Szene

Königlicher Showdown in der Josefstadt

Am Donnerstag feiert Günter Krämers "straff geraffte" Maria Stuart mit einem Top-Ensemble Premiere in der Josefstadt.

Heute Redaktion
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"Maria Stuart: Die Wurzel allen (politischen) Übels"

Zwei Frauen im Schlagabtausch zwischen politischem Kalkül, intrigantem Machtspiel, religiösem Fanatismus und sexuellem Begehren.

Abgespeckter Historienstoff

In Schillers Bühnenklassiker wird nicht lange gefackelt: Die Katastrophe zeigt sich bereits in den ersten Szenen. Regisseur Günter Krämer bringt den Historienstoff um die schottische Königin Maria Stuart, die in England von Königin Elisabeth wegen des Mordes an ihrem Ehemann inhaftiert -und nach fast 19 Jahren zum Tode verurteilt wurde, am Donnerstag - in einer abgespeckten Version - auf die Bühnenbretter der Josefstadt.

Zutiefst weibliche Gefühle

Schillers Trauerspiel in fünf Akten zeigt mit Elisabeth (Hausherrin Sandra Cervik) eine sich selbst fremde, machthungrige Frau, die alles Mögliche in die Wege leitet, um ihre Scheinwelt aufrecht zu halten. Im Gegensatz dazu versucht Maria Stuart (Elisabeth Rath) sich von ihren realen wie imaginären Ketten zu lösen, hofft bis zuletzt, mit all ihrem königlichen Stolz, auf eine Aussöhnung mit Elizabeth, um am Ende doch dem Machtspiel der englischen Königin zum Opfer zu fallen. Hier stehen nicht die historischen Personen im Vordergrund, hier geht es um rein menschliche, ja, zutiefst weibliche Gefühle.

Die Hoffnung stirbt zuletzt

Schiller erzählt in seinem Drama aber beileibe nicht die Lebensgeschichte zweier Frauen in Gefangenschaft (die eine real, die andere gefangen in ihren Zwängen), nein, er schenkt uns Einblicke in die letzten Lebenstage der im Grunde längst zum Tode verurteilten Maria. Das ganze Stück dreht sich eigentlich nur noch um die Vollstreckung oder (kaum) mögliche Verhinderung des blutigen Urteils. Marias Hoffnung stirbt zuletzt.

Liebe und Sex: Mittel zum Zweck

Elisabeth ist eine durch und durch machtbesessene Monarchin, ihre Weiblichkeit hinter dem Königstitel versteckt. Maria Stuart bildet hier einen entscheidenden Gegensatz, die eine ist die handelnde, die andere die duldende Heldin. Die männlichen Charaktere agieren hier als politisch motivierte sowie religiös fanatische Hintermänner. Liebe und sexuelles Begehren sind reines Mittel zum Zweck.

Stolz und Vorurteil

Was passiert eigentlich mit einem Menschen, einer Frau, die 19 lange Jahre täglich, stündlich, minütlich, sekündlich mit sich selbst konfrontiert ist, kaum Kontakt zur Außenwelt hat? Wie schafft man es, die Hoffnung auf eine Aussöhnung (und somit Begnadigung) mit der mächtigsten Frau Englands aufrecht zu erhalten, wo doch von Anfang an alles dagegenspricht? Ist es wirklich ratsam, in so einer Situation seinen Stolz zu bewahren? Für Maria mag es wohl lebenswichtig sein. Es ist das Letzte, was sich die gefallene Monarchin noch bewahren konnte, auch wenn Elizabeth sie längst verurteilt hat.

Cerviks starke Frauenrollen

Unter der Vorgabe „straffe Raffung" hatte Regisseur Günter Krämer (von immerhin 17 agierenden Personen) nur ganze sechs Schauspieler für die Umsetzung des Polit-Thrillers zur Verfügung. Mehr hatte Josefstadt-Direktor Herbert Föttinger gerade nicht „frei". Für die sogenannten Traumrollen unter den Bühnenklassikern wählte Krämer Kammerschauspielerin Sandra Cervik, die bekannt für ihre starken Frauenrollen ist - ganz besonders in "Filumena Marturano" (2013), wo sie mit Herbert Föttinger an ihrer Seite beinahe das legendäre Film-Paar Sophia Loren und Marcello Mastroiani an die Wand spielte.

Erfolgsduo Krämer - Cervic

2013 arbeiteten Krämer und Cervik übrigens auch an der höchst erfolgreich in der Thomas Mann-Adaption „Joseph und seine Brüder" zusammen. Mit der großen Elisabeth Rath (die auch bereits den Part der englischen Königin gespielt hat), Vollblut-Schauspieler Tonio Arango (als Graf Leicester), Raphael von Bargen (als Mortimer), Roman Schmelzer (köstlich gerade in der "Hasenjagd") und Bronski-Star Florian Carove (der bereits in Stephanie Mohrs nestroynominierter „Maria Stewart" in Klagenfurt gespielt hat und als Rudolph Valentino im Bronski & Grünberg für Furore sorgt) hat sich Krämer hier ein überaus hochwertiges Top-Ensemble zusammengestellt. Den königlichen Showdown gibt es ab Donnerstag, den 7.12. im Theater in der Josefstadt.

Cast:

Regie und Fassung: Günter Krämer

Bühnenbild: Herbert Schäfer

Kostüme: Isabel Glathar

Mit Sandra Cervik, Elisabeth Rath, Tonio Arango, Raphael von Bargen, Florian Carove, Roman Schmelzer u.a.

Infos & Tickets: Theater in der Josefstadt

(HH)