Wien

Secession rügt Ludwig für "Drohbrief" an Künstler

In Zusammenhang mit den Lobau-Protesten erhielt auch ein Mitglied der Wiener Secession eine Klagsdrohung. Ein offener Brief fordert die Rücknahme. 

Heute Redaktion
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Die Stadt Wien fordert Aktivisten in Anwaltsbriefen auf, die besetzte Baustelle für die Stadtstraße in der Hausfeldstraße Wien-Donaustadt zu räumen. Ein solches Schreiben erhielt auch Künstler Oliver Ressler, der Fotomontagen auf Social Media postete und das Protestcamp für Filmaufnahmen besuchte.
Die Stadt Wien fordert Aktivisten in Anwaltsbriefen auf, die besetzte Baustelle für die Stadtstraße in der Hausfeldstraße Wien-Donaustadt zu räumen. Ein solches Schreiben erhielt auch Künstler Oliver Ressler, der Fotomontagen auf Social Media postete und das Protestcamp für Filmaufnahmen besuchte.
Oliver Ressler

Die Liste der Adressaten wird immer länger: Organisationen, Aktivisten und sogar Minderjährige erhielten von der Stadt Wien Anwaltsbriefe, weil sie die Besetzung der Stadtstraße vor Ort oder auf Social Media unterstützen. Gedroht wird den Betroffenen mit einer "solidarischen Haftung" und einer Klage. Post bekam auch ein Mitglied der Wiener Secession, der international renommierte Künstler und Filmemacher Oliver Ressler. Für ein Projekt dokumentierte er Gespräche im Protestcamp und postete Fotos auf Social Media. "Das ist Existenz bedrohend und ein Einschüchterungsversuch", beklagt Ressler gegenüber "Heute".

Derzeit arbeitet Ressler an einem Projekt über Umweltaktivismus und Formen zivilen Ungehorsams im Kontext der Lobau-Proteste. Der Vorstand der "Vereinigung bildender KünstlerInnen" der Secession wirft Bürgermeister Michael Ludwig (SPÖ) in einem offenen Brief vor, mit dem Schreiben "künstlerische Arbeit zu kriminalisieren".

Ressler selbst sagt, er wolle den Brief vorerst "politisch, aber nicht rechtlich" bekämpfen. Verfasst wurde das Scheiben von der Kanzlei Jarolim Partner im Auftrag der Stadt Wien. Anwalt Hannes Jarolim, Namensgeber für die Kanzlei, war früher SPÖ-Nationalratsabgeordneter und Justizsprecher. "Keine Ahnung was mit diesem Anwalt los ist und wie er die Adressaten auswählt. Er sollte sich einen neuen Job suchen", so der Künstler.

Vorwurf der Kunstzensur

Die Wiener Secession stellt sich in dem offenen Brief geschlossen hinter Ressler und seine Kunst: "Versuche diese wichtige Arbeit durch Drohbriefe zu zensurieren, werfen einen dunklen Schatten über das Demokratieverständnis der Wiener Stadtregierung", so die Kritik. Gefordert wird die "Drohung mit sofortiger Wirkung zurückzunehmen und sich von solchen undemokratischen Versuchen die künstlerische Freiheit einzuschränken öffentlich zu distanzieren.“ Auf "Heute"-Anfrage heißt es, man vertraue darauf, dass die Stadt ihre Drohungen nicht wahr macht. Man stünde jedenfalls mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln hinter Ressler.