Gift für die Ewigkeit

Lebensmittel zunehmend mit PFAS-Pestiziden belastet

Rund 15 Prozent des in der EU angebauten Obst und Gemüses enthalten Pestizidrückstände aus der Gruppe der PFAS. Umweltschützer fordern ein Verbot.

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Lebensmittel zunehmend mit PFAS-Pestiziden belastet
Die am häufigsten mit PFAS belasteten österreichischen Erzeugnisse waren Erdbeeren (70 Prozent), gefolgt von Gurken (39 Prozent) und Äpfeln (38 Prozent).
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Sie gelten als gesundheitsschädlich und sind, einmal in die Umwelt ausgebracht, kaum mehr loszuwerden: die "Ewigkeits-Chemikalien" PFAS (per- und polyfluorierte Alkylsubstanzen). Einem am Dienstag veröffentlichten Report zufolge hat sich der Anteil dieser für Mensch und Umwelt hochproblematischen Stoffe an der Gesamt-Pestizidbelastung in Europa in nur einem Jahrzehnt nahezu verdreifacht.

Dies ergab eine Auswertung von über 270.000 Pestizid-Datensätzen aus den EU-Pestizidmonitorings von 2011 bis 2021, die am Dienstag vom Europäischen Pestizid-Aktions-Netzwerk (PAN Europe) gemeinsam mit der Umweltschutzorganisation Global 2000 im Report "Giftige Ernte" präsentiert wurde.

Anstieg in der EU, Österreich im negativen Spitzenfeld

Rückstände von 31 verschiedenen PFAS-Pestiziden wurden zwischen 2011 und 2021 in Obst und Gemüse in der EU nachgewiesen. In diesem Zeitraum hat sich der Anteil von PFAS-belastetem Obst- und Gemüse von unter sechs Prozent auf rund 15 Prozent nahezu verdreifacht.

Den stärksten (negativen) Aufwärtstrend verzeichneten Erzeugnisse aus Österreich mit einem Zuwachs um das Siebenfache bei Obst und um das 33-fache bei Gemüse.

Auch in absoluten Zahlen liegt Österreich mit 25 Prozent unter den Top 3. Nur Holland und Belgien weisen mit 27 Prozent noch höhere Belastungen auf. Die am häufigsten mit PFAS belasteten österreichischen Erzeugnisse waren Erdbeeren (70 Prozent), gefolgt von Gurken (39 Prozent) und Äpfeln (38 Prozent).

Umweltchemiker Helmut Burtscher-Schaden von Global 2000 fordert ein EU-weites Verbot aller PFAS-Pestizide.
Umweltchemiker Helmut Burtscher-Schaden von Global 2000 fordert ein EU-weites Verbot aller PFAS-Pestizide.
Global 2000/Selina Englmayer
Unsere Ergebnisse geben Anlass zu ernster Sorge für die Umwelt und die menschliche Gesundheit.
Helmut Burtscher-Schaden
Umweltchemiker bei Global 2000

Doch während für Lebensmittelkontaktmaterialien, Textilien und andere Konsumgüter EU-weite PFAS-Gruppenverbote in Aussicht gestellt wurden, sei der Umstand, "dass große Mengen von Ewigkeits-Chemikalien auch als Pestizide in die Umwelt und in den menschlichen Körper gelangen, nur wenig bekannt", erklärte Burtscher-Schaden von Global 2000.

37 heikle Stoffe in der EU zugelassen

Die Studie zeige, "dass europäische Konsumentinnen und Konsumenten einem Cocktail von PFAS-Pestiziden in Obst und Gemüse ausgesetzt sind", sagte Salomé Roynel von PAN Europe: "Wenn man sich die am häufigsten nachgewiesenen PFAS-Pestizide genauer ansieht, sind die Beweise für ihre Persistenz in der Umwelt und ihre Toxizität für den Menschen gut dokumentiert. Dazu zählen insbesondere Risiken für ungeborene Kinder, Hirnschäden, Beeinträchtigung des Immunsystems, hormonelle Störungen und Krebs.”

Derzeit prüft die EU ein weitreichendes Verbot von PFAS. Es tritt frühestens 2026 in Kraft. Im Februar 2023 veröffentlichte die Europäische Chemikalienagentur (ECHA) einen Vorschlag für ein Verbot der Herstellung, der Verwendung und der Einfuhr von mindestens 10.000 Per- und Polyfluoralkylsubstanzen (PFAS).

Nicht erfasst von diesem Vorschlag wären allerdings jene 37 derzeit in der EU zugelassenen Pestizidwirkstoffe (das sind 16 Prozent aller zugelassenen synthetischen Pestizide), die von der ECHA als PFAS eingestuft wurden, da deren Zulassung in der EU-Pestizidverordnung geregelt werde, kritisierten die Umweltschützer.

Global 2000 und PAN Europe fordern ein EU-weites Verbot aller PFAS-Pestizide.

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