Wien

Wienerin: "Muss mit Krebs in Schimmel-Gemeindebau leben

Regina ist 62, hat Schilddrüsenkrebs und lebt im Gemeindebau. Dort kämpft sie seit Jahren mit Schimmel – doch geholfen werde ihr nicht.

Leo Stempfl
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Regina (62) lebt seit fast vier Jahren mit Schimmel im Schlafzimmer.
Regina (62) lebt seit fast vier Jahren mit Schimmel im Schlafzimmer.
zvg ("Heute"-Montage)

Regina A. (62) ist einiges gewohnt. Die wortstarke Frau war selbst zeitweise obdachlos und setzt sich aktiv für die Rechte von Wohnungslosen ein. Doch was sie mit ihrer Gemeindewohnung seit Jahren erlebt, macht sie nahezu sprachlos. Ihr Schlafzimmer sei auf der gesamten Außenwand von schwerem Schimmel befallen.

Vor vier Jahren wurde zwar saniert, doch das habe nur kurz geholfen. Seit 2020 sei er wieder zurück – stärker als je zuvor. "Ich habe alles versucht, Wiener Wohnen will nicht zuständig sein, das soll ich selbst sanieren", meint die Bewohnerin der Engerthstraße. "Wiener Wohnen und ein Baugutachter sind sich einig, dass das ein Fehler bei der Sanierung war. Warum und wie soll ich das bitte selber machen?"

Schilddrüsenkrebs

Ausgerechnet im Winter dann noch der Schicksalsschlag: Bei Regina wurde Schilddrüsenkrebs festgestellt. Ihre Ärztin würde daran zweifeln, dass das weitere Verbleiben ihrer Patientin in der Wohnung gesundheitlich zu vertreten ist. Auch die 62-Jährige selbst habe Wiener Wohnen deswegen um einen Wohnungswechsel ersucht.

"Der Gutachter von Wiener Wohnen hat schon gescherzt, wenn ich aufhöre auszuatmen, ist der Schimmel auch weg. Das ist doch kein Zustand und auch nicht lustig", empört sich Regina.

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    Der Schimmel soll seit 2020 noch schlimmer geworden sein.
    Der Schimmel soll seit 2020 noch schlimmer geworden sein.
    KPÖ

    Schwierige Sanierung

    Doch wie kann das sein? Im Zuge einer Heizungsreparatur deutete der ausführende Installateur an, ein defektes Heizungsrohr könne der Grund sein. Dafür würden unter anderem deutliche Putzbrüche an der entsprechenden Stelle an der Außenwand sprechen. Wiener Wohnen will das laut Regina aber nicht überprüfen.

    Laut Auskunft eines Vertreters wäre die nötige Sanierung nur bei einer leeren Wohnung möglich. Ein Umzug wäre für die Betroffene daher eine logische Konsequenz. "Ich weiß aus dem Bekanntenkreis, dass ich nicht die Einzige mit Schimmelproblemen bin. Es ist auch meine zweite Gemeindewohnung mit Schimmelproblem. Wiener Wohnen muss da aktiv werden", findet die vierfache Mutter.

    Wiener Wohnen: "Kein Schimmel"

    Wiener Wohnen gibt auf "Heute"-Anfrage an, dass "weder ein Gebrechen noch eine Schimmelmeldung der Mieterin" vorliege. Ein Bauphysiker konnte im vergangenen Herbst keine Schimmelbildung feststellen. Laut Feuchtigkeitsmessung der Mauern seien alle Bauteile trocken, eine schadhafte Heizkörperaufhängung wurde bereits repariert.

    "Im Bereich der Außenwand wurde von der Mieterin selbst ausgemalt und diese mit einem Regal verstellt", heißt es von Wiener Wohnen weiter, "das sollte bei Außenwänden unbedingt vermieden werden". Messungen hätten zudem eine deutlich erhöhte Luftfeuchtigkeit von 64 Prozent festgestellt. "Diese erhöhte Luftfeuchtigkeit und die kaum bis nicht vorhandene Luftzirkulation haben vermutlich dazu geführt, dass sich die Malerei gelöst hat."

    Und zum Wohnungswechsel? Der Antrag aus dem September 2021 wurde sowohl von der Wohnberatung Wien als auch von der Wohnungskommission abgelehnt.

    Vor dem Justizministerium wurde gegen eine Erhöhung der Mieten protestiert.
    Vor dem Justizministerium wurde gegen eine Erhöhung der Mieten protestiert.
    KPÖ

    KPÖ nahm sich Problem an

    Über einen Kontakt wurde Tobias Schweiger von der KPÖ auf das Problem aufmerksam. "Es ist leider kein Einzelfall. Bei unseren Hausbesuchen berichten Mieter im Gemeindebau immer wieder von Schimmel. Die Stadt wird erst nachhaltig aktiv, wenn es öffentlich wird", kritisiert der 31-Jährige.

    "Bei unseren Gesprächen an der Wohnungstür rufen wir immer dazu auf, sich mit diesem Problem nicht abzufinden. Die Stadt Wien darf ihre Wohnungen nicht in solchem Zustand belassen. Wir unterstützen gerne bei solchen Anliegen”.

    Mietendeckel gefordert

    Im Rahmen eines SPÖ-Antrags und einer KPÖ-Bürgerinitiative gegen die Anhebung der Richtwertmieten wurde tatsächlich eine Stellungnahme des Justizministeriums eingeholt. Heißt: Der parlamentarische Ablauf ist noch nicht abgeschlossen.

    "Wohnen statt Waffen" fordern die Kommunisten in Anspielung auf die Pläne von Bundeskanzler Nehammer, das Verteidigungsbudget auf 1 Prozent des BIP zu erhöhen. "Wir brauchen eine Atempause in der Teuerungswelle", vor allem bei den Mieten in Alt- und Gemeindebau.

    Das bekräftigte die Partei auch mit einer Kundgebung vor dem Justizministerium, das für die Verkündung der Richtwert-Erhöhung zuständig ist. Mit Couchtischen und Topfpflanzen zogen die Kommunisten durch Wiens teuersten Bezirk, die Josefstadt, um das Thema Wohnen vor das Ministerium zu tragen.

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