Ukraine

"Langsam und blutig" – Militär-Experte mit Kriegsansage

Russland fahre eine "Terrorstrategie" gegen die Ukraine, ihre Gegenoffensive verlaufe schleppend. Ein Militärexperte sieht kein baldiges Kriegsende.

Rene Findenig
Der Militärexperte Franz-Stefan Gady ging in der ORF-"ZIB2" nicht davon aus, dass der Ukraine-Krieg noch heuer endet.
Der Militärexperte Franz-Stefan Gady ging in der ORF-"ZIB2" nicht davon aus, dass der Ukraine-Krieg noch heuer endet.
Screenshot ORF

Russische Raketenangriffe auf ukrainische Städte mit zahlreichen zerstörten Häusern und zivilen Opfern sei natürlich "Teil einer Terrorstrategie der russischen Streitkräfte gegenüber der ukrainischen Zivilbevölkerung", so der Militärexperte Franz-Stefan Gady am späten Mittwochabend live in der ORF-"ZIB2" bei Moderator Armin Wolf. Gleichzeitig sei es aber auch das Ziel, die ukrainische Raketen- und Flugabwehr in die Städte zu zwingen, um sie dort leichter zerstören zu können, so der Experte. Und sei die ukrainische Gegenoffensive, so wie es viele Beobachter behaupten, ein Misserfolg?

"Auf jeden Fall kein Misserfolg bis dato", so Gady, sie gehe aber langsamer voran, als die ukrainischen Streitkräfte und einige Beobachter gedacht hätten. Er habe aber immer gesagt, es werde ein "langsamer und blutiger Kampf", so der Experte, genauso sei es nun eingetreten. "Wir befinden uns in einem Abnützungskrieg in der Ukraine", so Gady, und ein solcher werde dadurch entscheiden, dass man dem Feind mehr Opfer und Verluste zufüge als man selbst erleide. Die Ukraine versuche nun, etwas zu erreichen, das keine militärische Einheit in Europa beherrsche, "den Kampf der verbundenen Waffen", so Gady.

"Der Kampf der verbundenen Waffen"

Dabei handle es sich um eine "Synchonisierung" von militärischen Ressourcen und Operationen, wie es weltweit nur die USA und sonst niemand könnten. "Selbstverständlich" sei es leichter in einem Krieg, als Verteidiger als als Angreifer Erfolge zu erzielen, so der Experte – weil sich diese Rollen in der ukrainischen Gegenoffensive umgedreht hätten, gehe sie auch nur langsam voran. Was Streumunition betreffe, sei es "ein reines Zahlenspiel" statt wirklich großem taktischen Vorteil, und diese dazu, die Offensive der ukrainischen Einheiten in die Länge zu ziehen, weil die Munition zur Neige gehen werde.

1/5
Gehe zur Galerie
    Videoaufnahmen einer russischen Heli-Crew zeigen die schweren Verluste westlicher Panzer bei einer ukrainischen Gegenoffensive bei Saporischschja. (10. Juni 2023)
    Videoaufnahmen einer russischen Heli-Crew zeigen die schweren Verluste westlicher Panzer bei einer ukrainischen Gegenoffensive bei Saporischschja. (10. Juni 2023)
    IMAGO/ITAR-TASS

    Moralisch gesehen obliege es den Ukrainern, ob sie diese Munition in ihrem Land einsetzen wollen, so Gady. Aufhorchen ließ der Militärexperte damit, dass er behauptete, Russland habe noch immer keine Lufthoheit in der Ukraine erreichen können, es gebe weiter Luftparität. Die russische Luftwaffe sei nicht dafür konzipiert, schnell die Lufthoheit zu erlangen, so der Experte, was die russische Luftwaffe ausmache, sei eine sehr raketenstarke Streitmacht. "Ich gehe nicht davon aus, dass dieser Krieg in diesem Jahr enden wird", so Gady schließlich. Die Offensive werde sicher noch einige Wochen oder Monate dauern. 

    An der Unterhaltung teilnehmen