Tirol

Kufstein ist Kokainhauptstadt Österreichs

Österreichweit hat Kufstein den höchsten Kokain-Konsum pro Kopf. Das zeigt das auf Abwasseruntersuchung basierende Drogenmonitoring aus dem Jahr 2022.

Heute Redaktion
537 Milligramm an Kokainrückständen konnten in Kufstein gemessen werden.
537 Milligramm an Kokainrückständen konnten in Kufstein gemessen werden.
Daniel Scharinger / picturedesk.com

Beim Kokain-Konsum hat Kufstein die Nase vorne: Hier wurden 537 Milligramm an Rückständen in der durchschnittlichen Abwassermenge von 1.000 Personen gemessen, in Wien vergleichsweise nur 371 Milligramm. Auch bei den Cannabisrückständen im Abwasser liegen sowohl Kufstein als auch Innsbruck vor Wien. Eine mögliche Erklärung dafür könnte der Zeitpunkt der Messung sein: Diese fand nämlich im Hoch des Skitourismus in den Tiroler Alpen statt. 

Generell wird in Westösterreich und Südtirol mehr Kokain als in Ostösterreich konsumiert. In Ostösterreich, besonders in Wien und Wiener Neustadt, sind hingegen die Wirkstoffe Amphetamin (Speed) und Metamphetamin (Crystal Meth) weiter verbreitet. Diese West-Ost-Verteilung spiegelt sich nicht nur in Österreich sondern in ganz Europa wider. Cannabis war in fast allen Regionen die dominierende Droge, wobei der Konsum im urbanen Raum höher als in ländlichen Gegenden ist. Kokain ist unter den Stimulanzien die umsatzstärkste Droge. 

Drogenkonsum von 3,5 Millionen Österreichern erfasst

Die Untersuchung ermöglicht Rückschlüsse auf den Drogenkonsum von 3,5 Millionen Menschen in Österreich und Südtirol. Im Frühjahr 2022 wurden über einen Zeitraum von einer Woche täglich Proben vom Zufluss der Kläranlagen entnommen. Dabei wurden die Konsummarker (Drogen bzw. deren Stoffwechselprodukte) der Suchtgifte Tetrahydrocannabinol (THC, Wirkstoff in Cannabis), Kokain, Amphetamin (Wirkstoff in Speed), 3,4-Methylendioxy-N-methylamphetamin (MDMA, Wirkstoff in Ecstasy) und Methamphetamin (Wirkstoff in Crystal Meth), sowie Alkohol und Nikotin analysiert.

Europaweit wurden im Jahr 2022 die Abwässer von 110 Städten und Regionen untersucht. Dazu gehören 17 Kläranlagen in Österreich, inklusive einer Südtiroler Kläranlage. Damit wurden insgesamt ungefähr 200 Gemeinden erfasst. Österreich liefert somit 15 Prozent aller europäischen Datensätze. Nur das Burgenland ist in der Österreich-Analyse nicht enthalten. 2022 sind erstmals auch Daten aus Wien, Salzburg und Oberösterreich in die Analyse eingeflossen, berichtet Studienleiter Herbert Oberacher.

Suchtmittel in Südtirol weniger verbreitet

Der Pro-Kopf-Konsum der untersuchten Suchtmittel scheint in Südtirol niedriger als in Österreich zu sein. Die Daten der Landeshauptstädte ermöglichen einen Vergleich von Süd- und Nordtirol: In Bozen war der Pro-Kopf-Verbrauch von Alkohol, Nikotin, Cannabis, Amphetamin und MDMA geringer als in Innsbruck, der von Kokain ähnlich. 

Alkohol und Zigaretten gleichmäßiger verteilt

Der Konsum von legalen Drogen wie Alkohol und Nikotin ist hingegen einheitlicher in Österreich verbreitet. „Eine Einwohnerin bzw. ein Einwohner aus einer der 17 untersuchten Regionen trinkt im Schnitt täglich ein Glas Wein, raucht vier Zigaretten und konsumiert 0,07 Joints sowie rund ein Milligramm an aufputschenden Drogen“, sagte Oberacher vom Institut für Gerichtliche Medizin der Medizinischen Universität Innsbruck zu den Ergebnissen.

Mit Corona-Ende nahm Drogenkonsum wieder zu

Mit den Lockerungen der Corona-Maßnahmen 2022 ist auch der Konsum von Alkohol und Drogen in der Bevölkerung wieder gestiegen. Österreich bleibt jedoch im europäischen Mittelfeld, denn keine der in Österreich und Südtirol überwachten Regionen zählt in einer aus den Ergebnissen der SCORE Studie abgeleiteten Rangliste zu den zehn umsatzstärksten Regionen.