Wien
Hier werden Frauen zu Auto-Spezialistinnen
Reine Männerdomäne? Anlässlich des heutigen Weltfrauentages möchte die Firma Lucky Car mehr Frauen für die Kfz-Branche begeistern.
Michelle Hinterkörner ist in ihrem Traumberuf angekommen. Die 27-Jährige ist Karosseriebau-Technikerin am Lucky Car Standort Linz. Sie ist eine von insgesamt vier Frauen, die in den Werkstätten der Firma im Einsatz sind. Eine Zahl, die Geschäftsführer Mitar Kos in den nächsten Jahren steigern will: "Wir möchten künftig die Zielgruppe Frauen viel mehr ansprechen und für die Kfz-Branche begeistern. Dafür werden wir mit Einrichtungen, die sich ausschließlich für 'Frauen im Handwerk' einsetzen, enger zusammenarbeiten."
"Vermeintliche Schwächen werden zu Stärken"
Auch Praktika, die speziell für Frauen ins Leben gerufen wurden, habe man bereits intern diskutiert. "Es gibt zudem viele weitere Überlegungen, wie wir Frauen dabei stärken können, sich mehr auf handwerkliche, vermeintlich männliche Berufe einzulassen", so Kos. In seiner Firma können sich Frauen und Männer zu KFZ-Mechaniker/innen, KFZ-Mechatroniker/innen, Karosseriebauer/innen und KFZ-Lackierer/innen ausbilden lassen – aktuell werden rund 35 Lehrlinge beschäftigt.
Dass die Branche immer noch als reine Männerdomäne wahrgenommen werde, sei für Kos schlichtweg falsch und längst nicht mehr zeitgemäß: "Vielen Menschen ist nicht bewusst, dass gerade Frauen die Geschichte des Automobils maßgeblich geprägt haben. Vermeintliche Schwächen, die Frauen gerne zugeschrieben werden, entwickeln sich in der Arbeitswelt immer mehr zu Stärken. Das gilt auch für die Kfz-Branche. Frauen denken und handeln anders als Männer, gerade deshalb bringen sie neue Sichtweisen mit. Mehr Emotionalität - weniger Härte ist eine Philosophie, die mittlerweile viele Unternehmen aufgreifen", sagt der Lucky Car-Chef. Weibliche Stärken wie soziale Kompetenzen, Empathie, Organisationstalent und emotionale Intelligenz seien in einer gut funktionierenden Arbeitswelt immer wichtiger, egal ob auf Managementebene oder in Werkstätten.
"Köpfchen statt reine Muskelkraft"
Das gilt auch für Kfz-Branche, ist Kos sicher: "Nehmen wir den Beruf des Kfz-Mechatronikers als Beispiel, der sich stark gewandelt hat. Statt mit ölverschmierten Händen im dreckigen Blaumann Schrauben anzuziehen, erfordert die Arbeit am Auto heute genaue Kenntnis von Mess- und Diagnosegeräten. Muskelkraft spielt eine untergeordnete Rolle, Köpfchen ist gefragt". Auch der Beruf des KFZ- Lackierers sei eine Tätigkeit, der künstlerische Fähigkeiten mit sich bringen sollte.
Die Beweggründe, warum sich Michelle Hinterkörner für den Beruf in der Kfz-Branche entschieden hat, decken sich mit den Einschätzungen des Chefs: "Der Job ist abwechslungsreich, technisch spannend und kreativ. Zudem bin ich durch meine Ausbildung eine Allrounderin und kann von Scheibenreparatur über Demontage oder Montage von Bauteilen, Spenglerarbeiten bis hin zum Lackieren von Fahrzeugen alles abdecken", so die Linzerin. "Es wird nie langweilig und es ist oft eine technische Herausforderung, die allein oder im Team gemeistert wird."