Wirtschaft

"Lage ist ernst" – vielen Nahversorgern droht das Aus

Schon jetzt denken viele Lebensmittel-Nahversorger ans Aufgeben, warnt die Wirtschaftskammer. Grund sind explodierende Energiekosten.

Leo Stempfl
Kleine Nahversorger können die Energierechnungen nicht mehr stemmen.
Kleine Nahversorger können die Energierechnungen nicht mehr stemmen.
Getty Images (Symbolbild)

Bei den aktuellen Strompreisen wird vor allem einer Branche ganz anders: den Lebensmittelhändlern. Sie müssen rund um die Uhr energieintensive Geräte wie Kühlschränke und Tiefkühltruhen laufen lassen, damit die Waren nicht verderben. Zu allem Überdruss müssen erstere wegen der häufigen Zugriffe auf einer Seite hin offen sein, auch in die Tiefkühler wird zwangsläufig im Sekundentakt warme Luft gelassen.

Heimische Lebensmittelhändler geraten deswegen immer mehr unter Druck. Reihenweise erhalten diese gerade neue Vorschreibungen ihrer Energieversorger, in denen sich der Stromtarif oft vervierfacht. "Doch der wahre Energiekosten-Tsunami kommt erst im Herbst und Winter auf uns zu und wird die gesamte heimische Wirtschaft erfassen", warnt Christian Prauchner, Obmann des Fachverbands Lebensmittelhandel in der Wirtschaftskammer Österreich (WKÖ).

Viele denken ans Aufgeben

Hintergrund: Angesichts der Entwicklung bei den Großhandelspreisen drohen sich die Stromkosten bis Jahresende noch einmal zu vervielfachen. "Solche massiven Kostensteigerungen können viele kleine und mittlere Lebensmittelhändler nicht mehr stemmen. Gerade in kleinen Ortschaften, in denen es ohnehin nur mehr wenige Nahversorger gibt, denken schon viele der verbleibenden Händler ans Aufgeben", sagt Prauchner.

Und er warnt: "Die Lage ist ernst. Es braucht jetzt dringend staatliche Maßnahmen zur Reduktion der Stromkosten für die heimischen Unternehmen. Sonst droht in Österreich bis zum Winter ein Nahversorgersterben."

Europäische Lösung zu langsam

Konkret fordert er von der Regierung, den geplanten Energiekostenzuschuss massiv aufzustocken und zeitlich zu verlängern. Denn 450 Millionen Euro für die gesamte österreichische Wirtschaft, wie aktuell geplant, seien zwar ein richtiger Schritt, aber ein Tropfen auf den heißen Stein. Es brauche Hilfen in Höhe von mehreren Milliarden. Da auch der Staat diese Mehrausgaben nicht dauerhaft stemmen kann, müssten auch zügig Lösungen auf EU-Ebene gefunden werden. Es gelte, gegen das aktuelle Marktversagen im Energiebereich anzukämpfen und das Merit-Order-Prinzip zu überdenken.

"Europäische Lösungen brauchen aber Zeit und diese Zeit haben die heimischen Lebensmittelhändler nicht. Daher braucht es jetzt rasch nationale Hilfsmaßnahmen. Nur so können wir die Steigerung der Lebensmittelpreise eindämmen und die Nahversorgung in Österreich in gewohnter Qualität aufrechterhalten", sagt Prauchner abschließend.

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