Nach Wien-Pleite
Löw meldet sich zu Wort: "Kann es nicht mehr hören"
Ex-DFB-Coach Joachim Löw schaltet sich nach der 0:2-Pleite gegen Österreich in die Debatte um das DFB-Team ein, widerspricht Julian Nagelsmann.
Unter Joachim Löw wurde die deutsche Nationalmannschaft Weltmeister 2014. Seit diesem Titel geht es allerdings bergab beim DFB. Die letzten zwei Niederlagen gegen die Türkei (2:3) und das ÖFB-Team (0:2) sind nur die Spitze des Eisbergs. Vor allem die von Julian Nagelsmann und DFB-Sportdirektor Rudi Völler angesprochene Rückkehr zu den "deutschen Tugenden" stößt dem 63-Jährigen sauer auf.
"Ich kann es nicht mehr hören, wenn Trainer und sogenannte Experten immer mit den deutschen Tugenden ankommen", sagte Löw zuletzt im Gespräch mit "360Media". Laut dem Deutschen müssen die Kicker über den Fußball wieder zurück in die Spur finden. "Wenn jemand denkt, mit deutschen Tugenden könnte man heute Spiele gewinnen, täuscht er sich gewaltig. Für die DFB-Teams und die Bundesligisten gilt es, durch spielerische Akzente die Partien zu gewinnen", erklärte der ehemalige Weltmeister-Trainer.
In den letzten Jahren nach dem WM-Titel schlitterten die Deutschen von einer Krise in die nächste. Während die DFB-Auswahl bei der Europameisterschaft 2016 noch im Halbfinale stand, setzte es in den folgenden drei Turnieren zweimal das Gruppenaus. Das war unter Löw ebenfalls so, wie unter Hansi Flick. Nagelsmann sollte für die Wende der Nationalmannschaft sorgen. Fehlanzeige. Die DFB-Elf ist nicht erst seit dem Amtsantritt des 36-Jährigen weit hinter den Erwartungen zurückgeblieben, kam im fußballerischen Nirgendwo an.
"Taktische und technische Fortschritte"
Für Löw sind "taktische und technische Fortschritte" entscheidend. Damit widerspricht er dem jetzigen Nationaltrainer. Nagelsmann meinte nach der 0:2 Niederlage gegen Österreich in Wien: "Vielleicht müssen wir auf zwei Prozent Talent verzichten und dafür mehr Arbeiter im Kader haben. Wir müssen uns wieder auf die Grundtugenden berufen."
Klar ist: Grundtugenden hin oder her, der deutsche Fußball steckt 205 Tage vor der Europameisterschaft im eigenen Land tief in der Krise. Tipps von außen gibt es zu genüge. Nun müssen vor allem aber Ergebnisse her.