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'Late Night': In den USA ein Flop, aber eigentlich Top
Beim "Sundance" Filmfestival wurde "Late Night" gefeiert, an den US-Kinokassen soff er brutal ab. Warum Sie ihn trotzdem sehen sollten.
33 Millionen Dollar wurden laut Branchenblättern fürs Marketing der Komödie "Late Night" verpulvert. Trotzdem ging es vollkommen in die Hose. Das dürfte der Grund sein, warum der Film zu wenige Amerikaner in die Kinos lockte. Dabei glänzt die Geschichte um eine US-Late-Night-Sendung mit der genial-biestigen Emma Thompson als TV-Showmasterin und der sympathischen Mindy Kaling.
Mit Monaten Verspätung bekommt "Late Night" am 29. August endlich in den österreichischen Kinos eine zweite Chance.
"Ich wünschte ich wäre eine farbige Frau, damit ich jeden Job bekommen könnte, den ich will", motzt der weiße, männliche Eliteuni-Absolvent. Er ist ein Witzeschreiber in einem Team aus lauter weißen, männlichen Eliteuni-Absolventen. Die Spitze ist gegen die neue Kollegin Molly (Mindy Kaling) gerichtet. Sie hat indische Wurzeln und ihr voriger Job war in einer Chemiefabrik. Sie weiß, dass sie ihren Job für Katherine Newburys Late Night Show nur ihrem Geschlecht zu verdanken hat. Ihre Kollegen lassen sie das ordentlich spüren. Oder haben andere Hintergedanken, falls sie mal zur Abwechslung freundlich sind.
Show-Host Katherine Newbury (kaltschnäuzig und gut dabei: Emma Thompson) selbst hätte am liebsten gar nichts mit ihren Arbeitsbienen zu tun. Mit Frauen kann sie sowieso nicht und die männlichen Untergebenen gehen ihr eigentlich auch auf den Geist.
Das ändert sich als Newbury eine neue Chefin bekommt, die sie ihrerseits hasst. Der in die Jahre gekommene TV-Star soll durch einen jungen Mann ersetzt werden.
Newburys Ehemann (John Lithgow) redet Klartext: "Wenn dich die Leute lieben, kann man dich nicht absägen." Newbury braucht neue Ideen und frischen Wind und Witz in der Sendung. Plötzlich wird Molly wichtig und das langgediente Team muss auch ordentlich Gas geben. Die Frage ist, wie viel sich Molly von ihrem Idol Newbury gefallen lässt, oder ob trotzdem alles den Bach runter geht.
Trailer: "Late Night"
"Late Night" ist eine entzückend locker-leichte Komödie, ohne in seichte Klischee-Fallen zu tappen. Die Story sorgt mit einigen unerwarteten Kurswechseln dafür, dass die rund 100 Minuten wie im Flug vergehen.
Emma Thompsons Leistung allein reicht schon als Grund, sich den Film anzuschauen. Sie ist aber neben Mindy Kaling, Hugh Dancy (schmierig!) und Reid Scott bei weitem nicht der einzige Lichtblick im Cast.
Mindy Kaling ist bei "Late Night" Hauptdarstellerin, Produzentin und Drehbuchautorin. Sie weiß, wovon sie redet. Als sie bei der US-Erfolgsproduktion "The Office" als Schreiberin anfing, war sie die Quotenfrau mit Migrationshintergrund. Als sie nach sieben Jahren ging war die Show vielfach ausgezeichnet und Kaling leitete das Schreiber-Team.
Richtig unrealistisch ist der Film eigentlich nur an einer Stelle: Wie viele weibliche Talk-Show-Hosts kennen Sie? Schade eigentlich, denn Emma Thompson würde man gern täglich zuschauen.
"Late Night" läuft ab 30.8.2019 in Österreichs Kinos (lam)