Oberösterreich
"Lage dramatisch" – Personal in Spitälern am Anschlag
Arbeiten am Limit: Die Spitäler sind voll, die Ärzte, Krankenschwester und Pfleger überlastet. Jetzt wird der Ruf nach Sofortmaßnahmen laut.
"Heute" hat erst diese Woche darüber berichtet, dass sich die Situation in Ambulanzen immer weiter zuspitzt. Laut dem Betriebsrat des Linzer Kepler Klinikums müssten etwa alte Menschen bis zu zwölf Stunden auf harten Tragen ausharren.
Die Neos sind alarmiert: "Allein heuer gibt es 26 Gefährdungsmeldungen von Pflegekräften und medizinischem Personal aus Oberösterreichs Krankenhäusern", berichtet Felix Eypeltauer, Klubobmann im Bundesland. Er spricht von einer "unglaublich hohen Zahl": Seit 2018 wurden in Summe 39 derartige Meldungen gezählt. Zwei Drittel davon haben also 2022 betroffen.
Zur Erklärung: Gefährdungsmeldungen betreffen organisatorische Mängel, etwa zu wenig Personal, oder Informationsdefizite. Sie werden erstellt, wenn Sicherheit oder Gesundheit Schaden nehmen können.
Arbeit am Anschlag
Eypeltauer ortet "eine rasante Verschlechterung des Gesundheitssystems" und macht dafür den Ärztemangel und die Auslastung des Personals verantwortlich.
"Bettensperren sollten in jedem Fall die Ultima Ratio (die letzte Konsequenz, Anm.) sein", betont der Klubchef. Die Spitäler müssten aber bereits jetzt mehrfach darauf zurückgreifen.
"Es benötigt umgehend Maßnahmen und konkrete Perspektiven", sagt Eypeltauer. "Denn das Personal der Krankenhäuser in Oberösterreich macht schon seit langem auf die dramatische Lage aufmerksam und arbeitet am Anschlag."
Entlastung der Ambulanzen gefordert
Die Landesregierung müsse handeln und gemeinsam mit der Gesundheitskasse rasch einen Weg finden, das Berufsbild nachhaltig zu attraktiveren und bestehendes Personal durch Entlastung zu halten. Es brauche schon in den Bildungseinrichtungen, im Kindergarten und den Schulen, generelle und umfassendere Prävention. Eypeltauer: "Damit entlasten wir auch die Notfallambulanzen, die in unserer Anfrage besonders oft Gefährdungsmeldungen abgeben mussten."
VP-Gesundheitsreferentin LH-Stellvertreterin Christine Haberlander verweist in ihrer Anfrage-Beantwortung an die Neos auf die Sanitäre Aufsicht über Kranken- und Kuranstalten: Diese führe u.a. jährliche Routineüberprüfungen durch.
Dabei würden strukturiert Bereiche durchleuchtet "mit dem Ziel der bestmöglichen Versorgung und Risikominimierung für Patientinnen und Patienten während Krankenhausaufenthalten", so Haberlander.
Zu wenig Personal, Kritik an Politik
Die Arbeitnehmervertreter von Oberösterreichs größtem Krankenhaus, dem Kepler Klinikum, hatten zuletzt die Politik scharf kritisiert: Diese habe über Jahre verabsäumt, verschiedene Berufe attraktiver zu machen.
Mehrere Virus-Erkrankungen und daraus resultierender enormer Anstieg an jungen Patienten belasten die Spitäler derzeit zusätzlich. Gleich drei Wellen treffen aufeinander: Sowohl Corona als auch Influenza und RSV beschäftigen Medizin und Pflege.