Ukraine
Krim-Angriffe: "Ein komplettes Desaster für Russland"
Eines der großen Ziele der ukrainischen Gegenoffensive besteht darin, den Russen die bereits 2014 annektierte Halbinsel Krim wieder zu entreißen.
Zu diesem Zweck intensivierten die ukrainischen Streitkräfte in den vergangenen Wochen die Angriffe auf die russischen Halbinsel-Besatzer. Im Interview mit der deutschen "Tagesschau" erklärt der Militärökonom Marcus Keupp von der ETH Zürich, dass die aktuellen Angriffe auf die Krim für Russland äußerst verheerend seien. Derzeit seien die Russen den Angriffen logistisch kaum gewachsen und hätten wenig, um ihnen etwas entgegenzusetzen.
Ein Raketenangriff auf den Sitz der russischen Schwarzmeerflotte auf der völkerrechtswidrig annektierten Halbinsel Krim in der vergangenen Woche hat nach ukrainischen Angaben 34 Menschen das Leben gekostet – unter den Toten soll auch Flottenchef und Kommandant Viktor Sokolow sein.
Diese Angriffe seien sehr schwere Schläge der Ukraine, so Keupp weiter. Erstens würden sie zeigen, dass die russische Luftabwehr anscheinend nicht in der Lage sei, westliche Marschflugkörper abzuwehren, obwohl auf der Krim hochmoderne Radarsysteme und Luftverteidigungssysteme wie das fortschrittliche "S-400-Triumf"-Flugabwehrsystem stationiert seien.
Prophezeit "entscheidende Wendung"
Zweitens habe die Ukraine nicht nur ein strategisches militärisches Ziel angegriffen, sondern auch ein äußerst symbolträchtiges. Sie habe das Hauptquartier der russischen Schwarzmeerflotte ins Visier genommen, was als das bedeutendste militärische Gebäude auf der gesamten Krim gelte. "Die Bilder, die uns erreichen, machen deutlich, dass wer auch immer da drin gelebt hat, jetzt wahrscheinlich nicht mehr lebt. Für Russland ist das ein komplettes Desaster", sagt der Militärökonom.
Durch solche Angriffe könnte die Ukraine Russland unmissverständlich klarmachen, "dass ihre militärische Position nicht zu halten ist". Es sei von besonderer Bedeutung, die Krim anzugreifen, da von dort aus sämtliche Luftangriffe auf die Ukraine gestartet werden. Keupp betont: "Wenn diese Entwicklung auf der Krim fortschreitet, wird der Krieg eine entscheidende Wendung nehmen, spätestens im Frühjahr."
VIDEO – Der letzte schwere Schlage auf der Krim: