Wien
Künstler betoniert am Wiener Graben Gucci-Shirt ein
Mit seiner Installation am Graben zeigt der Lienzer Künstler Hannes Zebedin den Konflikt zwischen Luxusmode und Lumpenbergen an Europas Fluchtrouten.
Während die einen ihre Kleidung zur Selbstdarstellung, für Prestige und zur Abgrenzung "nach unten" nutzen, kämpfen die anderen in ihrer Kleidung ums Überleben und lassen sie irgendwann als Ballast zurück. Dass es zwischen beiden einen Zusammenhang gibt, soll die Arbeit "Vor Ort" ab Donnerstag bis Anfang November am Graben 21 in der Innenstadt zeigen.
Der Künstler bezieht sich auf das Bertold Brecht Gedicht "Alfabet" von 1934. In dem Gedicht stehen sich Arm und Reich gegenüber und stellen fest, dass der Reichtum des einen seine Ursache in der Armut des anderen hat. Der Künstler (1976) schließt sich dieser Sichtweise an und zeigt in seiner Installation inmitten des glamourösen Shopping-Vergnügens und der täglich riesigen Touristenströme am Graben die Widersprüche im Umgang mit Kleidung.
Berge von Lumpen entlang der Fluchtrouten in Europa
Dabei geht es nicht so sehr um Produktions- als vielmehr um die Tragebedingungen. Der politisch interessierte Künstler hat bei seinen Recherchen entlang der Fluchtrouten Europas Unmengen abgelegter Kleidung entdeckt. Kleidung als Ballast von denen, die auf der Flucht sind. Kleidung als Lumpen, als Abfall.
Auf der anderen Seite zeigt er Kleidung, die Fetischwert hat. So wird in der Installation im öffentlichen Raum beispielsweise ein in Beton gegossenes Hemd von Helmut Lang und ein Shirt von Gucci inszeniert, Symbole für tragbaren Luxus. Während unten die Lumpen der Ärmsten liegen.
Das zweiteilige Kunstwerk hat eine Grundfläche von acht mal zehn Metern. Die Betonmauer ist vier Meter hoch. Das Werk kann bis Anfang November besichtigt werden.