Wien

Lautsprecher-Wagen weckt Wiener mit Schüssen, Muezzin

Hetze der übelsten Sorte: Sonntagfrüh fuhr ein Fahrzeug mit Polizeibegleitung durch Wien und spielte laute Schüsse und muslimische Gebetsrufe ab.

Leo Stempfl
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Laut Polizei handelt es sich um die Demo einer Privatperson.
Laut Polizei handelt es sich um die Demo einer Privatperson.
Screenshot/ Twitter

Verstörte Anwohner und Passanten des 8. Wiener Gemeindebezirks posteten Sonntagfrüh auf Twitter schockierende Videos. Unter Polizeischutz fuhr ein Fahrzeug in Schritttempo die Straßen entlang. Über die Lautsprecher wurden Schüsse abgespielt, gefolgt vom Gebetsruf eines Muezzins.

Ein Video des Vorfalls postete der SPÖ-Gemeinderat Omar Al-Rawi. "Gibt es dazu eine Erklärung?", fragt er den offiziellen Account der Wiener Polizei. Diese bestätigt auf "Heute"-Anfrage, dass es sich dabei um eine von 9.00 bis 10.00 Uhr angemeldete Demonstration einer Privatperson handelt. Die Polizei kläre den Vorfall.

Gemeinderat Omar Al-Rawi (SPÖ): "Das hat nur ein Ziel: aufzuhetzen. Das wird aber niemandem gelingen. Wien lebt den Zusammenhalt."

Im Gespräch mit "Heute" zeigt sich Al-Rawi fassungslos: "Ad hoc fällt mir dazu eigentlich nur der Satz: 'Schleicht's euch, ihr Orschlöcher' ein. Ich finde das wirklich letztklassig, dass man die Wiener Bevölkerung am Sonntag in der Früh mit Schusssalven und Gebetsrufen aufweckt. Das hat nur ein Ziel: aufzuhetzen – und das brauchen wir derzeit am wenigsten." Al-Rawi verortet "ganz eindeutig" ein einziges Ziel dahinter. "Die Bevölkerung zu spalten wird aber auch ihnen nicht gelingen. Die Wiener haben diese Woche auf beeindruckende Art und Weise Solidarität und Zusammenhalt gelebt."

Anwohner buhen

Ein Anwohner postete ein Video, das offenbar kurz davor entstand. Auf diesem ist zu hören, wie der Sprecher gegen "Islamisierung" und Toleranz wettert, gefolgt von "dann habt ihr bestimmt auch nichts gegen diese Kulturbereicherung hier". Im Anschluss sind mehrere Anwohner zu hören, die mit Buhrufen antworten.

"Warum hat die @LPDWien nicht sofort eingegriffen als klar war, dass die Kundgebung einzig dem Zweck dient, die Bevölkerung in Angst zu versetzen und Hetze zu verbreiten?", fragt auch die Menschenrechtsorganisation SOS Mitmensch in einem Tweet. Eine rasche Aufklärung fordert auch die Wiener Vizebürgermeisterin Birgit Hebein.

Wer genau hinter der Aktion steckt, ist aktuell noch unklar. Mit Spruchbändern gegen Toleranz und Islamisierung fiel allerdings die rechtsextreme Identitäre Bewegung in letzter Zeit vermehrt auf. Klare Hinweise auf eine Beteiligung dieser gibt es noch nicht, antifaschistische Gruppierungen vermuten einen rechtsextremen Publizisten aus Wien dahinter.