Szene
Kokain und Gewalt – Er machte aus ihr Tina Turner
Das Leben von Tina Turner war von Schicksalsschlägen gezeichnet. Trotz allem arbeitete sich der Superstar bis an die Musikspitze.
1939 erblickte in Brownsville Anna Mae Bullock das Licht der Welt. Als Kind von Farmpächtern aus Tennessee wuchs sie unter ärmlichen Bedingungen auf. Ihre Eltern trennten sich bereits am Beginn ihres Lebens und sie übersiedelte gemeinsam mit ihrer Schwester in das Haus der Großmutter. Das alles geschah lange bevor sie Ike Turner traf, einen Menschen, der ihr Leben und ihren Namen für immer verändern sollte.
Die beiden lernten sich in einem Nachtclub in Manhattan können, wo der Rock'n'Roll-Pionier mit seiner Band "Kings of Rhythem" auftrat. Als Anna den acht Jahre älteren Künstler auf der Bühne sah, war da keine Anziehung, sie fand ihn sogar unattraktiv. Doch mit einer Sache konnte der Mann, den sie später heiraten sollte, doch überzeugen: Seiner Stimme.
Eine Zuneigung, die, wie sich später herausstellen sollte, auf Gegenseitigkeit beruhte. Denn als die damals sehr junge Tina Turner "You Know I Love You" sang, erkannte Ike ihr Potenzial und bat sie, mit ihm zusammenzuarbeiten. Die beiden gründeten eine Band mit dem Namen "Ike and Tina Turner Revue" und landeten 1960 ihren ersten R&B-Hit unter dem Titel "A Fool in Love". Abseits der Bühne hatte sich zwischen den beiden ebenfalls etwas anfangs vielversprechendes Entwickelt und so heirateten sie 1962 in Tijuana, Mexiko.
Während es musikalisch stetig bergaufging, häuften sich ihre privaten Probleme. Besonders der Drogenkonsum des Musikers beeinflusste ihr Leben negativ, sie verpassten Konzerttermine, ein enormer Berg an Schulden entstand. 1978, zwei Jahre nachdem sie beschlossen hatte, ihrer toxischen Beziehung den Rücken zu kehren, wurde die von Tina Turner beantragte Scheidung rechtskräftig.
Damit war sie ihren gewaltbereiten und unberechenbaren Mann los, sah sich allerdings mit einem Berg an Schulden und der Verantwortung für vier Kinder konfrontiert. Zwei Jahre lang lebte Turner von Sozialhilfe, arbeitete als Reinigungskraft für Bekannte. Die Soloalben aus den späten 1970ern wurden nicht gekauft, nur Karten für ihre Konzerte verkauften sich ganz gut. Doch eine musikalische Umorientierung, weg vom Rhythm ’n’ Blues hin zu rockigen Nummern, die von ihrem Manager Roger Davis ins Rollen gebracht wurde, brachte ihr in den 80er sowie 90er Jahren den ersehnten und verdienten Erfolg ein.
Tina Turner als feministische Vorreiterin in der Musikbranche
1981 enthüllte sie dann im HBO-Dokumentarfilm "Tina", was sich hinter den Kulissen ihrer vermeintlich erfolgreichen Beziehung tatsächlich abgespielt hatte. Damit wollte sie zu dieser Zeit verhindern, dass die Menschen weiterhin in dem Glauben leben, "dass Ike & Tina ein tolles Team waren". In jedem Interview enthüllte sie Einzelheiten zu ihrer toxischen Beziehung, verriet, wie Ike sie in Tina umgetauft hatte und jeden Aspekt ihrer Karriere genau kontrollierte – sogar ihre Finanzen. Wie er sie schlug, als sie schwanger war, und sie mit brühendem Kaffee verbrannte.
Wie der Kokainmissbrauch Ikes Stimmungsschwankungen verschlimmerten und er sie in der Nacht ihrer Hochzeit in ein Bordell in Tijuana, Mexiko, mitnahm. Indem sie öffentlich von der Gewalt erzählte, wollte Tina ihre Solokarriere fördern und der Musikindustrie klarmachen, warum sie sich von Ike getrennt hatte. Ironischerweise hat diese Entscheidung in gewisser Weise ihre Verbindung zu Ike zementiert – bis zuletzt war sie für die Welt Tina Turner geblieben. 2007 starb Ike Turner. Eine Kokainüberdosis brachte ihn ins Grab, 30 Jahre nachdem Tina ihn das letzte Mal gesehen hatte. Zu seinem Tod äußerte sich die Musikikone damals nicht.
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