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Tödliche Lungenkrankheit breitet sich aus

Ein Schweizer Experte schlägt angesichts der Ausbreitung von Legionellen Alarm: "Wir haben die Lage nicht mehr im Griff."

Heute Redaktion
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Ansteckung etwa im Schwimmbad möglich
Ansteckung etwa im Schwimmbad möglich
Bild: iStock

Sie lauern in Duschen, in Schwimmbädern, in Luftbefeuchtern – und verursachen schwere Lungenentzündungen: Legionellen. Seit einigen Jahren breiten sich die gefährlichen Legionellen-Bakterien in Europa und auch Österreich aus.

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In der Schweiz ließ jetzt Daniel Koch, Leiter der Abteilung für übertragbare Krankheiten beim Bundesamt für Gesundheit (BAG), aufhorchen: "Wir haben die Lage nicht mehr im Griff", wie "Blick" den Experten zitiert. 2017 registrierten die Schweizer knapp 500 Fälle der tödlichen Legionärskrankheit – 35 Prozent mehr als 2016.

Schweizer gründeten "Taskforce"

Koch warnt: "Wir haben es mit einer gefährlichen, potenziell tödlichen Krankheit zu tun." Die fast 500 Betroffenen aus dem Jahr 2017 seien nur die Spitze des Eisbergs, man gehe von einer hohen Dunkelziffer aus. "Uns werden nur Fälle mit schwerem Verlauf gemeldet. Dann, wenn die Leute im Spital landen." Im Kampf gegen die Bakte­rien hat die Schweiz nun eine Taskforce gebildet. So dürfen künftig ernannte Chemiker Sanierungen oder Duschverbote in Hotels und öffentlichen Bädern durchsetzen. Flächendeckende Kontrollen von Privathäusern dagegen dürften nur schwer realisierbar sein.

Legionellen mehren sich in stehendem, warmem Wasser. Der Bevölkerung rät Koch, das Wasser in Boilern auf über 60 Grad zu erhitzen und die Leitungen regelmäßig gut durchzuspülen.

Die Infektion beginnt mit Husten, Durchfall und Fieber. Später kann es zu schweren Lungen- und Rippenfellentzündungen kommen. Besonders gefährdet sind Ältere, Raucher und Menschen mit geschwächtem Immunsystem. Trotz Antibiotika-Behandlung sterben fünf bis zehn Prozent der Erkrankten.

Übertragung von Mensch zu Mensch kaum möglich

Die Bakterien werden über zerstäubtes Wasser eingeatmet. Infektionsquellen sind häufig Klimaanlagen, Duschen, Whirlpools oder andere Warmwasser­einrichtungen. Wird das Wasser auf mindestens 60° C erhitzt, sterben die Legionellen binnen kürzester Zeit ab. In kaltem Wasser vermehren sie sich kaum. Eine Übertragung von Mensch zu Mensch ist wahrscheinlich nicht möglich. Die Krankheit tritt vorwiegend im Spätsommer und Herbst auf. Sie betrifft meistens Personen über 50 Jahre, wobei Männer etwa dreimal so oft betroffen sind wie Frauen.

+++ Mehr Informationen zu Legionellen +++

++ Info-Broschüre der AGES Österreich ++

(red)

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