Baby-Blog

Dürfen Buben Kleider tragen?

"Heute"-Redakteurin und Bloggerin Christine Scharfetter erzählt von ihren täglichen Erfahrungen als Mama.

Christine Scharfetter
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Was ist so falsch daran, wenn das Kind glücklich ist?
Was ist so falsch daran, wenn das Kind glücklich ist?
Getty Images

Wir leben im Jahr 2022. Einem Jahr, in dem Diversität hochgeschrieben wird, Geschlechterrollen – zumindest auf dem Papier – gesprengt werden und es dafür auf dem Meldezettel sogar sechs Auswahlmöglichkeiten gibt. Frauen und Mädchen tragen Hosen – und das seit fast 200 Jahren.

Buben und Männer in Kleider? Noch heute ein Anblick, der auf Widerstand, Unverständnis und Kopfschütteln stößt. Aber warum eigentlich? Warum darf sich ein kleiner junge kein "hübsches" Kleid aussuchen? Warum darf er sich nicht drehen, bis das Kleid ins Schwingen kommt und warum sind Glitzer und Nagellack bei Jungs immer noch so verpönt? Fragen, mit denen jetzt auch die österreichische Influencerin Verena Greilinger konfrontiert wurde. Ihr Dreijähriger trägt gerne Kleider, verkleidet sich als Prinzessin genauso, wie als Feuerwehrmann. Nur, dass bei Letzterem niemand große Augen bekommt und nachfragt.

Glitzer darf auch dem härtesten Arbeitsbuben gefallen

Unter ihrem Instagram-Account "ena.maria.b" hat sie dazu jetzt eine Erklärung abgegeben und ihrem Unmut über die merkwürdigen Fragen ein bisschen Luft gemacht – zurecht! "Nicht ich lasse dem Kind rosa Kleider tragen, in denen er sich dreht und strahlt und glücklich ist, sondern wir", antwortet die Niederösterreicherin in einem Posting auf die häufig gestellte Frage, ob es ihren Mann nicht stören würde, dass sie dem Kind Kleider anziehe.

Weiter stellt sie noch klar: "Wir Eltern sind es, die das Kind mit der Ansicht groß werden lassen, dass Farben für alle da sind, dass schönes Glitzern und Funkeln auch dem härtesten Arbeitsbuben gefallen dürfen und dass auch ein Bub Freude daran haben darf, wenn sich der Rock erhebt, wenn man sich schnell dreht." Merkwürdigerweise kommen derartige Fragen nicht, wenn ein kleines Mädchen eine Hose trägt.

Die Eltern zweier Buben lassen in der Öffentlichkeit zu, was andere nur hinter verschlossenen Türen erlauben und werden damit hoffentlich zum ganz großen Vorbild für viele andere Eltern.

Christine Scharfetter ist "Heute"-Redakteurin und Bloggerin auf www.TheHallstand.com. Seit über drei Jahren lernt sie nun immer wieder neue Grenzen in ihrem Leben als Mutter der kleinen Frankie Malou kennen.

Instagram.com/christinescharfetter

Alles nur Denkweise

Und sie sind nicht die einzigen, die sich hier aus der Komfortzone vieler Personen wagen: Auch die schwedische Mama-Bloggerin Sara Celina lässt ihren älteren Sohn anziehen, was er möchte und das ist nicht selten ein Kleid. Schließlich trägt seine große Schwester und damit sein Vorbild auch Prinzessinnenkleider.

Dennoch ist sich Verena Greilinger schon jetzt sicher, dass sie ihr Posting zu der Thematik spätestens in drei Jahren wohl löschen muss – wenn ihr Erstgeborener in die Volksschule kommt. "Da ihr (ja, die meisten von euch) eure Kinder erzieht mit Sätzen ''Du bist ja kein Mädchen!', 'Geh, ist doch was für Buben!', 'Damit schaust ja aus wie ein Mädchen' ..." Und sie hat recht damit, dass diese Sätze dazu führen werden, dass ihr Kind irgendwann ausgelacht werden wird. "Ausgelacht von Kindern und Buben, die es vielleicht auch gerne mal tragen würden und sei es nur als Verkleidung und eben es nicht dürfen, denn sie wären ja kein Mädchen." Wie traurig!

Das erinnert mich an einen heute Jugendlichen aus meiner Familie, der vor elf Jahren nichts ahnend mit Nagellack in die Volksschule gegangen ist. Später wurde die Schule aus genau diesem Grund gewechselt. Ein Mitschüler hätte wohl auch zu gerne bunte Fingernägel gehabt – und konnte einfach nicht aufhören, das arme Kind zu hänseln.

Deshalb und auch zum Wohl meiner Tochter, die diese Sätze nie zu hören bekommt, Hosen tragen darf, wann immer sie möchte und zu 90 Prozent mit Buben die Welt erobert, möchte ich mich der Bitte von Verena Greilinger anschließen: "Erlaubt es oder erlaubt es nicht, aber bitte unterlasst solche Meldungen, die eure Kinder und deren Ansichten darüber prägen."

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