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Was steckt hinter diesem spektakulären Naturphänomen?

Die "Morning Glory" ist eine besondere Wolkenformation, die Forschern ein Rätsel war – bis jetzt. Mathematiker können sie jetzt erklären.

Sabine Primes
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Morning Glory Cloud – eine schnurgerade Wolke, die mehrere hundert Kilometer lang sein kann.
Morning Glory Cloud – eine schnurgerade Wolke, die mehrere hundert Kilometer lang sein kann.
Screenshot Youtube/ Gry Elise Nyland

Über dem Golf von Carpentaria im Norden Australiens entsteht regelmäßig eine "Morning Glory". Dabei handelt es sich um eine besondere Wolkenformation. Diese "rollende Wolke", die fallweise auch in anderen Weltregionen zu sehen ist, kann hunderte Kilometer lang sein, hat dabei aber nur einen Durchmesser von ein bis zwei Kilometer. Ein Wiener Mathematiker hat nun diese Wolkenwalze als nichtlineare Welle in der Atmosphäre im Fachjournal "Proceedings A" der Royal Society mathematisch beschrieben.

Die "Morning Glory"-Wolken sind vor allem im Golf von Carpentaria am frühen Morgen im September und Oktober zu sehen, schreiben Adrian Constantin vom Institut für Mathematik der Universität Wien und Robin Stanley Johnson von der Newcastle University in ihrer Arbeit. Verantwortlich für diese spezielle Wolkenformation ist eine besondere thermische Struktur: Die riesige, flache Meeresbucht geht im Norden in die Arafurasee über, der Meerenge zwischen Australien und Neuguinea, im Osten ist sie von der großen Kap-York-Halbinsel begrenzt. Diese thermische Struktur der unteren Atmosphäre über dem Land und dem Meer führt zu dieser speziellen Wolkenformation.

Surfen auf der Wolkenrolle

Oft handelt es sich um ein einzelne lang gestreckte Wolke, an deren Front starke Aufwinde aufsteigen und an deren Hinterseite die Luft absinkt. So wirkt es, als ob die mit einer Geschwindigkeit von zehn bis 20 Metern pro Sekunde dahinziehende Wolkenwalze rotieren würden. Die speziellen Windbedingungen machen die "Morning Glory" bei Segel- und Drachenflieger beliebt, die sie zum "Wolkensurfen" nutzen. Manchmal treten auch mehrere solcher Wolkenrollen in geringem Abstand parallel hintereinander auf.

"Ich finde diese Wolkenformation sehr schön - eigentlich faszinierend", erklärte Adrian Constantin vom Institut für Mathematik der Universität Wien gegenüber der APA. Der Mathematiker und Wittgenstein-Preisträger ist einer der meistzitierten Forscher der Welt und widmet sich in seiner Arbeit schwerpunktmäßig der Mathematik der Wellenausbreitung und der Erklärung von Wellenphänomenen – ein solches ist auch die "Morning Glory".

Wellengleichung mit "asymptotischem Verfahren"

Die bisherigen Untersuchungen der Wolkenformation würden auf Analogien mit der Theorie von Wasserwellen beruhen, betonte Constantin. "Doch das Verhalten von Luft und Wasser weist viele Unterschiede auf, etwa was den Einfluss von Temperatur und die raschen Dichte- und Druckänderungen betrifft", sagte der Mathematiker. Aus diesem Grund hat der Mathematiker mit seinem britischen Kollegen mit einem sogenannten "asymptotischen Verfahren" eine nichtlineare Wellengleichung für die "Morning Glory" aus den Regelgleichungen für atmosphärische Strömungen abgeleitet.

Auch wenn das Phänomen der "Morning Glory" auf einer komplizierten Abfolge von Prozessen fußt, können die Forscher nun mathematisch die Temperatur- und Druckbedingungen sowie die Wärmequellen beschreiben, die zum Antrieb und zur Aufrechterhaltung der Wolkenbewegung erforderlich sind. Für Constantin ist es dennoch erst "ein erster Schritt, es bleibt noch viel zu tun, denn die Dynamik der Wolkenformation ist kompliziert".

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