Aufregung im Brucknerhaus
Kulturmanager vor Rauswurf? Druck auf Linzer Stadtchef
An der Donau gehen die Wogen hoch: Gegen den Chef des Linzer Brucknerhauses werden immer mehr Vorwürfe laut. Der Freitag ist sein Schicksalstag.
Vor wenigen Tagen schien noch alles eitel Wonne: Eine Delegation rund um den Linzer Bürgermeister Klaus Luger (SPÖ) weilte im fernen New York, um dort u.a. für die Kultur der Landeshauptstadt kräftig die Werbetrommel zu rühren.
Es sind zwei markante Jubiläen: In ganz Oberösterreich wird heuer des 200. Geburtstages von Anton Bruckner, Komponist mit Strahlkraft weit über die Landesgrenzen hinaus, gedacht. Und: Das nach ihm benannte Brucknerhaus wird 50 Jahre alt.
Grund zu feiern? Mitnichten. Denn gegen den ohnehin umstrittenen künstlerischen Vorstand Dietmar Kerschbaum, der auch mit Stadtchef Luger in den Big Apple durfte, werden seit dieser Woche massive Vorwürfe erhoben.
Einer der schwer lastenden Kritikpunkte: Wie der "Falter" in seiner aktuellen Ausgabe berichtet, soll die Bestellung des heute 53-Jährigen Ende 2017 geschoben worden sein. Er habe die Fragen der Hearing-Kommission vorab erhalten.
Negativ-Schlagzeilen
Bereits im Vorjahr war das Brucknerhaus in den Negativ-Schlagzeilen: Das städtische Kontrollamt hatte ein fehlendes Regulativ bei der Vergabe von Freikarten bemängelt. Weitere Gründe zur Beanstandung: ein Wildwuchs an Abo-Angeboten bei gleichzeitig stark rückläufigen Zahlen und gestiegenen Aufwänden für Repräsentationstätigkeiten.
Am Dienstag versuchte der Bürgermeister – er ist Aufsichtsratschef der Linzer Veranstaltungsgesellschaft LIVA, zu der das Brucknerhaus gehört – noch zu beruhigen: Er habe ein Gutachten bei einer renommierten Rechtsanwaltskanzlei in Auftrag gegeben. "Die Juristen prüften die Fragestellung, ob ein strafbares Verhalten gesetzt wurde", berichtete Luger.
„Die Juristen prüften die Fragestellung, ob ein strafbares Verhalten gesetzt wurde.“
Beratung morgen
Über die Ergebnisse wird das Kontrollgremium morgen, Freitag, informiert. Die Sitzung "dient auch der ausführlichen Beratung über konkrete weitere Konsequenzen, die es zu ziehen gilt", so der Stadtchef kryptisch.
In den "Oberösterreichischen Nachrichten" fand er jetzt viel klarere Worte: "Wenn die Vorwürfe nicht entkräftet werden können, dann sind Compliance-Themen gegeben, und dann ist Kerschbaum nicht mehr tragbar."
Ungünstiges Timing
Das Timing rund um das Aufkommen der neuen Vorwürfe ist denkbar ungünstig: Kommende Woche soll im Konzertgebäude eine große Geburtstagsparty zum Jubiläum steigen. Angekündigt: die Präsentation einer Festpublikation und eine Ausstellungseröffnung am Freitag. Am Samstag steht dann ein Konzert mit dem Bruckner Orchester am Programm.
Bleiben zwei Fragen: Wie groß ist Klaus Lugers Feierlaune? Und findet das Spektakel noch mit Dietmar Kerschbaum statt?