ÖGB fordert hohe Strafen

"Lohnbetrug" – kein Geld für 47 Millionen Überstunden

Für jede vierte geleistete Überstunde erhielten Arbeitnehmer 2023 kein Geld und keinen Zeitausgleich. Ersparnis für Firmen – rund 1,5 Milliarden Euro.

Newsdesk Heute
"Lohnbetrug" – kein Geld für 47 Millionen Überstunden
Erschöpft im Büro: Für jede vierte Überstunde gibt’s dennoch kein Geld, keinen Zeitausgleich.
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Eine Sonderauswertung von Statistik Austria zum österreichischen Arbeitsmarkt lässt die Wellen hochgehen. "46,6 Millionen Über- und Mehrstunden haben Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer in Österreich im Jahr 2023 geleistet und dafür keinen Cent oder Zeitausgleich bekommen", ärgert sich ÖGB-Bundesgeschäftsführerin Ingrid Reischl.

Vor allem Frauen zahlen drauf

Demnach ist rund jede vierte Überstunde unbezahlt, womit den Beschäftigten insgesamt 1,45 Milliarden Euro Bruttoentgelt entgehen – das entspricht laut Gewerkschaftsbund 28.000 Vollzeitarbeitsplätzen. Bei den Männern werden rund 25 Prozent nicht ausgeglichen, bei den Frauen, die zu einem deutlich höheren Anteil teilzeitbeschäftigt sind, sind es 28 Prozent.

Sozialversicherungen verlieren 430 Millionen

"Das ist nichts anderes als systematischer Lohnbetrug", wettert Reischl in einer Aussendung. Zudem entgingen dem Staat dadurch 430 Millionen Euro an Sozialversicherungsabgaben.

Grund für die unbezahlte Mehrarbeit sei der Personalmangel. Immer weniger Beschäftigte in einem Unternehmen müssten immer mehr Aufgaben bewältigen. "Die meisten Menschen fühlen sich oft innerlich verpflichtet, aus moralischen Gründen oder aus Rücksicht auf Kunden, Vorgesetzte und Kolleginnen und Kollegen, das enorme Arbeitspensum zu erledigen. Ein Druck, der nicht sein muss", meint die Gewerkschafterin.

Eine bessere Verteilung der Arbeitszeit und der Arbeitsbelastung sei dringend notwendig, so Reischl: "Es ist unverständlich, dass auf der einen Seite Menschen so viel arbeiten, dass ihre Gesundheit darunter leidet. Während andere keine Arbeit haben. Die Fülle der Arbeit muss auf möglichst viele verteilt werden und darf nicht wenige krank machen. Das würde auch vielen Frauen die Chance auf eine menschenwürdige Vollzeitbeschäftigung geben".

Hohe Geldbußen für schwarze Schafe

Damit es für die schwarzen Schafe unter den Unternehmern riskanter wird, Beschäftigte auszubeuten, fordert der ÖGB höhere Zuschläge. Das hieße zum Beispiel: Wird Mitarbeitern die Überstundenbezahlung vorenthalten, soll für die betroffenen Stunden das doppelte Entgelt fällig werden. So hätten auch Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer etwas davon, gleichzeitig würde es sich für Unternehmen nicht mehr auszahlen, das Risiko einzugehen.

Der ÖGB rät: Wenn ein Unternehmen Überstunden nicht bezahlt, sollte man nicht zu lange abwarten und auf Besserung hoffen. Denn Überstunden könnten sehr schnell verfallen. Viele Arbeitsverträge würden zum Beispiel vorsehen, dass Überstunden bereits nach drei Monaten nicht mehr eingefordert werden können.

Die Arbeiterkammer bietet zudem mit www.ak-zeitspeicher.at eine Plattform an, auf der geleistete Mehrarbeit bequem dokumentiert werden kann.

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red
Akt.