: "Neben der halbjährlichen Kontrolle kümmern wir uns auch um die Bewilligung von Medikamenten, Hilfsmitteln und Heilbehelfen. Wir hatten zum Beispiel ein sechsjähriges Kind ohne Daumen, dessen Kanüle mehrmals täglich abgesaugt werden muss. Wir haben dafür gesorgt, dass es für die Schule ein zweites Absauge-Gerät erhält", erklärt die Medizinerin.
Seit heurigem Oktober ist auch die Stadt Wien mit an Bord: Mit Mitteln des Wiener Gesundheitsfonds konnten etwa eine Logopädin, eine auf Sondennahrung spezialisierte Diätologin und eine Wundmanagerin finanziert werden. Zusätzlich ist ein Sozialarbeiter geplant: "Viele Kinderärzte sind nicht auf die Behandlung von tracheotomierten Kindern ausgelegt. Neben den 'normalen' kinderärztlichen Untersuchungen können wir hier eine umfassende Versorgung anbieten. Für die Familien bedeutet das, dass sie jederzeit und sofort einen Termin bekommen", meint Voitl.
„In der Ambulanz läuft alles zusammen. Das Team und Frau Dr. Voitl sind persönlich interessiert und engagiert – fachlich und menschlich einfach top“
Auch Gesundheitsstadtrat Peter Hacker (SPÖ) zeigte sich bei einem Besuch von der Tracheostoma-Ambulanz begeistert: "Große multiprofessionelle Teams bieten die bestmögliche Betreuung der Kinder an einem Standort an, ohne dass die Eltern zwischen Einrichtungen hin und her geschickt werden müssen und erleichtern nicht zuletzt auch ihnen den Umgang mit diesen Herausforderungen in einer ohnehin schon anspruchsvollen Zeit für sie", meinte Hacker.
Auch Lisa H. ist mit dem gebündelten medizinischen Angebot sehr zufrieden: "Dort läuft alles zusammen. Das Team und Frau Dr. Voitl sind persönlich interessiert und engagiert – fachlich und menschlich einfach top. Wir fühlen uns irrsinnig gut betreut und aufgehoben", schwärmt die Zweifach-Mama.
Tracheostoma als temporäre Lösung
Ziel ist es laut Ärztin Voitl, dass das Tracheostoma – wenn möglich – nur eine temporäre Lösung ist – so wie bei Magdalena: Ihr wird es voraussichtlich zwischen dem ersten und zweiten Geburtstag entfernt. Dennoch hat sich das 4,5 Monate alte Mädchen mittlerweile gut an die Kanüle gewöhnt, nur bei der täglichen Reinigung weint sie noch: "Maggie ist motorisch gut entwickelt und kann sich schon auf den Bauch drehen. Die Kanüle hält sie auch nicht davon ab, sich abzustützen – das klappt wirklich schon sehr gut", freut sich Lisa H.
In Zukunft sollen laut Aussendung des Gesundheitsstadtrates all jene Patienten, die seit Jahren zu Hause versorgt werden, an die Tracheostoma-Ambulanz angebunden und neu tracheotomierte Kinder direkt vom Spital an die Ambulanz zugewiesen werden.