Fussball

Leipzig-Legionär Laimer: "Es ist fast wie bei einer WM"

Konrad "Konny" Laimer greift mit Leipzig in der Champions League an. "Heute" bat das 23-jährige Zweikampf-Monster zum Interview.   

Erich Elsigan
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Konrad Laimer im Duell mit Tottenham
Konrad Laimer im Duell mit Tottenham
Imago Images

Die Champions League geht in die heiße Phase! Und nicht nur Bayern-Star David Alaba träumt aus rot-weiß-roter Sicht vom Titel. Auch das Leipzig-Duo Marcel Sabitzer und Konrad Laimer hat Großes vor. Seit Samstag bereiten sich die "Bullen" in Lissabon auf das Viertelfinal-Duell mit Atletico Madrid (Donnerstag) vor.

Im "Heute"-Interview verrät Laimer, wie er die Chancen einschätzt, ob ihm Corona Angst einjagt – und warum er 295 Zweikämpfe bestritten hat.

"Heute": Herr Laimer, Leipzig-Gegner Atletico hat zwei Coronafälle gemeldet. Haben Sie Angst vor einer Infektion?

Konrad Laimer: "Nein. Wir werden alle drei Tage getestet, ich bin immer vorsichtig und befolge die Empfehlungen unserer medizinischen Abteilung."

Ihr lebt in Lissabon in einer "Bubble", seid in der Bewegungsfreiheit stark eingeschränkt.

"Wenn man in der Champions League spielen darf, nimmt man das in Kauf. Das Hotel ist sehr gut, da können wir uns ein bisschen bewegen. Man kann es fast wie ein kleines Trainingslager sehen. Die Playstation ist mit, dazu wird Netflix geschaut, Karten oder Schach gespielt. Man findet schon einen Zeitvertreib."

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    Schauen Sie die anderen Spiele im TV an?

    "Auf jeden Fall. Ich bin einfach ein großer Fußballfan und schaue mir Spiele immer gern an. Champions-League-Partien sowieso."

    Wie stehen Sie zum Format? Jedes Spiel entscheidet. Es kann schnell vorbei sein, aber auch rasch ins Finale gehen.

    "Es ist wie bei einer EM oder WM, da zählt ab dem Achtelfinale auch jede Partie. Ich denke, für uns ist das ein Vorteil. Gegen einen ganz Großen hat man in einem Spiel sicher mehr Chancen, als wenn es Hin- und Rückspiel gibt. Wir haben mit Atletico einen schwierigen Gegner vor der Brust. Aber wir werden in den 90 Minuten oder mehr alles auf den Platz bringen, was wir haben. Danach sehen wir, ob es gereicht hat."

    Atletico hat mit Liverpool den Titelverteidiger rausgeworfen. Wie stehen die Chancen von RB Leipzig?

    "Atletico ist ein Top-Gegner mit einer unglaublichen Qualität. Ich kann nicht in Prozenten einschätzen, wie hoch unsere Chance ist, aber wie gesagt, es ist nur ein Spiel, es ist Viertelfinale, wir brennen darauf, gegen so eine Mannschaft spielen zu dürfen."

    Leipzig hat am Weg ins Viertelfinale Tottenham eliminiert. Und zwar deutlich. War das eure Reifeprüfung?

    "In der Champions League ist jede Partie eine Reifeprüfung. In der K.o-Phase spielen dann nur die besten Klubs Europas. Wenn du da weiterkommst, hast du eine außergewöhnliche Leistung erzielt. Das ist uns gegen Tottenham gelungen. Wir waren in beiden Spielen die klar bessere Mannschaft. Es braucht mindestens nochmal so eine Leistung, wenn nicht sogar eine noch bessere, um noch eine Runde weiterzukommen. Wir brauchen ein perfektes Spiel."

    Die deutschen Klubs hatten bereits eine längere Pause, waren schon auf Urlaub. Vor- oder Nachteil?

    "Das ist ganz schwierig zu beurteilen. Vielleicht haben die, die durchgespielt haben, einen besseren Rhythmus, aber vielleicht sind sie auch schon überspielt. Man muss sich einfach bestmöglich vorbereiten, das tun wir."

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      Die Champions League wurde in der Saison 1992/93 gegründet. 27 Final-Spiele hat es bereits gegeben. Einige mit rot-weiß-roter Beteiligung. <i>"Heute"</i> zeigt die besten Momente.
      Die Champions League wurde in der Saison 1992/93 gegründet. 27 Final-Spiele hat es bereits gegeben. Einige mit rot-weiß-roter Beteiligung. "Heute" zeigt die besten Momente.
      (Bild: GEPA-pictures.com)

      Die Situation ist für alle neu. War die Trainingssteuerung ein Problem, auch mental?

      "Man unterschätzt das von außen gerne. Klar hatten wir während des Corona-Lockdowns eine Pause, aber körperlich und mit dem Kopf mussten wir trotzdem auf der Höhe bleiben. Wir wussten ja nicht, wann es genau weitergeht. Das war nicht immer einfach – und ist es auch jetzt nicht. Die Stadien sind leer, das ganze Drumherum ist anders."

      Timo Werner ist nicht mehr bei euch. Kann Leipzig ihn so kurzfristig ersetzen?

      "Wenn ein Spieler von seinem Kaliber weggeht, spürt man das natürlich. Er hat einfach unglaublich viele Tore für uns gemacht. Eins zu eins ist er sowieso nicht zu ersetzen. Es müssen jetzt einfach andere Spieler mehr Verantwortung übernehmen, die Qualität ist nach wie vor hoch. Als Mannschaft können wir den Verlust – über die Saison gesehen – sicher verkraften."

      Herr Laimer, Sie sind in der deutschen Bundesliga der Spieler mit den meisten Zweikämpfen. 295 Duelle waren es im Detail. Ziehen Sie die Gegner magisch an?

      "Es liegt natürlich hauptsächlich an meiner Position im Mittelfeld. Ich bin aber auch der Typ, der das gerne hat, der gerne dort ist, wo der Ball sich befindet. Da ergibt sich das automatisch. Wenn ich dann auch noch ein paar der Zweikämpfe gewinne, ists auch nicht so schlecht."

      Sie sprechen die Position an. Heuer waren Sie fast ausschließlich im Zentrum im Einsatz. Endlich angekommen?

      "Absolut. In der Mitte habe ich mich schon immer am wohlsten gefühlt. In dieser Saison habe ich fast 90 Prozent meiner Spiele dort bestritten. Hier sehe ich sicher meine Zukunft."

      Thema Nationalteam: Anfang September geht es mit der Nations League los, Sie hätten kaum Pause. Wie auch David Alaba, der gemeint hat, er muss auf den Körper hören. Spielen Sie fix, oder muss man überlegen, ob das Sinn macht?

      "Es ist natürlich immer eine große Ehre, für das Nationalteam zu spielen. Man will grundsätzlich immer dabei sein. Aber es stimmt schon, es gibt im nächsten Jahr einfach so viele Partien in einem engen Zeitraum, im Sommer dann noch mit der EM. Man muss schon aufpassen, dass man sich nicht übernimmt, nicht übers Ziel hinausschießt. Denn sonst ist die Verletzungsgefahr zu groß. Man muss auch auf sich schauen und mit dem Verein abstimmen, was das Beste ist. Grundsätzlich ist man aber Fußballer, um möglichst oft zu spielen. Und ich bin ja noch jung und frisch."