Wintersport
Gold! Kriechmayr krönt sich zum Super-G-Weltmeister
Vincent Kriechmayr erobert die Gold-Medaille im selektiven WM-Super-G von Cortina. Nur Ex-Kollege Romed Baumann ließ ihn zittern.
ÖSV-Ass Vincent Kriechmayr krönte sich zum ersten Mal zum Weltmeister. Der Oberösterreicher bewältigte die schwere Kurssetzung im Super-G von Cortina d'Ampezzo am Donnerstag schnellsten. Sein Landsmann Romed Baumann – der Tiroler startet für Deutschland – kam ihm mit Startnummer 20 noch einmal gehörig nahe. Baumann fehlen als Zweiter nur sieben Hundertstelsekunden auf Gold. Der Franzose Alexis Pinturault liegt mit 0,38 Sekunden Rückstand auf Bronze-Kurs.
Für beide Österreicher ist es jeweils die dritte WM-Medaille ihrer Karriere. Kriechmayr macht seinen Medaillensatz mit Gold komplett. Er hatte 2019 in Aare je ein Mal Silber und ein Mal Bronze geholt. Baumann hatte 2011 in Garmisch mit dem österreichischen Team Silber gewonnen, als ÖSV-Fahrer bei der Heim-WM in Schladming 2013 in der Kombi Bronze.
Mayer wartet auf Medaille
Doppel-Olympiasieger Matthias Mayer muss hingegen noch weiter auf sein erstes WM-Edelmetall warten. Der Mitfavorit auf den Sieg nahm in der Schlüsselstelle nach 19 Fahrsekunden zu viel Tempo raus, fasste 0,60 Sekunden Rückstand auf Kriechmayr aus und verpasste als Sechster das Stockerl somit um etwas mehr als zwei Zehntelsekunden.
Der Kanadier Brodie Seger verpasste mit Startnummer 28 eine Sensation, raste auf Rang vier, verpasste eine Medaille um lediglich vier Hundertstelsekunden. Dominik Paris wurde als bester Italiener beim Heimrennen Fünfter (+0,55 Sekunden).
Ausfall-Orgie
Die angesprochene Passage war rennentscheidend. Der italienische Kurssetzer Antonio Ghidoni setzte in Folge einer Kante zwei extrem drehende Tore. Wer den Sprung nicht drückte, ausholte und Tempo herausnahm, flog aus dem Kurs. So geschehen bei den drei ersten Piloten: dem Österreicher Christian Walder und den beiden Schweizern Loic Meillard und Mauro Caviezel.
Kriechmayr: "Ich habe mir die ersten drei Läufer am Start angeschaut und die sind dort alle rausgefahren. Ich habe mir gedacht, die Passage eher mit Gefühl zu fahren. So vorgenommen habe ich mir es eigentlich nicht. Ich habe mir vorgenommen, die Links anzudriften – aber ich hab dann schon vor dem Sprung quergestellt. Das war ein 100-Meter-Drift, das bin ich so nie gefahren in meinem Leben. Eine ungewohnte Situation. Aber das macht unseren Sport aus, dass man speziell im Super-G improvisieren muss. Unten habe ich noch Zeit verloren, da bin ich ein bisserl zu gerade geworden. Es wurde auch noch eng mit Romed."
Neben Walder schied auch ÖSV-Kollege Max Franz nach einem starken Start aus. Die angesprochene Schlüsselpassage passierte er noch mit einer blendenden Linie, verpasste aber anschließend ein Tor. Mit Kriechmayr und Mayer schafften es also nur zwei Österreicher ins Classement.
Eine Statistik, die unterstreicht, wie schwierig die Kurssetzung war: Von 56 Läufern schieden 21 aus.
Die Stimmen
Romed Baumann: "Es hat die Nummer 20 gepasst. Wenn du mit 5 abschwingst und Erster bist, dann schreist du nicht so. Aber so habe ich gewusst: Es war ein guter Lauf. Es war zum Teil taktisch zu fahren, man durfte nicht sinnlos riskieren. Im unteren Teil habe ich gewusst, ich habe meine Stärke im Flachen. Und ich glaube, ich bin da auch immer schneller geworden. Im Super-G hab ich die Saison mit Nummer 54 angefangen. Heute ist alles so leicht von der Hand gegangen."
Alexis Pinturault: "Es war heute sehr schwer, sehr speziell gesetzt. Wir mussten in dieser Passage rutschen, intelligent fahren. Das ist nicht so oft, dass wir das machen müssen. Ich habe mich gar nicht so gut gefühlt - aber das ist oft im Super-G gut."
Matthias Mayer: "Ich habe auf jeden Fall zu viel rausgenommen. Ich bin über den Sprung schon zu vorsichtig drübergefahren. Da habe ich auf alle Fälle die Zeit verloren, da brauche ich nicht analysieren. Wenn jeder das gefahren wäre, was wir uns bei der Besichtigung gedacht haben, dann wären wir alle dort gestanden wäre, wo die ersten drei gestanden sind."
Max Franz: "Der Fehler ist schon vier Tore oberhalb passiert. Dort wollte ich gut rüberdriften, aber der Schwung ist weiter geworden und ich war den ganzen Hang zu spät. Ich habe versucht, das Tempo vor der Traverse nicht rauszunehmen – das ist mir aber nicht so geglückt. Für die Traverse hast du das einfach gebraucht, dass etwas mehr von hinten kommst. Schade, das hat mir heute richtig getaugt. Man hat bei der Besichtigung schon gesehen, dass das eine richtig schwierige Passage wird. Dann haben sie das Tor zweieinhalb Meter reingesetzt und wir haben gedacht, dass wird passen. Aber dass der sprung so weit geht, war überraschend. Wenn du gar nichts weißt, wie sich das da alles auswirkt – wie die Sprünge gehen, wie sich die Piste entwickelt. Mit Nummer 1 bei einer WM ist es dann schwierig. Du probierst dann natürlich alles. Der Lauf – wenn du es weißt, ist eh alles okay. Man muss es fahren können. Ich habe ein bisschen zu viel riskiert. Der Vinc ist es eng gefahren. Ich wollte es über weniger Weg besser machen. Ich ärgere mich: Den schönen unteren Teil habe ich nicht fahren können."
Christian Walder: "Ich würde nicht sagen, dass die Kurssetzung ein Schaß ist. Man hätte es mit mehr Hirn fahren müssen, so wie es der Vinc gemacht hat. Das hat man der Besichtigung so nicht gesehen. Es zipft mich an, ich habe mich gut gefühlt und mir viel vorgenommen."
ÖSV-Cheftrainer Andreas Puelacher: "Es war ein sehr, sehr schwieriges Rennen. Den Sprung oben hat jeder unterschätzt. Man hat schon gesehen, dass es schwer gesetzt ist. Aber dass es mit dem Tempo so schwer wird, damit hat niemand gerechnet. Die Funkgeräte sind dann heiß gelaufen und der Vinc ist das taktisch sehr gescheit gefahren. Die Trainer oben haben gesehen: Man muss taktisch fahren, es geht nicht voll. Vinc hat das perfekt umgesetzt."
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