Wien
Ludwig will von Nehammer FFP2 indoor in ganz Österreich
Bürgermeister Michael Ludwig fordert von der Bundesregierung, eine Indoor-Maskenpflicht einzuführen. Für Wien behält er sich weitere Schritte vor.
Rund 300.000 Pendler pendeln jeden Tag aus Wien ein und aus. Trotz derzeitiger Corona-Zahlen zieht Stadtchef Michael Ludwig die Maßnahmenschrauben nur geringfügig an. In Spitälern, Alten- und Pflegeheimen braucht man ab kommender Woche einen Impf- oder Genesungsnachweis plus PCR-Test. Zudem dürfen Patienten nur mehr eine Person pro Tag empfangen.
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Damit reagiert Wien darauf, dass die Lage in den Spitälern so angespannt ist, wie noch nie. Mitarbeiter hätten diesen Wunsch deswegen an die Politik herangetragen. Die Infektionsfälle unter den Mitarbeitern und deren Angehörigen haben ein Rekordniveau erreicht.
Für Spitalsbesuch müsste man zahlen
Bundesweit wurde am 5. März breit geöffnet, Wien war etwas strenger. In der Hauptstadt blieb man bei 2G in Gastronomie und Clubs, die Maskenpflicht fiel im Handel nicht. Uneinig ist man sich auch immer noch bei den Tests. Wien will am mittlerweile weltberühmten "Alles gurgelt" festhalten, doch die Bundesregierung ist anderer Meinung. Ab 1. April werden pro Person nur noch fünf PCR- und fünf Schnelltests im Monat erlaubt sein.
Wie das abgewickelt und überprüft werden soll, ist noch völlig unklar. In Wien würde das außerdem dazu führen, dass Menschen ihre hospitalisierten Angehörigen nur noch ein Mal pro Woche besuchen dürften. Ansonsten müssten sie für jeden PCR-Test selbst zahlen – derzeit rund 75 Euro bei einem privaten Anbieter. Gesundheitsminister Rauch versichert hingegen, dass man hier noch eine Lösung finden werde.
Rückkehr von Maskenpflicht gefordert
Es gibt also noch vieles zu klären. Gerade deswegen hätte Michael Ludwig am liebsten, dass der Bund einheitliche Regeln erlässt, die dem sicheren Wiener Weg gerecht werden. Von der Bundesregierung, allen voran Kanzler Karl Nehammer und Gesundheitsminister Johannes Rauch, fordert er deswegen, zumindest die FFP2-Maskenpflicht wieder in allen Innenräumen zu verordnen.
Im Gegensatz zum Bund und zur Gecko-Kommission sieht Wien ein Ansteigen der Kurve, "wie wir ihn noch nie erlebt haben", sagte Ludwig. Neben der Maskenpflicht könnte schlägt er dem Bund alternativ auch "andere Maßnahmen" vor. Die Auswirkungen der Omikronwelle auf Ungeimpfte, die schwer erkranken würden, und auch Long Covid, wovon zehn bis 15 Prozent aller Erkrankten betroffen seien, würden künftig noch für Probleme sorgen.
Michael Binder, Medizinischer Direktor des Wiener Gesundheitsverbundes, unterstrich die Aussagen des Bürgermeisters mit Daten, die auch per Abwassermessungen ermittelt wurden. "Die Prognose zeigt einen weiteren Anstieg, der Peak ist dabei noch nicht erreicht und wird wohl erst im Lauf der kommenden Woche erreicht sein. In den Krankenhäusern, wo ein Rückgang der Infektionen erst nach zirka zwei Wochen spürbar wird, dürfen wir erst mit Ende April mit einer Entlastung rechnen", sagte Binder.
FPÖ findet 2G+ "nachvollziehbar"
In die gegensätzliche Richtung zieht es die FPÖ in Gestalt des Wiener Parteichefs Dominik Nepp. Auch wenn die Zahlen steigen, seien die Verläufe doch "mild", so Nepp. "Dennoch besteht der Wiener Bürgermeister darauf, es besser zu wissen und spricht weiterhin von schweren Verläufen bei Ungeimpften." Die 2G-Regel in der Gastronomie sei "nicht mehr nachvollziehbar".
"Bürgermeister Ludwig und seine Experten befinden sich am Holzweg", attestiert der Wiener FPÖ-Chef. Und zu den Spitals-Regeln: "2G plus zum Schutz der vulnerablen Gruppe ist nachvollziehbar, warum das jedoch nur ein Mal am Tag sein darf, nicht."