Politik

Schicksalssitzung! Kurz sagt, wo Österreich steht

Bundeskanzler Kurz hat am Donnerstag Experten zu einem Krisentreffen geladen. Die Regierung zeichnet ein dramatisches Bild der aktuellen Situation.

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    Bundeskanzler Sebastian Kurz hat am Donnerstag Experten zu einem Krisentreffen geladen.
    Bundeskanzler Sebastian Kurz hat am Donnerstag Experten zu einem Krisentreffen geladen.
    picturedesk.com

    Die Corona-Zahlen in Österreich steigen immer weiter an! Erstmals hat es im Land in den letzten 24 Stunden über 4.000 neue Fälle (4.453) gegeben, davon alleine in Niederösterreich über 1.000. Auch die Zahl der Patienten, die in den Krankenhäusern wegen einer Corona-Infektion behandelt werden müssen, wächst mit jedem Tag.

    Aufgrund der stark steigenden Zahlen im Land hat die Bundesregierung am Donnerstag zu einer Runde mit Expertinnen und Experten zur Ressourcenlage und den Intensivkapazitäten an Österreichs Spitälern eingeladen. Neben Bundeskanzler Sebastian Kurz werden auch Vizekanzler Werner Kogler und Gesundheitsminister Rudolf Anschober an dem Treffen teilnehmen.

    Kurz, Kogler und Anschober diskutieren dabei mit Elisabeth Puchhammer (MedUni Wien/Zentrum für Virologie), Klaus Markstallern (Österreichische Gesellschaft für Intensivmedizin), Thomas Hausner (Lorenz Böhler Krankenhaus), Oswald Wagner (MedUni Wien) und Vizerektor Herwig Ostermann (Gesundheit Österreich) über die aktuelle Lage. Für den Nachmittag ist auch ein Statement geplant.

     "Heute" berichtete an dieser Stelle LIVE von der Pressekonferenz:

    Den Anfang macht Bundeskanzler Kurz: "Wir erleben in Europa gerade eine intensive zweite Welle. Eine zweite Welle, die Europa mit voller Härte trifft." In Österreich würden sich die Zahlen aktuell bereits innerhalb einer Woche verdoppeln. "Auch in Österreich sind die Kapazitäten beschränkt."

    Ab 6.000 Neuinfektionen pro Tag droht Zusammenbruch

    Obwohl ein Großteil der Infizierten keine oder nur milde Symptome aufweisen, zeigt Covid-19 bei anderen Menschen einen schweren Verlauf. "Die gute Nachricht: wenn diese Menschen richtig behandelt werden können, überleben sie oft auch." Eine Überlastung des Gesundheitssystems werde die österreichische Regierung nicht zulassen, so Kurz weiter. "Wir wollen auch keine Situation, dass Patienten aus Österreich in anderen Ländern behandelt werden müssen, weil unsere Kapazitäten überlastet sind."

    Gemeinsam mit den Experten hat die Bundesregierung beraten, ob 6.000 Neuinfektionen pro Tag tatsächlich ein Schwellenwert für die Auslastung der Spitäler darstellt. Das sei von den Experten auch heute wieder bestätigt worden. Am heutigen Donnerstag wurden erstmals über 4.000 Neuinfektionen innerhalb von 24 Stunden gemeldet.

    Kommt neuer Lockdown?

    Bereits jetzt werde an den weiteren Schritten und den entsprechenden Verordnungen gearbeitet. Am Freitag soll dann ein Treffen mit den Sozialpartnern und am Samstag ein Gespräch mit den Oppositionsparteien und den Landeshauptleuten folgen. Erst danach soll die Öffentlichkeit informiert werden. "Wir sind auf diese Phase vorbereitet, wir wissen was zu tun ist", so Kurz weiter. Erneut appelliert der Kanzler, zu Allerheiligen auf Familienzusammenkünfte und Halloween-Partys zu verzichten. "Wir als Gesellschaft müssen gemeinsam gegensteuern, dass es zu dieser Überlastung nicht kommt."

    Nächste Woche schon 5.800 Neuinfektionen pro Tag

    Danach übernahm Gesundheitsminister Anschober das Wort. Die jüngsten Prognosen seien "zunehmend alarmierend". Bis Ende nächster Woche rechnen die Experten mit einer Steigerung auf 5.800 Neuinfektionen pro Tag. Setzt sich der Trend so fort, könnten die Intensivstationen bereits Mitte bis Ende November voll sein. 

     (v.l.n.r.) Klaus Markstaller, Bundeskanzler Sebastian Kurz, Gesundheitsminister Rudolf Anschober und Herwig Ostermann anlässlich ihres Pressestatements nach einer Expertenrunde zu Spitalskapazitäten im Bundeskanzleramt
    (v.l.n.r.) Klaus Markstaller, Bundeskanzler Sebastian Kurz, Gesundheitsminister Rudolf Anschober und Herwig Ostermann anlässlich ihres Pressestatements nach einer Expertenrunde zu Spitalskapazitäten im Bundeskanzleramt
    picturedesk.com/APA/Herbert Neubauer

    Wie Anschober weiter erklärt, kommt es aktuell auch zu einer Besorgnis erregenden Verschiebung der Altersstruktur der Infizierten nach oben hin. Immer mehr Menschen im Alter von über 85 Jahren seien durch das Virus betroffen. Auch Pflege- und Altenheime seien betroffen: "Wir haben relativ viele Fälle in diesen Bereichen", so Anschober. In einer Akutsituation könnte für Arbeitnehmer auch wieder eine telefonische Krankschreibung möglich werden.

    Bevölkerung muss Verhalten ändern

    Herwig Ostermann schildert, dass Intensivpatienten im Schnitt 12,5 Tage auf den Intensivstationen versorgt werden müssten. Durch die lange Behandlungszeit könne bei einem solchen Fortschreiten der Epidemie zu einer Überlastung kommen. Rund 800 Intensivbetten könnten in einem absoluten Notfall für Covid-Patienten freigemacht werden, das würde aber bedeuten, dass für andere Krankheitsfälle kein Platz mehr wäre, so der Experte.

    Das gesellschaftliche Verhalten müsse sich dahingehend wieder ändern, dass Testen und Kontaktverfolgen als Maßnahmen ihre Wirkung nicht verlieren.

    "Auf Pandemie nicht vorbereitet gewesen"

    Klaus Markstaller schildert die Lage im österreichischen Gesundheitssystem. Bereits ohne Corona seien die Intensivstationen zur Kostenoptimierung bereits zu 85 Prozent ausgelastet gewesen. "Kleine Spitzen können wir jederzeit abfangen. Auf eine Pandemie ist dieses System nicht vorbereitet gewesen".

    Es gebe nur zwei Lösungswege: Entweder bremst man die Zuweisung von Patienten in die Intensivmedizin durch Senkung der Infektionsrate oder die Intensivmedizin-Stationen müssten ausgebaut werden. Das sei aber nur mit Monaten oder Jahren an Vorlaufzeit möglich – und somit keine Option in einer Akutsituation.

    Im Anschluss an die Statements erklärte Kurz auf die Frage eines Reporters hin, was denn jetzt anders sei als noch im Frühjahr, wo der Lockdown relativ schnell verhängt wurde.

    "Werden deutlich nachjustieren müssen!"

    "Wir wissen einiges mehr als im Frühling. das macht das Handeln etwas einfacher. Das ist auch gut so. Die Herausforderung ist, dass es bei vielen Menschen eine Müdigkeit gibt, ein nicht mehr wollen". Dafür habe er durchaus Verständnis, "auch Regierungsmitglieder sind Staatsbürger." Allerdings könne man in der jetztigen Situation nichts daran ändern: "Was ist denn die Alternative?", fragt der Kanzler in den Raum.

    Gesundheitsminister Anschober fügte hinzu: Anbetracht der Situation glaube er, dass die bereits am Wochenende verschärften Maßnahmen nicht ausreichen werden. "Wir werden deutlich nachjustieren müssen."

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