Prozess dank Video

"Kopf gegen Boden gedonnert" – Polizist vor Gericht

Wegen Amtsmissbrauch muss sich ein Beamter in Wien am Straflandesgericht verantworten. Er soll einen 20-Jährigen vorsätzlich am Kopf verletzt haben.

Christian Tomsits
"Kopf gegen Boden gedonnert" – Polizist vor Gericht
Der Beamte als Angeklagter im Gerichtssaal am Wiener Landesgericht.
Denise Auer

"Der Videobeweis brachte hier in diesem Fall einen gewalttätigen Polizisten vor Gericht", leitete die Staatsanwältin ohne Umschweife am Montag um 9 Uhr die mit Spannung erwartete Verhandlung ein. Zahlreiche Zuschauer und Journalisten beobachteten den Prozess am Wiener Landl genau.

Nach einem "spektakulären Mordfall" in Wien Simmering – "Heute" berichtete – war es am 7. Mai zu einer Straßensperre gekommen. Ein junger Mann versuchte zwei Stunden nach der Tat beim Bankomaten, der sich hinter der Polizei-Absperrung befand, Geld abzuheben. Dann überschlugen sich plötzlich die Ereignisse – TV-Kameras und Schaulustige filmen die Vorgänge. 

Ein Polizist verlangte vom 20-Jährigen einen Ausweis, es kommt zur Auseinandersetzung. Plötzlich schleudert ein Beamter den jungen Mann zu Boden, mehrere Kollegen helfen bei der Festnahme. So auch jener 34-Jährige, der sich nun wegen Amtsmissbrauch vor Gericht verantworten muss – was mit bis zu fünf Jahren Haft bestraft werden kann.

Der Grund: Im Zuge der Festnahme wird dem jungen Mann der Kopf mehrfach auf den Boden geschlagen. Am Asphalt bildet sich rasch eine Blutlache, das Opfer erlitt eine Platzwunde.

"Ich wüsste nicht, was ich in dieser Situation anders machen soll", verteidigte sich der angeklagte Polizist und erklärt ruhig Schritt für Schritt die gesamte Amtshandlung an dem "herausfordernden Einsatzort". Man sei zum damaligen Zeitpunkt von organisierter Kriminalität ausgegangen, eine Schusswaffe war im Spiel. Die Nervosität der Einsatzkräfte sei hoch gewesen.

Dann habe sich der Arm des Festgenommenen aus der Fixierung gelöst. "Ich verlor das Gleichgewicht und musste mich auf seinem Kopf abstützen. Ich wollte ihn wirklich nicht verletzen", so der Polizist.

Man sieht, wie sein Kopf zu Boden gedonnert wird
Clemens Lahner
Opfervertreter

"Entschuldigen Sie, aber man sieht, wie sein Kopf zu Boden gedonnert wird", ärgert sich Opfervertreter Clemens Lahner. "Das ist kein Taumeln, man sieht eine Stoßbewegung", pflichtete ihm die Staatsanwältin bei.

Beim gemeinsamen Studium der vielen vorhandenen Videos des Vorfalls sahen sich beide Seiten in ihren Versionen bestätigt. Der Polizist gab zu, noch nie zu so einer fordernden Amtshandlung eingesetzt worden zu sein. "Ich bin Alleinerzieher und arbeite Teilzeit – war in einer Ausnahmesituation", erklärte er vor Gericht. 

Opfer: "Ich wollte nur zum Bankomat"

Das Opfer sagte ebenfalls aus: "Ich wollte nur zum Bankomat. Da wollten Beamte meinen Ausweis. Ich sagte 'Nein'. Deshalb wurde ich zu Boden gebracht", so der 20-Jährige, der nur passiven Widerstand geleistet haben will. Nach einer Anzeige durch die Polizeidirketion wurden alle Ermittlungen gegen ihn eingestellt.

Die Schöffen müssen nun gemeinsam mit dem Berufsrichter entscheiden, ob der Polizist am 7. Mai wissentlich unverantwortlich gehandelt hat oder im Zweifel freizusprechen ist. Ein schweres Unterfangen. Für weitere Zeugen wurde die Verhandlung auf 21. Februar vertagt. Es gilt die Unschuldsvermutung.

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    Montage: Helmut Graf, Sabine Hertel
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