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"Kopfnüsse": Christian Nusser erzählt, wie alles begann

Christian Nusser liefert Heute.at die Polit-Satire "Kopfnüsse" zu. Hier schreibt er, wie alles begann. Und warum!

Christian Nusser
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Christian Nusser verfasst "Kopfnüsse", den Comic dazu malte Wolfgang Kofler am Handy.
Christian Nusser verfasst "Kopfnüsse", den Comic dazu malte Wolfgang Kofler am Handy.
Helmut Graf, Wolfgang Kofler (Comic)

Es war alles Zufall, schwöre! 2018 wurde Wien energetisch gereinigt. Die meisten bekamen das gar nicht richtig mit, obwohl sie anteilsmäßig dafür bezahlten. Ein "Bewusstseins-Forscher" zog um das neue Spital KH Nord einen "Energiering“, um zu verhindern, dass "negative Energien des Umfelds Einfluss auf das Haus und die Menschen nehmen". Wer den Auftrag dafür gegeben hatte, ist bis heute diffus geblieben, vielleicht wollte die Person einen Dialog zwischen Wissenschaft und Hokuspokus anstoßen.

Erste Kopfnuss blieb namenlos

Es wurden wertvolle Vorarbeiten für die Zeit der Pandemie geleistet, insofern waren die 95.000 Euro Honorar gut angelegtes Geld. Ich fand das interessant und dachte, die Geschichte ließe sich am besten aus dem Blickwinkel der Augenzwinkerei erzählen, aber niemand teilte meine Begeisterung. Also entschied ich, es selber zu versuchen. Die erste Kopfnuss entstand, noch namenlos. Der Erfolg des simplen Textes erstaunte und zeigte mir, dass es offenbar eine Nachfrage nach Ironie gibt.

Aber wo steckte das Angebot? Da lief mir die Politik in die Arme und ich ihr. Wenig später fuhr ich nach China, die Reise wurde zu meiner persönlichen Seidenstraße. Im April 2018 brachen der Bundespräsident, der Kanzler und vier MinisterInnen der Regierung Kurz 1 in den Fernen Osten auf. Die Abordnung wurde von einer Dutzendschaft an Managern, Kulturschaffenden, Journalisten, Funktionären und anderen Potentanten des Landes begleitet.

Es ist ja auch die größte Delegation aller Zeiten, sagte die größte Delegation aller Zeiten.“

Man traf einander am VIP-Terminal des Flughafens Wien-Schwechat, der Raum füllte sich, und buchstäblich jeder, der anlandete, traf die korrekte Feststellung: "Da sind aber viele Leute." Die vielen Leute beschlossen, gemeinschaftlich zu antworten: "Es ist ja auch die größte Delegation aller Zeiten." Der Chor wuchs sich aus, am Ende kam er vom Volumen her dem Gefangenenchor in Nabucco nahe.

Start mit China-Tagebuch

Mich erheiterte das und ich beschloss, ein China-Tagebuch zu schreiben, es sollte die Reise satirisch begleiten. Das traf daheim auf einiges Wohlgefallen, der politische Teil der Delegation reagierte gemischt, bei der Abschlussrede blickte mich der Bundespräsident streng oder heiter an – man kann das bei ihm schwer auseinanderhalten – und mahnte mehr Ernsthaftigkeit ein. Damit tue ich mir in Österreich schwer.

Bisher schon 200 Kolumnen

Dann war auch schon 2019 vorbeigerast und ich beschloss, 2020 etwas Neues zu versuchen, eine satirische Aufbereitung des politischen Alltags, als Name fiel mir "Kopfnüsse" ein. Am 6. Jänner 2020 fing ich an, fünfmal die Woche, aus Jux, weil mir keiner einen langen Atem zutraute. Diesen Rhythmus schaffte ich bis Sommer, das inzwischen in unser Leben getretene Corona half bei der Themenfindung. Inzwischen sind weit über 200 Kolumnen erschienen, manche besser, manche schlechter, alle ähnlich viel Arbeit.

Und wie lange dauert eine Kopfnuss?

Das ist tatsächlich die meistgestellte Frage an mich, wie lange ich denn an so einem Dramolett arbeite. Ich kann das in aller Klarheit beantworten: Das hängt davon ab. Manches geht schnell von der Hand, andere Kopfnüsse ziehen sich über Tage, ich schmeiße auch viel weg. Es ist ein Hobby, Joggen mit dem Kopf, manchmal eine ähnliche Quälerei. An In­spiration mangelt es nicht, Österreich erlebt eine sati­rische Blütezeit, ich hoffe ­inständig auf langes Gedeihen. Bleiben Sie mir bitte nach Möglichkeit bis dahin weiter gewogen.

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    <strong>Bundeskanzler Karl Nehammer (ÖVP): </strong>"Heute" ist für viele Menschen die erste und schnellste Informationsquelle auf dem Weg zur Arbeit mit den Öffis. Der kurze und prägnante – manchmal auch zugespitzte – Überblick über die wichtigsten Ereignisse ist zum Erfolgskonzept geworden. Auch die Kombination zwischen einer kompakten Print-Ausgabe und immer aktuellen Online-'Breaking News' ist inzwischen Messlatte für erfolgreichen und leserfreundlichen Journalismus. Herzliche Gratulation zum 15-jährigen Bestehen, wir freuen uns auf die nächsten 15 Jahre."
    Bundeskanzler Karl Nehammer (ÖVP): "Heute" ist für viele Menschen die erste und schnellste Informationsquelle auf dem Weg zur Arbeit mit den Öffis. Der kurze und prägnante – manchmal auch zugespitzte – Überblick über die wichtigsten Ereignisse ist zum Erfolgskonzept geworden. Auch die Kombination zwischen einer kompakten Print-Ausgabe und immer aktuellen Online-'Breaking News' ist inzwischen Messlatte für erfolgreichen und leserfreundlichen Journalismus. Herzliche Gratulation zum 15-jährigen Bestehen, wir freuen uns auf die nächsten 15 Jahre."
    Sabine Hertel
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