Spieletests
"Knockout City" im Test: Gute Idee mit unklarer Zukunft
Völkerball als Multiplayer-Spaß? "Knockout City" der Velan Studios und Electronic Arts startet furios, lässt aber derzeit die Zukunft noch offen.
In Schulen, Freundesgruppen und unter Bekannten wird es seit Ewigkeiten gespielt, nun hält Völkerball auf in der Videospiel-Welt Einzug. "Knockout City" nennt sich das Experiment der Velan Studios und Electronic Arts, das aus dem Sport eine Art futuristischen Multiplayer-Shooter macht. Wie auch das erst kürzlich erschienene "Destruction AllStars" ist auch "Knockout City" nicht bierernst umgesetzt, sondern zeigt beginnend bereits bei den Spielfiguren jede Menge Ausgefallenes und Spaßiges.
Multiplayer-gerecht kann "Knockput City" plattformübergreifend mit Spielern auf PC, PlayStation 4 und 5, Xbox One und Series X|S sowie Nintendo Switch gezockt werden. Vom 21. bis zum 30. Mai spendierten die Macher eine kostenlose probe-Version, 20 Euro kostet die Vollversion danach. Eigentlich ist das Gameplay schnell erklärt: Je drei Spieler treten in Teams gegeneinander an, um sich mit Bällen gegenseitig aus der laufenden Runde zu schießen, nach zwei Treffern ist ein Teammitglied draußen.
Viele Modi, aber wenig Ausblick
Schon zum Start besitzt "Knockout City" eine Handvoll Spielmodi, die mit Sonderregeln, 1-vs-1-Matches oder zusätzlichen Gimmicks wie Diebstahl-Aufgaben aufwarten. Gesteuert werden die Figuren in Third-Person-Perspektive, grafisch erinnert das Game dabei sehr an den Battle-Royale-Titel "Fortnite". Für Überraschungen im klassischen "Gegner suchen und abschießen"-Prinzip sorgen Tricks wie Bälle, die plötzlich explodieren, oder auch dass sich statt der Bälle die eigenen Team-Mitglieder auf die gegnerischen Spieler schleudern lassen.
Wenig lässt sich allerdings zur Zukunft des Games sagen, die in Saisonen daherkommen soll und entscheidend von der Spieleranzahl zum Start abhängen wird. Bisher gibt es in der Saison 1 einen Ranglisten-Modus mit kosmetischen Belohnungen am Ende, vier Spielmodi (3 gegen 3, 1 gegen 1, Party-Team K.O. und Diamantenraub) und sechs Karten. Die machen zwar Spaß, um dauerhaft dranzubleiben, müssten aber möglichst bald mehr Karten, Modi und Spezial-Veranstaltungen mit besseren Belohnungen folgen. Dazu hört man derzeit jedoch recht wenig.
Mit dem Können kommt auch die Taktik
Kurzweilig sind die Matches aber allemal. Und das, obwohl anders als in Multiplayer-Shootern und -Arenengames nicht zig verschiedene Figuren mit ihren jeweils eigenen Fähigkeiten auftreten, sondern das Kern-Gameplay von einem Team perfektioniert werden soll, wobei allen Mitspielern dieselben Möglichkeiten zur Verfügung stehen. So können Bälle nicht nur auf Gegner geschleudert oder zwischen Teammitgliedern hin- und hergepasst werden. Gegner können den Geschossen auch ausweichen, sie fangen und kontern oder ihrerseits Würfe andeuten, um uns zu einer falschen Ausweich-Bewegung zu veranlassen.
Drischt man zu Beginn einfach wild drauf, sobald man einen Ball in die Finger bekommen hat, fährt man das Spiel so schnell an die Wand. Dass auch Anfänger schnell an die taktischen Möglichkeiten herangeführt werden, liegt vor allem an der Auto-Aim-Funktion des Games. Bälle finden ihre Ziele nämlich automatisch, weswegen man sich ganz auf die Bewegung der Spielfigur und die Muster der Gegner konzentrieren kann. So gelingt auch schnell der erste Konterwurf, der durch getimtes Drücken des entsprechenden Buttons erfolgt – je präziser man reagiert, umso härter fällt der Wurf aus.
Können und Teamplay entscheidend
Ist ein Team wirklich eingespielt, entwickeln sich adrenalingeladene Matches, in denen etwa Teammitglieder dem Gegner durch einen lockeren Wurf Bälle vermeintlich zupassen, während man selbst den Feind zeitgleich mit einem scharfen Curveball regelrecht abknallt. Ja, "Knockout City" lässt es immer wieder durchblitzen: Das Spiel würde sich wohl perfekt für große E-Sport-Turniere eignen. Zwar finden sich auch einige Mechaniken mit Zufallsprinzip im Spiel – beispielsweise durch immer wieder auftauchende Superbälle – großteils aber zählen alleine das Können und das Teamplay.
Grafisch ist "Knockout City" große Klasse. Jede der wenigen Karten zeigt sich unterschiedlich und mit eigenen taktischen Gegebenheiten, dazu wird mit Neoneffekten und Animationen nicht gegeizt. Die Figuren selbst fallen detailliert aus, auch die Animationen sind toll anzusehen – und das Wichtigste: in jeder Spielsituation lief das Game superflüssig ab. Und mit rund zehn Spielminuten pro Runde ist auch die Dauer jeder Begegnung angemessen lange ausgefallen. Wartezeiten gibt es kaum, denn bereits in der Phase der Gratis-Version tunmmelten sich durch das unterstützte Crossplay Tausende Spieler im Game.
Die Schnitzer kommen zum Schluss
Kritik kommt von uns vor allem in zweierlei Hinsicht, nämlich der Multiplayer-Politik und den Inhalten. So gibt es keine Möglichkeit, alleine gegen KI-Teams anzutreten oder gemeinsam mit Freunden auf der Couch im Splitscreen zu zocken. gespielt werden kann bisher nur online gegen und mit menschlichen Spielern – schade. Und: So ausgefallen das Prinzip von "Knockout City" und so verrückt die Aufmachung ist, so handzahm präsentieren sich bisher die Karten und Modi. An den wenigen Maps sieht man sich schnell satt und die Modis entsprechen den typischen aller großen Multiplayer-Games.
Fans von Multiplayer-Games wie "Fortnite" und "Destruction AllStars" kommen mit dem vor allem teambasierten "Knockout City" zumindest vorerst trotzdem voll auf ihre Kosten. Damit der Hype um das Game aber nicht allzu schnell im Sand verläuft und das Spiel seinen Vorschusslorbeeren gerecht wird, sollten die Entwickler möglichst schnell neue Inhalte ankündigen und nachliefern. Das Potenzial zu einem echten Multiplayer-Hit hat "Knockout City" jedenfalls – jetzt müssen die Chancen nur noch genutzt werden.