Fussball
Wattens steigt ab! Admira erzittert sich Klassenerhalt
Die Admira "gewinnt" die Nervenschlacht! Das Abstiegsfinale gegen Wattens endet 0:0, die Tiroler müssen in die zweite Liga.
Bei der WSG Tirol versagten am letzten Spieltag der Bundesliga die Nerven! Wattens vergab im Abstiegs-Krimi gegen die Admira am Samstag im Innsbrucker Tivoli beste Torchancen, kam über ein 0:0 nicht hinaus. Den Niederösterreicher reichte das torlose Remis zum Klassenerhalt. Wattens muss ein Jahr nach dem Aufstieg den Gang in die zweite Liga antreten.
Maierhofer und der "Fußballgott"
Die Nerven lagen blank. Das Endergebnis täuschte. Wer hinter dem 0:0 eine Abwehrschlacht vermutet, der irrt. Beide Teams kamen zu guten Möglichkeiten. Speziell die Hausherren erarbeiteten sich eine Vielzahl an Großchancen. Einzig vor dem Tor versagten mit dem Druck des Abstiegskampfes im Hinterkopf die Nerven.
So vergab Routinier Stefan Maierhofer schon nach wenigen Minuten aus kurzer Distanz. Der 2,02 Meter große Stürmer kam zum Kopfball, Admira-Schlussmann Andreas Leitner war schon geschlagen. Der Ball ging deutlich über die Querlatte.
Maierhofer über die vergebene Chance und den Abstieg: "Enttäuschung. Wir sind sehr gut in die Rückrunde gestartet. Dann ist Corona gekommen. Viele Ausfälle. Heute: Ich habe riesige Chancen gehabt, Dedic an die Stange. Der Fußballgott war nicht auf unserer Seite. Das sind normal meine Bälle. Ich wollte ihn ins lange Eck drücken, komm' um den einen Schritt zu spät und er rutscht mir über den Scheitel. Es ist wirklich bitter, das zu sehen."
Der 37-Jährige sollte auch nach dem Seitenwechsel einen großen Sitzer auslassen. Unbedrängt kam er am langen Eck zum Kopfball, setzte diesen erneut über das gegnerische Tor. Wie von Maierhofer angesprochen, traf sein Sturmpartner Zlatko Dedic in der Schlussphase die Stange. Leitner hielt in der Nachspielzeit einen Schuss von Kelvin Yeboah.
Erwin Hoffer, Maierhofers ehemaliger Sturmpartner aus Rapid-Zeiten (bis 2009), vergab für die Admira zwei große Möglichkeiten. So musste sein Team lange zittern. Am Ende feierten die Niederösterreicher den Klassenerhalt wie einen Titel.
Die Stimmen
Thomas Silberberger (Trainer WSG Swarovski Tirol):
…nach dem Spiel: "Es ist bitter, wenn ich jetzt das Spiel in der Kurz-Zusammenfassung gesehen habe, wir sind nicht wegen der heutigen Leistung abgestiegen. Sondern weil wir in der Quali-Runde die schlechteste Performance gebracht haben. Wir haben die vier, fünf Großchancen heute leider nicht gemacht und so ist die Admira verdient drin geblieben, es war eine Summe der ganzen Quali-Runde. Wenn ich jetzt lange damit hadere, wird das Ergebnis auch nicht anders. Maierhofer und wie sie alle heißen, im Endeffekt arbeiten wir mit Menschen zusammen, auch wenn sie schon viel gesehen haben in ihrer Karriere, unter Druck vergeben sie auch einmal eine Großchance. Es muss weitergehen. Es hat sich über das ganze Jahr gezogen, am Tivoli haben wir uns nie heimisch gefühlt, so ehrlich muss man sein. Was möglich wäre, haben wir im Cup gegen die Wiener Austria im Gernot-Langes-Stadion gesehen."
…mit einem persönlichen Fazit: "Wir waren auf einem guten Weg mit der Punktehalbierung kurz vor Corona, Corona hat uns komplett außer Tritt gebracht. Das I-Tüpfelchen war mit Sicherheit mein Motoradunfall, wo ich sehr schnell wieder bei der Mannschaft war, aber den Abstieg muss ich zu einem Großteil auf meine Kappe nehmen. Ich muss ganz ehrlich sagen, ich bin mental und körperlich am Sand. Normal gehst du mit so einer Verletzung wie ich sie gehabt habe, neun Monate in den Krankenstand, ich war nach zehn Tagen wieder bei der Mannschaft. Ich habe mir gedacht, dass ich das Ruder herumreißen kann, weil ich gewusst habe, dass der Chef vorangehen muss. Jetzt bin ich bitter enttäuscht. Jetzt muss ich wirklich schauen, dass meine Gesundheit wieder in Schuss kommt."
…mit einem Ausblick: "Wir werden nächste Woche in die Analyse gehen. Wir dürfen uns das Mascherl sofortiger Wiederaufstieg nicht umhängen, da wären wir schlecht beraten. Wir müssen schauen, dass wir im Gernot-Langes-Stadion die Zuschauer wieder auf unsere Seite bringen und eine vernünftige Rolle in der 2. Liga einnehmen können. Mental bin ich relativ stark, das geht schnell, körperlich habe ich in zehn Tagen meine vierte Operation und dann sollte es endlich mit den Krücken vorbei sein, dann sind sieben Wochen um. Ich möchte den Verein nicht im Stich lassen, wir werden nächste oder übernächste Woche vernünftige Lösungen präsentieren können."
Stefan Maierhofer (WSG Swarovski Tirol):
…nach dem Spiel: "Enttäuschung. Wir sind sehr gut reingestartet in die Rückrunde, dann kam Corona, wir hatten viele Ausfälle, viele verletzte Spieler, wir sind am Zahnfleisch dahergekommen, es soll keine Ausrede sein, wir hatten heute unseren Showdown, ich habe zu Beginn eine Riesenchance vergeben. Der Fußballgott war nicht auf der Seite der WSG. Ich bin mein größter Kritiker, ich mache solche Bälle normal, heute kommen sie und ich mache sie nicht. Bitter, wenn dir die Bälle heute über den Scheitel rennen. Wir sind eine Mannschaft, probieren uns zu pushen, der Trainer geht voran, der immer an uns glaubt, auch unser Sportdirektor. Wir wollten unbedingt, heute kann man keinem Spieler irgendwas vorwerfen, das einzige war die Chancenverwertung. Da hat Admira einen glücklichen Tag gehabt. Wir müssen es uns selber ankreiden, Wir haben auch andere Spiel gehabt. Mit einem Sieg hätten wir alles klarmachen können."
…über seine Zukunft: "Bis zum jetzigen Zeitpunkt habe ich mir keine Gedanken gemacht, wir werden mit dem Verein Gespräche führen. Der Verein, die Leute, die beim Verein arbeiten, angefangen im Büro bis hin zur Präsidentin, Sportdirektor, Zeugwart, Busfahrer, es ist wirklich ein herzensguter Verein, es tut mir extrem leid, weil wir alle mit viel mehr Erwartungen hier reingegangen sind. Es ist momentan eine extreme Leere da."
Stefan Köck (Manager Sport WSG Swarovski Tirol):
…vor dem Spiel: "Thomas Silberberger bekommt gerade unter dem Spaltgips noch einen neuen Verband. Wir müssen kühlen Kopf bewahren, Leidenschaft reinbringen, initiativ und kreativ sein, es ist nicht einfach mit dieser Drucksituation. Der Trainer hat heute die besten aufgestellt, um es zu schaffen, wir haben auch eine gute Bank, das macht uns zuversichtlich. Mit Clemens Walch haben wir nicht mehr gerechnet, umso schöner, dass er zurückgekommen ist. Stefan Maierhofer ist als Führungsspieler gekommen, hat es über weite Strecken gut erfüllt, er hat bis jetzt eine gute Saison gespielt. Er hat insgesamt einen sehr guten Eindruck hinterlassen, ist ein Typ. Wir wollen heute stabil und kompakt agieren, ein relativ schnelles Gegentor vermeiden, offensiv Akzente setzen und im Optimalfall in Führung gehen."
Zvonimir Soldo (Trainer FC Flyeralarm Admira):
…vor dem Spiel: "Die Mannschaft ist willig, ist fit, wir haben zwei Punkte Vorsprung. Das letzte Spiel haben wir schnell abgehakt. Wir haben es selbst in der Hand. Wir dürfen nicht passiv sein, sonst kriegen wir Probleme."
…vor dem Spiel darüber, dass Sinan Bakis nicht im Kader ist: "Ich brauche Spieler, die 100 Prozent mit dem Kopf dabei sind. Über dieses Thema will ich nichts mehr sagen."
…nach dem Spiel: "Es war stressig, es war heute wie ein Sieg. Das kann man genießen. Wir werden analysieren und schauen, dass wir nächste Saison nicht in so eine Situation kommen."
Ernst Baumeister (Sportdirektor FC Flyeralarm Admira):
…nach dem Spiel: "Der Puls ist sehr, sehr hoch. Ich hoffe, dass mir das die nächsten Jahre erspart bleibt. In der Situation müssen wir zusammenhelfen. Es war immer eine gute Absprache (mit dem Trainer), da hat es kein Problem gegeben. Vom Sportlichen her war es keine schöne oder gute Saison. Wenn man bis zum Schluss gegen den Abstieg kämpfen muss, kann man nicht von einer guten Saison reden. Das einzig Gute war der Abschluss. In den nächsten paar Wochen wartet sehr viel Arbeit, um eine gute Mannschaft zusammenzustellen, die nichts mit dem Abstieg zu tun hat. Rund um die Uhr arbeiten und eine Mannschaft zusammenzustellen, die ligatauglich sein wird. Ich habe viele Gespräche mit der Mannschaft geführt, so gut wie möglich Einfluss genommen, ohne den Trainer zu überflügeln, der Trainer ist für die Mannschaft verantwortlich. Unterstützung, wenn es nötig war. Die Stimmung ist besser geworden, als ich wieder gekommen bin. Ich will mich nicht selber loben. Wir müssen alle gemeinsam hart daran arbeiten (an mehr Kontinuität im Verein)."
Felix Magath (Head of Flyeralarm Global Soccer):
…nach dem Spiel: "Ich bin jetzt erst einmal geschafft, denn das waren zweimal harte 95 Minuten. Wir mussten bis zur letzten Sekunde zittern. Wir hatten heute Nachmittag und jetzt heute Abend natürlich auch etwas Glück. Letztendlich glaube ich, wenn man die ganze Runde sieht, dass es gar nicht unverdient ist, dass wir in der Klasse geblieben sind. Diese 90 Minuten waren hier gab es mehr zu verlieren, hier war es stressiger. Ich bin bisschen geschlaucht und werde heute nicht so viel feiern, morgen vielleicht ein Glas Wein aus Gumpoldskirchen gönnen. Wir wollen diese Mannschaft auch verändern, mehr auf die eigene Jugend setzen und wollen natürlich mit dem ein oder anderem ausländischen Spieler die Qualität des Kaders verbessern. Da haben wir Luft nach oben und ich bin sehr zuversichtlich, dass uns das gelingt. Wir müssen erstmal sehen, was man auf dem Transfermarkt machen kann. Wir wollen aus dieser Abstiegsregion rauskommen. Ob das für die neue Saison schon möglich ist, kann ich Ihnen vor Beginn der neuen Saison sagen."
…über Sinan Bakis: "Es ist halt eine Problematik, die ich mir als Manager im Fußball nicht gegönnt habe, dass am Ende einer Saison ein Vertag, der dem Spieler bei einem möglichen Abstieg die Chance gibt ablösefrei zu wechseln. Das ist natürlich problematisch für Spieler und Verein. Insofern werde ich solche Situationen vermeiden. Sinan hat, wie das bei Stürmern oft so ist, eine Phase gehabt, wo er sehr gut getroffen hat, dann eine Phase gehabt, wo er nicht getroffen hat, sowas ist normal. Es hat uns weh getan, weil er der einzige Stoßstürmer war, der Tore gemacht hat. Er hat noch ein Jahr Vertrag bei uns, von daher gehe ich davon aus, dass Sinan in der kommenden Spielzeit zu unserem Kader gehören wird. Er wird sicher nicht mehr der einzige Stürmer sein, der Tore schießen kann."
Christoph Schösswendter (FC Flyeralarm Admira):
…nach dem Spiel: "Die sechs Monate waren richtig, richtig grausam, so schwer wie heuer war es überhaupt noch nie, großer Respekt an alle, das Team um das Team. Dieses Jahr haben wir das Unmögliche möglich gemacht. Es war im Kopf anstrengender, weil du weißt, dass jeder kleine Fehler zum Gegentor führen kann. Heute auch Glück gehabt, der Major (Stefan Maierhofer) hat drei, vier Tore am Kopf gehabt. Tut mit leid für ihn, aber enorm wichtig für uns. Wir haben ein, zwei Sitzer ausgelassen. Heute hat man gesehen, was wir für eine Truppe sind. Mit Herz und Willen haben wir es am Ende der zachen Saison geschafft."
Erwin Hoffer (FC Flyeralarm Admira):
…nach dem Spiel: "Wir haben gewusst, dass es nicht einfach wird. So ist Fußball, einer muss absteigen, dieses Mal hat es zum Glück nicht uns getroffen, natürlich werde ich Worte für Stefan (Maierhofer) haben, aber wir müssen auf uns schauen. Am Schluss haben wir ein bisschen Glück auch gehabt, wenn ich eine meiner Chancen in der ersten Hälfte mache, dann können wir ruhiger spielen. Wir haben als Mannschaft bis zur 95. Minute gefightet. Wir müssen als Mannschaft so auftreten und dann müssen wir schauen, dass wir früher genug Punkte haben und am Schluss nicht so zittern müssen."