Skurriles Gesetz

Longyearbyen – in dieser Stadt ist Sterben verboten

Die Bergbaustadt auf der Inselgruppe Spitzbergen in Norwegen ist einer der nördlichsten Orte der Welt und hat weder für Alte noch Tote Platz.

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Longyearbyen – in dieser Stadt ist Sterben verboten
Longyearbyen hat die wohl skurrilsten Gesetze, um die Bevölkerung zu schützen.
Olaf Krüger / imageBROKER / picturedesk.com

Was wie ein schlechter Scherz klingt, ist tatsächlich ein 1950 in Kraft getretenes Gesetz: In der norwegischen Bergbaustadt Longyearbyen ist das Sterben verboten - und das hat einen ganz bestimmten Grund.

Es handelt sich um einen der nördlichsten Orte der Welt auf dem Archipel Spitzbergen zwischen dem norwegischen Festland und dem Nordpol. Dort ist es das ganze Jahr über so kalt, dass der Boden permanent gefroren ist. Der Permafrost erschwert allerdings nicht nur das Ausheben eines Grabes, sondern sorgt auch dafür, dass die Leichen nicht verwesen und früher oder später wieder an die Oberfläche kommen, wie man auf dem kleinen Inselfriedhof feststellte.

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    Longyearbyen, eine Bergbaustadt auf der Inselgruppe Spitzbergen in Norwegen, ist einer der nördlichsten Orte der Welt und zählt etwas über 2.000 Bewohner. Allerdings dürfen diese sterben - zumindest nicht auf der Insel.
    Longyearbyen, eine Bergbaustadt auf der Inselgruppe Spitzbergen in Norwegen, ist einer der nördlichsten Orte der Welt und zählt etwas über 2.000 Bewohner. Allerdings dürfen diese sterben - zumindest nicht auf der Insel.
    JONATHAN NACKSTRAND / AFP / picturedesk.com

    Angst vor Pandemie

    Außerdem konservieren die permanenten Minusgrade neben den Leichen auch die Viren, die der Tote vor seinem Ableben eingesammelt hat. Das war vor über 70 Jahren der ausschlaggebende Punkt für das skurrile Gesetz in der Stadt, in der hauptsächlich Wissenschaftler und Mineure leben. Erstere fürchteten sich vor allem vor einem erneuten Ausbruch der Spanischen Grippe, die zwischen 1918 und 1920 auch in Longyearbyen um sich griff und deren Opfer samt Viren dort immer noch begraben liegen.

    Aus Angst vor einem weiteren Ausbruch und der erneuten Verbreitung des gefährlichen A/H1N1-Virus wurden Bestattungen sofort verboten. Seitdem müssen sich die Bewohner zum Sterben auf das norwegische Festland begeben oder werden nach dem Ableben dorthin überbracht.

    Noch mehr skurrile Gesetze

    Damit letzteres nicht zu häufig vorkommt, muss jeder der knapp 2000 Bewohner von Longyearbyen eine Waffe tragen – falls er auf einen der Eisbären in der Gegend trifft. Zusätzlich ist per Gesetz festgehalten, dass jeder, der sich nicht mehr um sich selbst kümmern kann, die Insel verlassen muss. Schließlich gibt es auf Longyearbyen ohnehin kein richtiges Krankenhaus, kein Altenheim und auch keine Pflegedienste.

    Eine Ausnahme

    Es gibt allerdings eine Möglichkeit, dieses Gesetz zu umgehen. Bewohner, die nach dem Tod unbedingt in Longyearbyen bleiben möchten, können sich verbrennen und die Asche verstreuen lassen. 

    Auf den Punkt gebracht

    • In der norwegischen Bergbaustadt Longyearbyen ist das Sterben aufgrund des permanenten Permafrosts und der Angst vor Virenverbreitung durch nicht verwesende Leichen verboten
    • Die Bewohner dürfen nur auf dem norwegischen Festland sterben oder werden nach dem Tod dorthin überführt
    • Außerdem müssen Personen, die sich nicht mehr selbst versorgen können, die Insel verlassen, da es keine medizinischen Versorgungseinrichtungen gibt
    red
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