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"Landwirtschafts-Simulator 22" im Test: Absolut "kuhl"
Der "Landwirtschafts-Simulator 22" ist da und die beste "Bauern"-Sim aller Zeiten. Pflügen, ernten, Tiere züchten, Waren verkaufen: Einfach "kuhl"!
Endlich ist es wieder soweit und virtuelle Farmer können ihre Traktoren auf Playstation, Xbox und PC anwerfen, denn der neue "Landwirtschafts-Simulator 22" von Giants Software ist da. Die Entwickler haben nicht nur einmal mehr die Grafik aufgehübscht, virtuelle Bauern können nun auch inhaltlich neue Wege gehen und über zusätzliche Umgebungen staunen. Da hat sich die zusätzliche Wartezeit von einem Jahr ja gelohnt, wie der "Heute"-Test der Simulation zeigt.
Zum Einsatz kommen zwei gänzlich neue und die überarbeitete "Alpine"-Karte. Und was früher nur durch Modifikationen möglich war, ist nun vom Haus aus im Spiel integriert, etwa wechselnde Jahreszeiten oder ganze Produktionsketten. Kurven darf man nun neu durch das französische Haut-Beyleron und das amerikanische Elmcreek. Entsprechend halten auch neue Anbau- und Anpflanzmöglichkeiten etwa durch Trauben Einzug. Ebenso mit dabei: Oliven und Hirse.
Neue Partikeleffekte begeistern
Es wird nicht nur mehr die Saat ausgebracht und dann das Getreide geerntet, sondern es können künftig auch Rebstöcke gepflanzt werden, die den Einsatz ganz neuer Maschinen notwendig machen. Beispielsweise kommt ein New Holland Braud zum Einsatz, mit dem man vorsichtig durch die Trauben-Reihen lenken muss. Spannend: Dabei zeigen sich auch gleich die neuen Partikeleffekte des Games: Trauben landen einzeln sichtbar am Förderband der Maschine, durch den Auswurf Stauben dagegen Blattreste und Staub nach hinten raus.
Umgeladen in eine Spezial-Transportmaschine (mit beidseitig zu öffnendem Anhänger), damit die Trauben keine Stöße abbekommen, geht es für die Trauben dann nicht nur in den Verkauf, sondern auf Wunsch auch zur Weiterverarbeitung. Trauben können in einem baubaren Verarbeitungsbetrieb etwa zu Traubensaft und Rosinen gemacht werden. Verarbeitet können aber auch andere Erntegüter wie Weizen werden – in einer Mühle gewinnt man daraus Mehl und verkauft damit Brot.
Simulations-Mikromanagement fällt auf
Auch andere Neuerungen fallen auf: Es gibt nun auf den Straßen verschiedene Automodelle, die Geräusche der landwirtschaftlichen Gefährte sind noch realistischer, die Partikeleffekte begeistern und die (auch abschaltbaren) Jahreszeiten ermöglichen eine Art Simulations-Mikromanagement – wenn im Winter beispielsweise Produkte aus der Sommer-Ernte verkauft werden, gibt es dafür mehr Geld. Auch aufgefallen: Reifenspuren im Feld sind teils sichtbar. Es zeigt, wie viel Liebe zum Detail in den neuen Simulator geflossen sind.
Wer denkt, dass er durch die neuen Möglichkeiten im Spiel aber Stunden damit verbringen muss, um sich überhaupt auszukennen, kann beruhigt sein, denn das Spiel lebt das Motto: Alles kann und nichts muss. Wer sich einfach nur in seinen Traktor setzen und durch die Gegend tuckern will, wird damit genauso viel Freude haben wie Spieler, die sich zum Landwirtschafts-Großbauern aufschwingen und Feld um Feld pflügen will. Alles, was mehr in die Tiefe geht – etwa Produktionsketten und Jahreszeiten – lässt sich auf Wunsch an- und abschalten.
Absolut faszinierende Produktionsketten
Bei der Grafik macht der Simulator vor allem auf den Next-Gen-Konsolen den größten Sprung der Serien-Geschichte. Texturen und Effekte sind so gut, dass der "Landwirtschafts-Simulator 22" nicht nur wie ein neuer Serienteil, sondern wie ein ganz neues Simulationsspiel wirkt. Außerdem gab es in keinem Serienteil zuvor so viele wirkliche Neuerungen und nicht nur mehr vom Gleichen: So führt der "LS 22" beispielsweise ganz neue Fahrzeuge wie neben dem genannten Traubensammler auch Steinsammler ein, die den Verschleiß von Fahrzeugen verringern, wenn man damit Steine aus dem Acker entfernt.
Absolut faszinierend sind die toll durchdachten produktionsketten. Statt Obst und Getreide einfach zu ernten und zu verkaufen, kann der virtuelle Landwirt die Ernte nun weiterverarbeiten. Dazu lassen sich im ersten Schritt lagerhäuser für die Ernte errichten, an die sich verschiedene andere Weiterverarbeitungsobjekte anschließen lassen. Beispiel Trauben: Für sie geht es nach dem Lager weiter in die Verarbeitung, wo man bestimmen darf, ob aus ihnen Traubensaft oder Rosinen entstehen sollen. Das ist aber bei weitem noch nicht das Ende der Produktionskette im Spiel.
Für Anfänger und Langzeitspieler spitze
Zocker können nämlich weiterplanen – und ein Übersichtsmenü zeigt dabei die Möglichkeiten auf. Wer dabei zusätzlich aus Getreide noch Mehl macht, kann etwa Rosinen und Mehl gemeinsam an Betriebe verkaufen, die daraus Backwaren herstellen. Dies sorgt dafür, dass die Kasse ordentlich klingelt und man weit mehr Geld einnimmt, als wenn die Waren einzeln verkauft werden. Zwar steht insgesamt noch immer nur eine recht übersichtliche Auswahl an produzierbaren Waren zur Verfügung, durch die Produktionsketten werden die Einsatzmöglichkeiten aber beeindruckend groß.
Für Anfänger ist die Produktionsketten-Mechanik allerdings nur bedingt geeignet, denn der Aufbau ist eine kosten- und zeitintensive Sache, die sich meist erst nach mehreren Spieltagen oder gar -wochen ausgeht. Außerdem wollen die Anlagen nach dem bau auch regelmäßig mit Waren versorgt werden, Gelegenheitsspieler werden da eher Lust auf schnelle Sat- und Ernterunden haben. An sie wurde mit vielen neuen Fahrzeug-Modellen gedacht, die wie die bisherigen Modelle extrem realistisch daherkommen und detailgetreu den Originalen nachempfunden wurden. Da ist "LS 22" einfach top!
So gut wie alles ist individuell einstellbar
Auch die neuen Wetter- und Zeiten-Mechaniken beeindrucken. Tuckert man lange durch das Spiel, lassen sich ein Tag-Nacht-Wechsel mit atemberaubenden Sonnenauf- und -untergängen ebenso bewundern wie ein Wechsel der Jahreszeiten, der sogar etwas fließend gestaltet wurde. So werfen Bäume erst langsam ihre Blätter ab, bevor der Schnee die Landschaft bedeckt. Eine solche Detailtiefe kannte man von der Spielserie bisher nicht. Auch, dass sich die Wetterbedingungen je nach Karte unterschiedlich zeigen, stimmt positiv: In den USA kommt es zu einer Schneedecke, in Frankreich nur zu Flocken.
Entsprechend lassen sich auch nur zu bestimmten Jahreszeiten vor allem Obst-, aber auch Getreidesorten pflanzen, die dann bis zu einer recht leicht einzuhaltenden Frist auch wieder geerntet werden müssen. Der Spieler darf dabei selbst bestimmen, wie viel Zeitdruck er sich auferlegt: Ein Monat kann entweder in einem Spieltag verstreichen oder aber man schraubt die Monatswechsel auf bis zu 28 Spieltage hoch. Abseits davon lässt sich zusätzlich manipulieren, wie schnell die Stunden im Spiel verstreichen. Nur eines der vielen einstellbaren Features, denn auch Ernteausfälle, Bodenbeschaffenheit und Pflanzenqualität lassen sich auf Wunsch beeinflussen.
Mehr Langzeitmotivation als je zuvor
Ein Chart-Stürmer war der "Landwirtschafts-Simulator" bereits bei den Vorgängern, dieses Mal haben die Entwickler den Nagel aber auf den Kopf getroffen. Das Spiel ist ein Feel-Good-Game, in dem man sich sein Farmleben vollumfänglich selbst einstellen kann und das auch für Neulinge absolut zugänglich gestaltet ist. Für Erstspieler hätten es dabei etwas mehr Video-Tutorials oder Erklär-Gameplay geben dürfen, nach wenigen Minuten findet sich aber jeder Spieler zurecht. Für Profis dagegen gibt es mit den Jahreszeiten und vor allem den Produktionsketten mehr Langzeitmotivation als je zuvor.
Traktormotoren dröhnen nun hörbar auf, wenn man vollbeladen über Steigungen fährt; Getreidestauden knicken um, wenn man mit dem Gefährt wild über den Acker heizt; Gebäude wirken durch die neue Technik nun dreidimensional und nicht mehr einfach in die Landschaft gepflanzt. Kurz: Das Spiel hat an Dutzenden Rädchen gedreht, die Verbesserungen sind in sämtlichen Bereichen des Simulators deutlich sichtbar. Einfach "kuhl"! Der "Landwirtschafts-Simulator 22" ist ein Farm-Hit, den Serien-Kenner und -Neulinge lieben werden. Per Multiplayer können sie sich sogar gegenseitig helfen, die Felder zu bestellen.